Neukirchen-Vluyn. . Marco Jakob ist Juso-Vorsitzender in Neukirchen-Vluyn. Der 22-Jährige unterstützt die Kapitalismuskritik von Kevin Kühnert. Mit klarer Meinung.

Die Kapitalismuskritik von Juso-Chef Kevin Kühnert spaltet die Nation. Die einen sehen in ihm einen Fantasten, der die SPD gefährdet, die anderen begrüßen eine längst fällige Debatte über das gesellschaftspolitische System. Marco Jakob, Juso-Chef aus Neukirchen-Vluyn, gehört zu den Befürworten. „Ich stehe dem positiv gegenüber“, sagt der 22-Jährige, der seit kurzem auf dem Chefsessel der örtlichen Jusos sitzt.

„Ich finde es wichtig, dass die Arbeitnehmer mehr von den Gewinnen abbekommen“, sagt Jakob. Schließlich seien sie es, die die Gewinne erarbeiten. Klare Sache für den Nachwuchs-Politiker: „Die Konzerne müssen die Arbeitnehmer fairer bezahlen.“ Mindestlohn. Körperschaftssteuer. All das seien erste Schritte. Eine Kollektivierung könne man als Vision haben.

„Wir dürfen ja noch Visionen haben“

Ob Kevin Kühnert der SPD schade? „Das wird man bei der Europawahl sehen“, meint Jacob. Ein Absacken der Umfragewerte für die SPD mochte der Neukirchen-Vluyner Juso-Chef am Montag nicht sehen. Aktuelle Forsa-Zahlen zeichnen ein anderes Bild. Jakob: „Die Konservativen sehen das als einen Angriff auf die soziale Marktwirtschaft.“ Es sei aber gut, wenn Debatten angeregt werden. „Wir dürfen ja noch Visionen haben“, sagt Marco Jakob über die Jusos. Heißt: Der politische Nachwuchs könne und müsse auch Anstöße geben und Impulse setzen für eine Debattenkultur.

Europa findet er wichtig. Marco Jakob ist überzeugt, dass die großen Themen nur europäisch gelöst werden können. Dazu gehöre, in den Mitgliedsstaaten gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen.

Einem möglichen Rechtsruck in Europa begegnen

„70 Jahre Frieden – das geht nur gemeinsam“, unterstreicht der 22-Jährige. Einem möglichen Rechtsruck in Europa müssen auch die Sozialdemokraten begegnen. Das ist Jakob auch klar. Sein Ansatz: „Die Ängste der Menschen ernst nehmen, den Populisten nicht nachgeben und zeigen, dass wir Antworten haben.“

Er selbst ist im Juni 2015 in die SPD eingetreten, war bei den Neukirchen-Vluyner Jusos Beisitzer, Kassierer, stellvertretender Vorsitzender und jetzt Vorsitzender. Bei den Jusos im Kreis ist er Kassierer. Das passt gut: Mit Geld und Zahlen kennt sich der 22-Jährige bestens aus. Er ist Diplom-Finanzwirt und arbeitet beim Finanzamt in Kamp-Lintfort.

Ein Ziel haben die Jusos nicht erreicht

„Mich haben die großen Fragen beschäftigt“, sagt er. Und, dass er für die Menschen am Ort da sein möchte. Dass sich die SPD-Fraktion für die Bahnanbindung einsetzt, begrüßen die Jusos.

Eine kleine Niederlage haben sie jetzt zwar einstecken müssen, weil am Idahobit, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie am 17. Mai, am Rathaus keine Regenbogenflagge gehisst werden soll, was die Jusos gefordert hatten. Aber es bleiben ihnen mit dem bezahlbaren Wohnraum, der Digitalisierung und der zentralen Sportanlage noch ausreichend Themen.