Neukirchen-Vluyn. . Sonja Püskens und Heiko Massold sind die Schiedspersonen. Ziel: eine außergerichtliche Einigung in Streitfragen zu erzielen. Nicht immer einfach.
Sonja Püskens ist Schiedsfrau für den Stadtteil Vluyn. Die heute 47-Jährige hat das Amt zum Januar 2015 übernommen. „Jeder Fall ist anders“, sagt sie. „Es ist spannend, wie die unterschiedlichen Auffassungen sind.“ In Vluyn habe sie es oft mit den typischen Nachbarschaftsstreitigkeiten zu tun. Zum Januar 2020 strebt sie ihre zweite Amtsperiode an.
Die wird Heiko Massold Ende des Jahres beenden. Der 48-Jährige ist das Pendant in Neukirchen. Zum neuen Jahr stellt Massold sein Amt zur Verfügung. Nicht, weil er die Freude daran verloren hätte. Seine privaten Pläne gehen in eine andere Richtung. Er habe immer Schiedsmann oder Schöffe werden wollen, sagt Massold. „Das sind schöne Ehrenämter.“
Letztlich hat sich der Schiedsmann durchgesetzt. Klares Argument von Massold: „Wenn es zu einem Vergleich kommt, gibt es nur Sieger.“ Zu einem solchen Vergleich zu kommen, ist das Ziel des Einsatzes der Schiedsleute. Massold: „Es geht darum, dass man weiter miteinander leben kann.“
In der Regel kommt einer der am Streit Beteiligten auf die Schiedsleute zu. In einem Vorgespräch wird ein Antrag formuliert, woraus eine so genannte Ladung für alle Beteiligten resultiert. Die andere Partei hat ebenso die Chance zu einem ersten Gespräch.
Zur Not wird die Einigung vollstreckt
„In 80 Prozent der Fälle kommt die andere Partei auch“, sagt Sonja Püskens. „Dann kann man sich schon mal überlegen, wo es Lösungsmöglichkeiten geben könnte“, sagt sie weiter. Massold hat in seiner Laufbahn bisher rund 130 Fälle bearbeitet, bei Sonja Püskens waren es rund 60. Etwa viermal haben sich die Beteiligten nicht an den Vergleich gehalten, sagt die Schiedsfrau. Dann muss die Einigung vollstreckt werden, eine Ausfertigung des Protokolls bekommt das Amtsgericht. Zuweilen kann es durchaus voll werden im Rathaus, wo die Einigungsgespräche stattfinden. Die 47-jährige Schiedsfrau hatte es mal mit 17 Personen zu tun, Massold fand sich mit maximal 15 Leuten im Gespräch.
Er erinnert sich gut an den Fall, der ihn am meisten bewegt hat. Dabei sei es um eine ältere Dame gegangen, deren Hund der Nachbarschaft Probleme bereitet habe. Ein Loch im Zaun hat eine Rolle gespielt und das traurige Schicksal der Dame. Am Ende ist die Geschichte gut ausgegangen, die Nachbarn haben sich geeinigt, der Hund durfte bleiben und alle haben mitgeholfen.
Die Schiedsleute haben es auch mit Beleidigungen zu tun. Immer öfter mit denen, die in den sozialen Netzwerken stattfinden. Aber: Hier müsse man klar abgrenzen, wo Schiedsleute und wo Gerichte zuständig sind, heißt es. Die Wahl von Schiedsleuten erfolgt alle fünf Jahre durch den Rat.
>>> DAS SCHIEDSAMT STELLT SICH VOR
Das Schiedsamt informiert am 13. April sowie am 14. September in Sprechstunden über die Möglichkeiten der Streitschlichtung sowie über den Ablauf eines Schlichtungsverfahrens. Die Sprechstunden finden von 9 bis 12 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Rathauses, Hans-Böckler-Str. 26 statt.
Um Terminvereinbarung wird gebeten, 02845 /37 99 999 oder per E-Mail an: neukirchen@schiedsamt-neukirchen-vluyn.de.
Wer sich für das Amt der Schiedsfrau/des Schiedsmannes interessiert, wendet sich an Silke Udycz: 02845/ 391-162