Am Niederrhein. Förster Otto Pöll ist erleichtert, dass die schlimmsten Befürchtungen nach dem Hitzesommer ausgeblieben sind. Doch ihn sorgen zwei Dinge.

„Wir sind noch nicht aus dem Schneider“, mahnt Otto Pöll, Chef des Regionalforstamtes Niederrhein. Die schlimmsten Befürchtungen, was den Waldzustand angehe, seien zwar bisher nicht eingetroffen. „Und wir sind auch froh, dass nach der Hitze des letzten Jahres nicht so viele Laubbäume abgestorben sind“, kommentiert der Experte. Nur die Fichten hätten zum großen Teil die Trockenheit nicht überstanden, machten aber nur einen geringen Teil des gesamten Bestandes aus. „Die meisten der im letzten Jahr betroffenen Laubbäume haben gottlob im Frühjahr wieder ausgetrieben.“

Spezielle Schichten im Boden führen zu Wassermangel

Zwei Dinge beschäftigen den Forstmann jetzt am meisten: der fehlende Regen und die Waldbrandgefahr.

Auf Wunsch des Ministeriums habe man sich im Frühjahr mit allen Waldbesitzern in der Region zusammengesetzt und über die Situation gesprochen. „Wir sind auch übereingekommen, dass jeder mit größeren Laubbaum-Verlusten sich melden soll. Bisher haben wir jedoch nur eine Meldung bekommen.“ Dabei handele es sich um die Region Rheurdt/Aldekerk, wo es durch spezielle Schichten im Boden zu besonderem Wassermangel gekommen sei. Alles in allem seien heimische Wälder wie beispielsweise die Littard am Rande Neukirchen-Vluyns noch relativ gut versorgt durch ihre Bodenbeschaffenheit.

Otto Pöll leitet das Regionalforstamt Niederrhein im Landesbetrieb Wald und Holz NRW.
Otto Pöll leitet das Regionalforstamt Niederrhein im Landesbetrieb Wald und Holz NRW. © Landesbetrieb Wald und Holz NRW | Foto: Regionalforstamt Niederrhein Landesbetrieb Wald und Holz NRW

Baumarten, die besonders schlecht mit Trockenheit umgehen könnten wie Birken, seien unübersehbar stark geschädigt. Nutzhölzer wie Eichen und Buchen seien jedoch in einem relativ guten Zustand. „Nur ganz vereinzelt sieht man eine vertrocknende Buche in einem Bestand“, schildert der Experte. Auf schweren Böden hätten Buchen Probleme, in den Boden einzudringen. „Wir haben hier aber viele gute Böden für Buchen, beispielsweise in der Kamp-Lintforter Leucht, dem Oermter Berg oder dem Hochwald bei Xanten.“

Im Herbst gibt es wenig Eicheln

Eichen könnten gut mit schweren Böden umgehen. „Sie haben zwar wegen des Befalls durch Falter wie Frostspanner und des Eichenwickler erst sehr spät ausgetrieben, wurden aber alle grün. Es wird aber im Herbst wohl wenig Eicheln geben.“ Langsam gingen in der Region jedoch die beliebten Baumarten aus, wie Ulme, Ahorn, Esche. Vorgeschädigte Exemplare litten unter Pilzbefall wie dem Ahornrindenruß, der den Baum töte und dessen Pilzsporen obendrein für Menschen beim Einatmen sehr gefährlich werden könnten.

Bäume in die Müllverbrennung

„Das gilt wohl vor allem für Waldarbeiter, nicht für Spaziergänger“, erklärt Otto Pöll. Die abgestorbenen Bäume müssten höchst kostenintensiv zur Müllverbrennung, womit man vor allem bei Neuss und Mönchengladbach Probleme habe. Zurzeit suche man nach Methoden, damit dies auch für Privatwaldbesitzer bezahlbar bleibe.

Viele Kommunen müssten auch große Summen zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners einsetzen, der bei Hautkontakt – etwa auf Spielplätzen – Gesundheitsschäden bewirke. „Der Spinner entwickelt sich bei trockener Wärme explosionsartig, was aber im Forst kaum eine Rolle spielt.“

Zur aktuellen Hitzewelle: Von Entwarnung für den Wald könne keine Rede sein. „Es muss in den nächsten Wochen dringend regnen, lange und ausgiebig. Es fehlen wohl einige Hundert Liter Regen auf den Quadratmeter.“ Fachleute beim Geologischen Dienst in Krefeld hätten bei Probebohrungen festgestellt, dass im Bereich zwischen 30 Zentimetern und 1,80 Metern Tiefe im Boden alles pulvertrocken sei.

Ganz wichtig jetzt: „Im Wald darf nicht geraucht werden und es darf keinesfalls Feuer wie beispielsweise ein Grill angezündet werden“, mahnt der Forstamtsleiter. Spaziergänger bittet das Forstamt, im Wald mit aufzupassen und kleine Brände gegebenenfalls zu löschen, und in jedem Fall aber die Feuerwehr unter 112 zu alarmieren.