Moers. . ZWAR sind geförderte, soziale Netzwerke für Menschen „zwischen Arbeit und Ruhestand“. Und diese Senioren sind in Moers rekordverdächtig aktiv.
- „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ lautet das Motto landesweit geförderter, sozialer Netzwerke
- Die sieben Stadtteilgruppen in Moers haben Senioren in Rekordzeit gegründet
- Organisatoren und Aktive hoffen auf ein neues Nachbarschaftsgefühl in der Region
ZWAR steht für „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ und ist ein seit 1984 gefördertes Konzept zur Gründung von sozialen Netzwerken in den Kommunen in NRW. Unter Federführung der Leitstelle Älterwerden der Stadt Moers haben sich in nur gut sechs Monaten sieben Stadtteilgruppen gegründet, die bereits rund 300 Aktive zählen. „So etwas haben wir noch nicht erlebt, die Zusammenarbeit hier ist einzigartig“, lobte Christine Sendes von der ZWAR-Zentralstelle.
„Die große Resonanz hat auch uns überrascht, zeigt aber, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind“, sagte Bürgermeister Christoph Fleischhauer. „So etwas ist nur möglich, wenn Politik, Kommunen und Verbände an einem Strang ziehen“, so Kornelia Jordan von der Leitstelle Älterwerden. „Aber damit ist unsere innovative Seniorenarbeit natürlich nicht beendet, sondern geht in anderer Form weiter.“
Vom Erste-Hilfe-Kurs bis zum Moscheebesuch
ZWAR betreut die Gruppen ein Jahr lang bis zur Selbstorganisation, ist in Sachen Coaching oder Nachhaltigkeit aber auch danach immer Ansprechpartner. Im Moerser Rathaus hatten sich mit Violetta Kubat (Stadtmitte), Wolfgang Angerhausen (Meerbeck), Tanja Reckers (Rheinkamp), Sandra Janßen (Asberg), Sylvia Ziethlow (Kapellen), Peter Tietmann (Hülsdonk) und Uwe-Jens Bratkus-Fünderich (Repelen) sieben Gruppenbegleiter eingefunden, die alle nur Positives zu berichten hatten.
Ob Erste-Hilfe-Kurse, Reparaturcafés, Straßenverkehrsübungen, Oldie-Kino, Spiele- und Tanzabende, Moscheebesuche, aber auch Unterstützung beim Erstellen von Homepages oder der Bedienung von Tablets – irgendwer ist immer dabei, der weiß, wie es geht oder den Kontakt herstellt. „Ein hoher Anteil der Menschen bei ZWAR ist auch noch berufstätig. Sie suchen eine neue Form des Miteinander: ohne Chef und mit allen in der Verantwortung“, so Sendes.
Die Hoffnung auf ein Gemeinschaftsgefühl
„Durch die Treffen entstehen viele Nebeneffekte, viele Kontakte. Bisher haben das Nachbarschaftsnetzwerk 55+ der Evangelischen Kirche und die Awo mehr nebeneinander gearbeitet, nun ist es mehr miteinander“, sagte Wolfgang Angerhausen. „Ich habe Moers wie viele Menschen immer als Schlafstadt empfunden und woanders gearbeitet. Durch diese Gruppen hat man die Chance, die Stadt als Ganzes zu erleben“, ergänzte Violetta Kubat. „Allein schon manche Gebäude zum ersten Mal zu betreten, die man über viele Jahre nur von außen kannte, ist eine tolle Sache.“
„Es ist schon etwas komisch, den Schlüssel vom Gemeindehaus abzugeben. Aber die Leute sind sehr verantwortungsbewusst“, so Uwe-Jens Bratkus-Fünderich, Pfarrer in Repelen. „Ich bin gespannt, ob durch die übergreifenden Aktionen in Moers mit seinen Stadtteilen irgendwann so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl entsteht.“
>>INFO: Die ZWAR-Gruppen sind offen für jeden – ohne Vereinsstrukturen, Satzungen oder Zwänge. Angesprochen sind Menschen zwischen 55 und 69 Jahren, die ihre Ideen, Kompetenzen oder Bedürfnisse in die Gemeinschaft einbringen möchten. Aber auch Interessenten anderen Alters werden nicht weggeschickt.
Weitere Infos im Internet unter senioren.moers.de (ohne www.) oder www.zwar.org