Neukirchen-Vluyn. . Bündnis 90/Die Grünen hat am Donnerstagabend zu einem Treffen rund ums Thema Plastik und Müllvermeidung eingeladen. Dabei ging’s auch um Kaffee.
Die Gurke ist noch einmal in einer Plastikfolie verpackt, den schnellen Coffee-To-Go gibt’s vielleicht im Pappbecher, doch auch dieser enthält meistens einen nicht allzu geringen Anteil an Plastik: Rund 37 Kilogramm Plastikmüll produziert jeder Deutsche im Jahr. Das ist zu viel, sagen auch die Grünen in Neukirchen-Vluyn und wollen den Plastikverbrauch reduzieren. Doch wie? Um dieser Frage nachzugehen, haben die Parteimitglieder rund um den sachkundigen Bürger Christian Pelikan am Donnerstagabend ins Projektzimmer im Neukirchener Dorf eingeladen.
„Das Plastikproblem fängt schon bei jedem im Haushalt an. Die Folgen sind aber für die ganze Welt gravierend: Die Meere werden vermüllt, Ressourcen unnötig verbraucht und bei der Verbrennung des Plastikmülls entsteht giftiger Sondermüll“, erklärte Pelikan.
In einem kurzen Vortrag präsentierte er der kleinen Besuchergruppe die Fakten. Rund 450 Jahre dauert es, bis eine Plastikflasche im Meer abgebaut ist. Zum Vergleich: Die Abbauzeit eines Milchkartons beträgt drei Monate.
Die Grünen hatten ein paar Tipps zusammengestellt, wie sich der Müll vermeiden lässt. Sie empfehlen, auf Naturprodukte statt Kunstfasern zu setzen, um Mikroplastik zu vermeiden, Dinge zu reparieren oder sich einfach einmal ein bisschen Zeit für den Kaffee zu nehmen, anstatt ihn „to go“ zu trinken.
Es gibt auch Kritik an der Industrie
Stolz stellte Pelikan auch den ersten Erfolg vor. So hätten die Grünen im vergangenen Jahr durchgesetzt, dass in Neukirchen-Vluyn ein Mehrwegbecherpfandsystem eingeführt werden soll. „Ich denke, dass das Projekt in einem Dreivierteljahr startet. Das wird auch in so einer kleinen Kommune wie Neukirchen-Vluyn relativ viel Müll einsparen“, betonte Pelikan.
Aber auch die Besucher sollten sich einbringen. Schnell entstand eine lebhafte Diskussion darüber, wie man den eigenen Plastikverbrauch reduzieren kann. Mit Emira Peric hatte die Runde an diesem Abend eine Expertin in Sachen Müllreduzierung am Tisch sitzen: Die Neukirchen-Vluynerin verzichtet mit ihrer Familie fast vollkommen auf Plastik (die NRZ berichtete). „Das ist natürlich eine Umstellung, aber es funktioniert. Wir kaufen in Unverpackt-Läden und kochen frisch, anstatt zur eingepackten Tiefkühlpizza zu greifen“, erklärte sie.
Ein Besucher kritisierte die Industrie. Als Verbraucher werde man dazu erzogen, Plastik zu kaufen, sagte er und fragte sich, warum in Kosmetik zum Teil Mikroplastik verwendet werde. Eine andere Besucherin hat im örtlichen Supermarkt bereits eine positive Veränderung festgestellt, wie sie sagte: „Im Kühlregal sehe ich jetzt immer mehr Joghurt im Glas. Wenn die Betreiber sehen, dass die Kunden das kaufen, dann wird das auch im Sortiment häufiger aufgenommen. Jeder Einzelne hat also doch ein bisschen Einfluss im Kampf gegen den Plastikmüll.“