Kamp-Lintfort. . Landschaftsarchitekten Reinders und Scriverius sprechen über die Laga in Kamp-Lintfort

„Kamp-Lintfort – Landesgartenschau 2020“! Manchmal fühlt es sich für Henrike Scriverius vom Duisburger Büro Reinders Landschaftsarchitekten heute noch wie ein kleines Wunder an. „Eigentlich haben wir uns immer ein bisschen als Kellerkind gefühlt. Bad Honnef – das roch mit Rhein und Drachenfels ja geradezu nach Landesgartenschau,“ blickt sie auf ein ganz besonderes Jahr mit einem ganz besonderen Happy End zurück.

Und es passt wie Kloster, Kohle und Campus zu Kamp-Lintfort, dass für Henrike Scriverius und ihren Mann Johannes Reinders als Projektleiter der Machbarkeitsstudie dabei nicht nur der berufliche Erfolg zählt: „Wir sind ja auch Kamp-Lintforter“, sagt die Landschaftsarchitektin und lacht. Kein Wunder also, dass sich bei ihr immer noch ein Gänsehautgefühl einstellt, wenn sie das aufregende letzte Jahr Revue passieren lässt.

Für einen Landschaftsarchitekten gleicht der Auftrag, eine Landesgartenschau zu planen, einem Ritterschlag. „Das ist sozusagen das Sahnehäubchen“, sagt Henrike Scriverius und blickt ein wenig wehmütig ins nächste Jahr, wenn der landschaftsarchitektonische Wettbewerb für das gesamte Gelände ausgeschrieben wird. „Weil wir die Machbarkeitsstudie erstellt haben, ist es unserem Büro leider nicht erlaubt, an diesem Verfahren teilzunehmen“, so Scriverius.

Federführend

Johannes Reinders, der mit seinem Büro federführend das Konzept für die Bewerbung Kamp-Lintforts entwickelt hatte, ist erfolgreicher und erfahrener Landschaftsarchitekt und hat in jungen Jahren auch selbst schon mal eine Landesgartenschau geplant – 1988 in Rheda-Wiedenbrück. Streng genommen stammt die Idee, eine Landesgartenschau in die Hochschulstadt zu holen, eigentlich von ihm. Als sein Büro 1999 den Wettbewerb für die Gestaltung des Wandelwegs gewann, war schnell klar: Alle Ideen, die aus diesem Konzept hervorgingen, ließen sich nicht ad hoc verwirklichen. „Und da“, sagt Heike Scriverius, „kam bei ihm und Monika Fraling vom Planungsamt erstmals die Idee zu einer Landesgartenschau in Kamp-Lintfort auf.“

„Man muss Besucher aus unterschiedlichen Regionen ansprechen. Eine Laga braucht immer ein Alleinstellungsmerkmal – und eine klare Konturierung“ sagt Scriverius. „Das Herz ist die Zeche, die Seele der Klosterberg. Sieben Jahre lang wird das Herz der Stadt bis 2020 stillgestanden haben, bis es zur Landesgartenschau wieder zu schlagen anfängt. Dementsprechend soll es dort laut, bunt, pulsierend und frech werden.“

Im Schatten des Klosters sollen die Besucher zur Ruhe kommen. „Poetisch, literarisch, genießen mit allen Sinnen“, beschreibt Scriverius das, was die Besucher erwarten soll. Dann gelte es auch, den Weinberg behutsam aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken.

Scriverius hat in ihrem Beruf schon viele Landesgartenschauen erlebt. „Kamp-Lintfort hat die Chance, eine wirklich tolle, vielleicht sogar die beste Laga anzubieten“, glaubt die Fachfrau.

Nachhaltigkeit

Woran viele Landesgartenschauen kranken? „Es geht immer auch um Nachhaltigkeit, um Flächen, die dem Bürger zurückgegeben werden. Nur – in zwei Jahren entwickelt sich keine Landschaft“, sagt Scriverius. Hier könne Kamp-Lintfort punkten, weil auf dem Zechengelände schon einiges vorhanden sei: „Wir haben dort allein elf denkmalgeschützte Gebäude, die immer im Sichtfeld sein werden. Die Zeche ist der Bereich, wo am meisten verändert, am meisten gepflanzt werden wird.“

Für ein großes Plus hält die Landschaftsarchitektin die geplanten Paradiesgärten auf dem Osthang des Klosterbergs. „Man darf nicht vergessen – eine Landesgartenschau ist auch eine Leistungsschau, bei der zum Beispiel neue Züchtungen präsentiert werden.“ Eine bittere Pille werden die Kamp-Lintforter allerdings schlucken müssen – das Gelände um Hochzeitswiese, Weinberg und Terrassengarten wird für die Dauer der Landesgartenschau kostenpflichtig werden – auch für die Kamp-Lintforter. Danach soll aber in Kamp-Lintfort alles wieder frei sein – nicht üblich für eine Landesgartenschau, hier aber ausdrücklich gewollt.

„Ich glaube, Kamp-Lintfort hat verstanden, dass die Stadt sehr viel bekommen wird. Und dass der Blick der Besucher auf Kamp-Lintfort ein neuer wird,“ sagt Scriverius. Mit dem Herzen dabei sein wird sie. So oder so.