Neukirchen-Vluyn. Jürgen Tempelmann von der Ruhrstadt-Stiftung hat sein Konzept für die Niederberg-Fläche in Neukirchen-Vluyn vorgestellt. Weitere Schritte folgen.

Am Dienstag hat Jürgen Tempelmann von der Ruhrstadt-Stiftung konkreter vorgestellt, wie er sich die Entwicklung der südlichen Niederberg-Fläche vorstellt. Zusammen mit Ralf Hüttemann von der Grundstückseigentümerin RAG MI hat Tempelmann Station im Rathaus gemacht.

„Alle Hauptbausteine, die wir in Dorsten umgesetzt haben, können wir auch in Neukirchen-Vluyn umsetzen“, sagte Tempelmann. In Dorsten hat er wie berichtet erfolgreich das CreativQuartier auf der Zeche Fürst Leopold entwickelt, insgesamt auf 140.000 Quadratmetern ein großes CreativRevier geschaffen.

Im dortigen CreativQuartier haben sich 70 Mieter angesiedelt. Das hat 350 Arbeitsplätze geschaffen. Dazu kommen laut Tempelmann rund 300 Arbeitsplätze auf den umliegenden veräußerten Gewerbeflächen. Insgesamt peilt der Investor in Dorsten rund 1000 Arbeitsplätze an.

Der Investor plant die Hälfte für Niederberg

Für die Fläche auf Niederberg plant er mit der Hälfte der Dimension. Aber: Die Idee ist identisch und fügt sich zudem gut in den Masterplan, den die Stadtverwaltung zusammen mit der örtlichen Politik auf den Weg gebracht hat.

Jeder Buchstabe des Begriffs „Revier“ hat übrigens eine Bedeutung, die sich aus den Anfangsbuchstaben englischer Begriffe ableitet. Renovation steht für die Sanierung der Altgebäude, in diesem Fall des denkmalgeschützten Backsteindreiklangs. E steht für Entertainment, also die Unterhaltung durch Musik und Kunst, ist folglich der kreative Part. V symbolisiert das Wort Village, also das Wohnen, das auf Niederberg-Nord zu einem großen Teil bereits realisiert ist, aber auf der Süd-Ost-Fläche in kleinerem Ausmaß ebenfalls stattfinden soll.

I kürzt die Industry ab, was man nicht weiter übersetzen muss. Der Buchstabe E für Energy (Energie) ist interessant. Schon in Dorsten legt Tempelmann Wert darauf, dass seine Mieter Öko-Strom nutzen. Sein Ziel für Neukirchen-Vluyn ist es, „ein autarkes System auf die Beine zu stellen“.

Das Revier schließt mit R wie Retail, also dem Einzelhandel ab. An diesem Punkt könnte es noch kniffelig werden. Derzeit ist auf der Fläche nur ein Lebensmittelmarkt planbar, der nicht mehr als 800 Quadratmeter umfasst. Auf die Frage, ob ihm diese Größe als Frequenzbringer ausreicht, antwortete Jürgen Tempelmann ganz klar: „Nein.“ Ein kleiner Discounter sei nicht passend für seine Idee. „Es wäre mir lieb, wenn es jemand aus Neukirchen-Vluyn wäre“, der das Projekt mittrage, sagte Tempelmann. Wie Bürgermeister Harald Lenßen ausführte, lasse man gerade prüfen, was da möglich sei. Lenßen: „Ich bin guter Dinge, dass wir da zusammenkommen.“

Die Mieter zahlen eine Marketingabgabe für Events

Bei Jürgen Tempelmann ist alles aus einem Guss. Wie er sagt, achtet er auch auf die architektonische Gestaltung der Neubauten. „Das muss eine Qualität haben.“ Neue hässliche Gebäude könnten Baudenkmäler erschlagen, lautet seine Botschaft.

Seine Mieter zahlen in Dorsten übrigens eine Marketingabgabe, mit der die Veranstaltungen finanziert werden – was somit auch auf Niederberg übertragen wird. Edeka und Aldi machen mit. Zwei Marketingmitarbeiter arbeiten dort am kreativen Konzept. Für Neukirchen-Vluyn ist einer geplant.

Wie der Neukirchen-Vluyner Bürgermeister ist auch RAG-MI-Projektleiter Ralf Hüttemann begeistert von der Idee. „Pläne sind ja immer bunt, schön und aussagestark“, sagt er. Es brauche aber Inhalte. Zumal der Backsteindreiklang „baulich nicht gerade in erbaulichem Zustand“ sei. Tempelmann habe mit der Ruhrstadt-Stiftung an anderer Stelle bewiesen, dass er es könne und wolle, schwärmt Hüttemann.

Zeitfenster: Tempelmann und Hüttemann verhandeln jetzt über Preise. Mitte 2021 kann laut Ana Christobal vom Bauordnungsamt das Planverfahren abgeschlossen und somit Baubeginn sein.