Neukirchen-Vluyn. . Bei Familie Peric ist fast alles auf ein Leben ohne Verpackung und Kunststoffe eingerichtet. Gelbe Tonne? Ach ja, die gibt es ja auch noch.
Zahnbürsten aus Holz, selbst gemachtes Haarshampoo, Küchenvorräte in Glasbehältern oder Haargel aus Wasser und Leinsamen – bei Familie Peric an der Poststraße ist so gut wie alles auf ein Leben ohne Plastik eingerichtet. Auch das Müllvermeiden liegt der Familie sehr am Herzen. „Angefangen hat das alles 2012, als wir das Buch Zero Waste Home der Amerikanerin Bea Johnson lasen. Zeitgleich erschien der Film Plastic-Planet“, schildert Emira Peric. „Wir wollten etwas tun, wussten aber nicht wie.“
So orientierten sich Sascha und Emira Peric an Johnsons Konzept. „Verpackung und Plastik zu sparen, war bei Obst und Gemüse relativ einfach“, berichtet Emira Peric. Lose, unverpackte Ware sei fast überall zu bekommen gewesen. „Dafür haben wir Stoffbeutel mitgenommen“, erklärt Sascha Peric. Schwieriger sei es schon gewesen, Wasser und Milchprodukte ohne Plastik zu bekommen. „Inzwischen ist das weniger ein Problem. Beispielsweise Bioläden oder gut sortierte Supermärkte führen so etwas.“
Seit es in vielen Städten Läden gibt, die Unverpacktes anbieten, ist auch das Leben der Familie Peric leichter geworden. „Beispielsweise gibt es da einen neuen Unverpackt-Laden in Geldern. Da decken wir uns mit allem Nötigen an Lebensmitteln ein wie Mehl, Nudeln, Datteln, Nüssen, Haferflocken und vielem anderen“, sagt der Hausherr. „Müll- und Plastikvermeidung bei sich zuhause aktiv anzuwenden, ist äußerst kompliziert. Zumindest am Anfang“, blickt Emira Peric zurück.
Das Internet hilft häufig weiter
Problematisch sei es auch gewesen, sich mit Putzmitteln einzudecken. „Im Internet kann man beispielsweise Natron bestellen, das in Tüten und im Karton verpackt ankommt“, schildert sie. Natron sei ein Universalreiniger für fast alles im Haus und inzwischen auch in Unverpackt-Läden zu bekommen. Gut zum Spülen sei beispielsweise auch Kernseife. „Wenn man sie reibt, mit Wasser vermixt und vielleicht noch etwas Parfüm zugibt, bekommt man außerdem eine schöne Handwaschpaste“, weiß die Hausfrau.
Vieles an Rezepten habe man aus dem Internet: Doch Müll- und Plastikvermeidung stoßen an Grenzen: „Wimperntusche ist nicht plastikfrei zu bekommen“, weiß Emira Peric. Oder: „Joghurts und Chips für die Kinder, Sojawürstchen oder Spielsachen sind oft plastikverpackt.“ So kommt es, dass auch bei Familie Peric zumindest alle vier Monate ‘mal die gelbe Tonne draußen steht.
Plastik – ein „wunderbarer Stoff“
Und: „Plastik ist im Grunde ein wunderbarer Stoff. Man sollte ihn nur nicht für Mülltüten oder ähnliches verwenden. Meine hochwertige Kamera besteht natürlich auch draus.“ Oder Lego-Steine: „Die sind von hoher Qualität und so gut, dass sie noch vererbt werden können.“ Was auch wichtige Grundsätze für die Müllvermeider sind: „Kaufe nichts, was du nicht benötigst. Und wirf nichts weg, was man nicht noch reparieren oder wieder verwerten könnte“, sagt Emira Peric.
Die Mutter zweier kleiner Kinder engagiert sich auch beruflich für das Thema Müllvermeidung. Sie ist Lehrerin und arbeitet heute als selbstständige Referentin für nachhaltige Bildungsthemen. „Nachhaltigkeit beginnt zuhause“, so lautet beispielsweise der Titel des Kurses, den die Fachfrau am 28. Januar bei der VHS Krefeld/Neukirchen-Vluyn halten wird.
Auch ihr Mann kümmert sich beruflich ums Thema. Der Diplom-Ingenieur für Maschinenbau und Informatik erstellt beispielsweise Software für eine Produktionsstätte, bei der Energie gespart werden soll. „Da war die Frage schnell, wie man auch privat etwas verändern kann“, berichtet er.
Mehr Informationen: zero-waste-niederrhein.de