Kamp-Lintfort. . Noch ist die ZWAR-Gruppe im Niersenbruch in der Kennenlern-Phase. Aber erste Ideen gehen weit über „Spielen vor dem Bingo-Alter“ hinaus.

„Oder einfach mal ‘ne Runde Skat spielen.“ Lutz Zemke war beim ersten Basisgruppentreffen des Netzwerks ZWAR (Zwischen Arbeit und Ruhestand) für den Niersenbruch dabei. Dabei haben nach seiner Schätzung etwa 80, 90 Leute gemeinsam überlegt, was sie von diesem Nachbarschaftsnetzwerk, das in Moers schon länger funktioniert, erwarten. Gemeinsames Spiel ist da ein wunderbar niederschwelliger Vorschlag, ohne Gedöns umzusetzen. Denn Räume stehen ja im Familienzentrum Arche zur Verfügung.

Aber träumen kann man ja noch von ganz anderen Dingen: Eine Reise organisieren zum Beispiel. Sogar das Ziel Krakau sei schnell im Fokus gewesen. Zemkes Ehefrau Andrea, die zwar noch einige Jahre bei Edeka an der Kasse sitzen wird, bevor sie verrentet wird, möchte auch gute Nachbarschaft pflegen. Die geht bekanntlich durch den Magen: „Eine DVD zu einem Land gucken und dann was Typisches kochen“, wäre so ihre Idee. Und spielen tut sie auch gern.

Alternative Wohnformen: Das Nachdenken lohnt sich

Für Lutz Zemke könnte ZWAR aber auch was ganz Nachhaltiges, das weit über „Spielen vor dem Bingo-Alter“ hinausgeht, bewirken: „Wir sind in einem Alter, wo man über alternative Wohnformen nachdenken kann, bevor es zu spät ist.“ Vielleicht finde man auf diesem Wege Mitstreiter. Das ist ja das Schöne an ZWAR: Alles kann, nichts muss. Viele, stellt Zemke fest, seien in der gleichen Lebenssituation: früher war ständig Party, jetzt zögen sich manche zurück, die Kinder sind aus dem Haus, soziale Kontakte zu knüpfen, falle manchen nicht mehr so leicht.

Bei ihm als ehemaligem Bildungsreferenten im Kirchenkreis Moers und erst seit Anfang des Jahres im „Unruhestand“ ist das sicher nicht so. Er sieht sich als gut vernetzt. Aber es komme ja auch darauf an, wie sich die Leute einbringen wollen. „Man kann konsumieren, man kann aber auch machen.“

Das Konzept bietet viele Chancen

Er will zum Beispiel bald einen Stammtisch im örtlichen Café anregen. „Wobei das Schöne an ZWAR die Unverbindlichkeit ist. Da muss niemand in einen Verein eintreten, muss nicht regelmäßig irgendwo aufschlagen, sich an keine Institution binden.“

Dass diese Unverbindlichkeit schneller die Idee begraben könnte, als gedacht sieht er nicht: „So werden die Leute abgeholt, wo sie etwas gerne machen und Spaß haben. Dann kommen sie auch gerne wieder“, beschreibt er die Chance des Konzepts. Vielleicht finden ja tatsächlich ein paar Niersenbrucher zusammen, die eine Laube mieten, Gemüse anbauen und Brot backen wollen und das ihren Enkeln vermitteln. Da wäre es mit der Unverbindlichkeit aber vorbei.

>>INFO
Ab März finden an jedem 1. und 3. Donnerstag im Monat von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr die Basisgruppentreffen für den Niersenbruch/Saalhoff im evangelischen Familienzentrum „Arche“ statt. Die Ansprechpartnerin ist Anke Sczesny, : 0171 3807941, oder asczesny@icloud.com

Für die Stadtteile Hoerstgen, Kamp und Dachsbruch ist das Gruppentreffen an jedem 1. und 3. Dienstag im Monat von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr im Dorfcafé in Hoerstgen, Hoerstgener Str. 473, geplant. Die Ansprechpartnerin hier ist Jeannette Fritz, : 02482/912 272, jeannette.fritz@kamp-lintfort.de