Moers. . Das Moers Festival 2019 (7.-10. Juni) wird ein Musik-Marathon: Vier Tage, 250 Künstler, 26 Konzertorte. Und jede Menge neuer, verrückter Ideen.
Improvisierte Musik aus vier Kontinenten an 26 Konzertorten an vier Tagen – die 48. Ausgabe des Moers Festivals wird die Innenstadt zwischen Festivalhalle und Bahnhof am Pfingstwochenende zu einer extralangen Musikmeile machen. Viele kleine, aber besonders feine Häppchen gibt es sogar umsonst und manchmal auch draußen, dazu später mehr.
„Strengt euch an“ fordern die Macher des Moers Festivals auf ihrem ungewöhnlichen Plakat mit dem Elefanten nicht nur von den Festivalbesuchern – auch die knapp 250 Musiker stehen am Wochenende vor ganz neuen Herausforderungen.
Nicht nur, weil einige von ihnen zwischendurch immer mal wieder beim Friseur oder im Dekoladen auftreten, sondern auch, weil der musikalische Leiter Tim Isfort es liebt, Künstler aus ihren Komfortzonen zu locken und sie in ganz neuen Konstellationen zu zeigen.
Das führt im Umkehrschluss gleich zu vier Weltpremieren. Im Global Improvisers Orchestra finden sich in dieser Woche Musikerinnen und Musiker aus neun Ländern zusammen, um am Pfingstsonntag gemeinsam ein Werk auf die Bühne zu bringen. Etwas verrückt könnte auch der erste – und womöglich auch einzige – gemeinsame Auftritt von Marshall Allen, Rodrigo Brandao, Toshimaru Nakamura und Günter Baby Sommer ausfallen. Auch die WDR-Bigband spielt das Spiel mit und wird mit der Musikfabrik NRW und Joshua Redman eine Komposition von Vince Mendoza uraufführen.
Und wer kommt sonst noch alles?
Wer sonst noch so alles kommt? Viele Stars, aber mindestens genauso viele Musiker, die es neu zu entdecken gilt. Peter Evans, Colin Stetson, das Sun Ra Arkestra, Tom Zé oder Joshua Redman zählen sicher zu ersteren. Neugierig machen aber genauso die slowenische Band Sirom und die kanadischen Post-Punker von Crack Cloud. Oder aber die französische Band „La Colonie des Vacances“, die am Montag nach einer Prozession(!) von der Halle in den Schlosspark auf der Parkbühne einen exzentrischen Schlusspunkt setzen könnte.
Schwerpunkte setzt Tim Isfort dieses Mal auf die aktuellen Szenen in Japan, Brasilien, Frankreich und Belgrad. Im Fokus stehen hier zum Beispiel Toshimaru Nakamura, der mit seinen hochfrequenten Klangerzeugnissen für Ohrenflirren sorgen dürfte. Oder der Franzose Erwan Keravec, der mit seinem Dudelsack nach Moers kommt.
Hayden Chisholm ist an einem Ort zu erleben, den man sonst nicht unbedingt mit Musik verbindet
Der aktuelle Moerser Stadt-Improviser Emilio Gordoa hat sich für seinen Festivalauftritt ein Quintett zusammengestellt – und bekommt Verstärkung von gleich drei seiner Vorgänger/innen: Angelika Niescier und ihr New York Trio haben sich
mit den Trondheim Voices zusammengetan und Josephine Bode hat Peter Evans und zwei japanische Musiker an ihrer Seite. Hayden Chisholm bringt mit verschiedenen Musikern aus Belgrad gleich den Sound einer ganzen Stadt mit.
Jetzt aber noch einmal zu anfangs erwähnten Leckerbissen. Neben dem Programm in der Festivalhalle und einigen ticketierten Konzerten an verschiedenen Spielorten in der City (unter anderem Stadtkirche, Schlosshof oder sogar im Schloss selbst) sind verschiedene Musiker immer auch auf dem Dorfplatz vor der Halle oder am Sonntag auf einer Bühne im Schlosspark umsonst zu hören.
Akkordeon unter Wasser? Geht auch!
Dazu zählen genauso kleine Konzerte in verschiedenen Moerser Geschäften, Cafés oder im Büro des Bürgermeisters im Rathaus.
Wer es nicht so mit großen Bühnen hat: Ein Teil des Sun Ra Arkestra spielt umsonst, aber drinnen, am Freitag um 18.30 Uhr im Elektronikmarkt Saturn, Hayden Chisholm kann man am Samstag solo im Büro des Bürgermeisters hören, am Pfingstmontag den weißrussischen Akkordeonisten Yegor Zabelov im Unterwasser-Konzert im Solimare und Colin Stetson in der Aula Filder Benden.
Tipp: Wer mehr als nur Festivalhallen-Programm erleben will – und das ist dringend zu empfehlen – sollte sich ein Programmheft zulegen. Das gibt es am Wochenende unter anderem auf dem Festivalgelände gegen eine Spende. Oder via Programmplaner auf der Festival-Homepage: www.moers-festival.de
>>INFO
Festivalticket im VVK 151 Euro, AK 160 Euro.
Tagestickets im VVK ab 45 Euro, AK ab 50 Euro.
Mörzz-Ticket im VVK 15 Euro, AK 20 Euro. Diese Tickets gelten nicht für die Festivalhalle, aber für viele kleinere Konzerte unter anderem im Solimare, in der Stadtkirche, im Alten Landratsamt oder im Schlosshof. Der Nachteil: Durch begrenzte Platzkapazität kann der Einlass nicht garantiert werden.