Kamp-Lintfort. Der Kamp-Lintforter Landschaftsarchitektin Heike Scriverius ist ein Roman „passiert“. Ihr Debüt spielt auf einer einsamen Insel vor Lanzarote.
Das nennt man wohl ein vielversprechendes Debüt: Wenn der Verlag Droemer-Knaur im August sein Herbstprogramm herausgibt, ist in der Sparte Belletristik-Taschenbücher der Roman einer Autorin aus Kamp-Lintfort als Spitzentitel gelistet: „Die Gärten von Monte Spina“ heißt das Erstlingswerk der Landschaftsarchitektin Henrike Scriverius, das der Verlag derzeit mit einer groß angelegten Marketingkampagne begleitet. Wie ausgerechnet eine erfolgreiche Landschaftsarchitektin auf die Idee kommt, einen Roman zu schreiben? „Gar nicht“, sagt Henrike Scriverius, „das ist mir einfach so passiert.
Die wahre Geschichte hinter dem Roman ist fast so schön, wie die ausgedachte um Protagonistin Toni, die nach einem persönlichen Schicksalsschlag auf einer wilden Insel mitten im Atlantik vor der kanarischen Insel Lanzarote eine Stelle als Gärtnerin annimmt. „Auslöser für den Roman war eine kleine Insel vor der Nordspitze Lanzarotes“, erzählt Henrike Scriverius, die gemeinsam mit ihrem Mann Johannes Reinders vor fünf Jahren federführend das Konzept zur Kamp-Lintforter Bewerbung für die Landesgartenschau entworfen hat. „Wenn man im Landeanflug auf Lanzarote auf der rechten Seite sitzt, kann man sie aus dem Fenster heraus sehen.“
Ein spanischer Künstler hat Scriverius besonders inspiriert
Während eines Inselurlaubes mit ihrem Mann entwerfen beide abends beim Essen oder einem Glas Wein auf der Terrasse auf Servietten und Zetteln einen Garten für die Insel. Gerne outet sich Henrike Scriverius dabei als Bewunderin des spanischen Künstlers César Manrique, der in die archaische Landschaft der Vulkaninsel Krater bepflanzen und Pool-Lagunen bauen ließ: „Bis heute prägen die Vorstellungen Manriques mein Bild von einer gelungenen Landschaft: nicht gegen, sondern mit dem Ort geplant – kein Kontrast, sondern eine Bereicherung“, so Scriverius. „Monte Spina ist ein Sehnsuchtsort. Das Anwesen mit Parklandschaft, geschmiegt in eine karge Vulkanlandschaft, war ganz schnell im Kopf – und dann waren auf einmal auch die Menschen da.“
Wieder zuhause, oft im eigenen wunderbaren Garten am Fuße des Dachsbergs, entsteht so nach dem Urlaub Kapitel um Kapitel für die Geschichte über die Gärtnerin Toni, ihre Mitbewohner auf der Insel und den ebenso merkwürdigen wie faszinierenden Inselbesitzer Max Bror. „Ich habe die Kapitel immer abends beim Vorlesen getestet, wenn mein Zuhörer am Ende noch wach war, habe ich einen Haken dran gemacht“, sagt Henrike Scriverius und lacht.
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Natürlich habe es auch mehrere Brüche gegeben. „Ich habe auch mehrmals von vorn angefangen. Aber mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, mich mit Sprache zu beschäftigen.“ Ende 2017 hatte sie endlich das „Gefühl, fertig zu sein.“
Rückblickend fängt erst dann aber die eigentlich anstrengende Arbeit an. Freunde, die das Manuskript lesen, überzeugen Henrike Scriverius, Literaturagenturen zu kontaktieren. Tatsächlich interessieren sich gleich mehrere für ihre Arbeit. Den Zuschlag erhält die Literaturagentur Copywrite aus Frankfurt am Main. Für den Feinschliff überarbeitet Scriverius das Manuskript, entscheidet sich, der Idee ihrer Literaturagentin Vanessa Gutenkunst zu folgen, und den Roman in die Ich-Erzählform zu bringen. „Dadurch wurde die Sprache jünger und frischer“, so Scriverius. Noch vor der Leipziger Buchmesse im letzten Jahr kauft Droemer-Knaur das Manuskript, um es zu veröffentlichen.
Eine starke Frau in der Lebenskrise
Herausgekommen ist eine ebenso spannende wie sprachlich sehr gut erzählte Geschichte über eine starke Frau, die sich auf abenteuerlichen Wegen aus einer Lebenskrise befreit und neu anfängt. Wie viel von ihrer Hauptfigur in ihr selbst steckt? „Doch sehr viel“, sagt Scriverius, „in Toni steckt vor allem viel von dem, wie ich gerne wäre.“
Je näher der Tag rückt, an dem „Die Gärten von Monte Spina“ in die Buchhandlungen (morgen, 1. August) kommt, desto größer wird die Spannung bei der 46-jährigen Kamp-Lintforterin. Für die Premierenlesung am 21. August, 18.30 Uhr, hat sie sich die Kamp-Lintforter Mediathek ausgesucht.
Ihren Beruf als Landschaftsarchitektin wird Scriverius nicht aufgeben – auch, wenn sie bereits an ihrem nächsten Buch arbeitet. „Das eine geht nicht ohne das andere.“