Kamp-Lintfort. Wie Musiker für den Auftritt zusammenfinden, können Interessierte an verschiedenen Orten unentgeltlich verfolgen. Und die Feinheiten erlauschen.

Was genau Pianist Roland Krüger mit dem „Up-Beat-Pizzicato“ meinte, das er vom Violinisten Roman Patocka hören wollte, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Aber das ist ja das Schöne an den öffentlichen und in lockerer Atmosphäre stattfindenden Proben zum Kammermusikfest: Da kann der geneigte Zuhörer auch schon mal ganz anderen Gedanken nachhängen. Etwa auch dem, woher das I-Pad des Pianisten weiß, wann es das Notenblatt umblättern muss.

Im Rokokosaal arbeiteten am Montag neben Krüger und Patocka auch Bratschist Alfredo Zamarra und Cellist Christopher Franzius am Klavierquartett Es-Dur op. 87 von Antonin Dvorak. Ein kraftvolles Stück mit teilweise großem Drama, an dessen Feinheiten

Sieht ganz schön kniffelig aus.
Sieht ganz schön kniffelig aus. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

die vier Musiker schliffen, immer einen Stift auf dem Notenpult bei der Hand, um Notizen zu machen. Aber bei allem Ernst der Arbeit, Gelegenheit für einen Lacher gibt es immer. Zum Beispiel, wenn der Violinist nach einem misslungenen Zupfer einfach mal mehrere dranhängt, bis es stimmt.

Zuhörer verfolgen die Proben mit Spannung

Das Interesse an dieser öffentlichen und kostenlosen Probe war groß. Zahlreiche Fahrräder parkten vor dem Geistlichen und Kulturellen Zentrum. Camilla Bachus aus Krefeld lauschte konzentriert mit geschlossenen Augen: „Man muss einfach genau hinhören. Dann ist es spannend zu sehen, wie die Musiker zueinander finden, es wächst und besser wird.“ Sie und Angelika Johanns, die vor allem die „stimmige Atmosphäre“ auf dem Klosterberg schätzt, reisen seit vielen Jahren sowohl zu den Proben als auch zu den Konzerten. „Diesmal haben wir nur noch Karten für das Abschlusskonzert auf Bloemersheim bekommen. Wir wären aber auch gerne noch nach Ossenberg zur Matinée gefahren“, bedauern die Damen. Sie waren gemeinsam mit Wilhelm-Alfred Tenten auch schon am Sonntag am Kloster. Da gab es Brahms zu hören. „Diesen Brahms hatten wir noch nicht“, sagt Johanns. „Dabei haben wir sehr viele CDs zu Hause.“

Die beiden Rheinbergerinnen Andrea Behrendt und Beate Monzer-Erdmann kommen erst zur zweiten Hälfte der Probe. Sie waren vorher im Audimax der Hochschule Rhein-Waal. „Da war es angenehm kühl, aber schöner ist es natürlich hier“, findet Andrea Behrendt. Auch sie ist regelmäßig bei den öffentlichen Proben dabei und findet das Geschehen dabei „interessant“.

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Aber die Konzerte möchte sie auch nicht missen. Die Rheinbergerinnen haben sogar Karten für das sehr begehrte, weil einzigartige Konzert in der Abteikirche ergattert. „Einzigartig deshalb, weil wir noch nie Barock im Programm hatten, weil für das Kammermusikfest sogar eine Messe ausfällt und weil wir noch nie in der Abteikirche ein Konzert hatten“, erklärt Organisatorin Jeanette von der Leyen.

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Nur Restkarten sind für das Kammermusikfest verfügbar und im Geistlichen und Kulturellen Zentrum erhältlich. Stand Montagnachmittag: 15 für das Eröffnungskonzert am Donnerstag im Audimax , zehn für die Einführung in das Programm am Mittwoch.

Infos über die Proben gibt es nun auch per WhatsApp direkt aufs Handy. Einfach unter 01525/7575471 einen Kontakt anlegen und dann das Stichwort „Start“ versenden. Dann gibt es automatisch die neuesten Infos über kurzfristige Änderungen. Die öffentlichen Proben gehen noch bis Samstag an verschiedenen Orten weiter: www.kammermusikfest-klosterkamp.de