Issum. . Weil die Issumer Brauerei noch nicht verkauft ist, sorgen sich die Mitarbeiter um ihre Jobs und rufen zum Aktionstag „Aufstehen für Diebels!“

Ein schöner Tag muss der 1. Dezember gar nicht mal werden. Wenn es ein guter Tag für Diebels wird, werden die Mitarbeiter der Issumer Brauerei schon zufrieden sein. „Aufstehen für Diebels!“ fordern sie an diesem Aktionstag, weil sie sich große Sorgen machen um ihre Firma und ihre Jobs. Sollte sich kein Käufer für den Altbierproduzenten finden, wollen Mitarbeiter prüfen, ob sie die Firma selber übernehmen.

Im Sommer platzte in letzter Minute der erhoffte Verkauf von Diebels und Hasseröder im Paket durch den Eigentümer Anheuser-Busch InBev an einen Finanzinvestor, der beide Marken hatte fortführen wollen. Seitdem, sagt Diebels-Betriebsratschef Michael Engelsiepen, habe die Belegschaft den Eindruck, dass „nichts passiert“. Sicher, immer wieder würden Kaufinteressenten durch das Traditionshaus geführt, erst am Dienstag war eine Gruppe in Issum. Doch InBev investiere nicht mehr und „unser Werbebudget ist bei nix“, so Engelsiepen. Seine Sorge ist, dass das Bier ohne Werbung „aus den Köpfen der Leute verschwindet“ und die Marke für seriöse Käufer unattraktiver wird.

350.000 Hektoliter braut Diebels im Jahr

Sie hat ohnehin zu kämpfen. In ihren besten Zeiten, als die legendäre „Schöner-Tag-Werbung“ zu den bekanntesten Slogans der Republik gehörte, wurden in Issum 1,7 Millionen Hektoliter im Jahr gebraut. Heute sind es 350.000 Hektoliter.

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„Wir wollen weder an den Nächstbesten verkauft werden noch am langen InBev-Arm verhungern“, fordert Michael Engelsiepen vom Eigentümer und formuliert den Wunsch der Kolleginnen und Kollegen so: „Am liebsten wäre uns ein privater Erwerber, der genügend Geld, aber auch Herzblut mitbringt und die Marke solide weiterführt.“

Mitarbeiter identifizieren sich mit Diebels

Als letztmöglichen Weg will Engelsiepen nicht ausschließen, dass ein Teil der gut 200 Mitarbeiter Diebels übernimmt: „Da gibt es Modelle“, so der Arbeitnehmervertreter. „Sollten wir ein Signal von InBev in dieser Richtung bekommen, würden wir uns verstärkt um das Thema kümmern.“ Es wäre zweifellos ein komplizierter Weg, das weiß auch Michael Engelsiepen.

Was dafür spricht, ist die hohe Identifikation der Belegschaft mit ihrer Brauerei. Gut 80 Mitarbeiter haben vor einigen Monaten den Verein mit dem bezeichnenden Namen „Wir sind Diebels“ gegründet. Er organisiert mit der Gewerkschaft NGG den Tag „Aufstehen für Diebels“ am Samstag, 1. Dezember, um 11 Uhr auf dem Parkplatz der Brauerei. „Diebels lebt!“ heißt es in dem Aufruf und: „Dafür brauchen wir jede Unterstützung.“

Bürgermeister unterstützt den Aktionstag

„Aufstehen für Diebels“ will auch Bürgermeister Clemens Brüx: „Klar, gehe ich zum Aktionstag und unterstütze die Belegschaft“, sagt er auf Anfrage. „Da bin ich als Bürgermeister nicht neutral. Ich fühle mich verpflichtet, dabei zu sein, zumal ich in Issum geboren bin.“

Im Übrigen stimmt Clemens Brüx der Kritik des Betriebsrates zu: Werbung für Diebels sei „nicht wahrzunehmen“. Traurig sei die Entwicklung auch, weil in der Brauerei „hervorragende Arbeit geleistet wird.“

InBev-Konzern in Kontakt mit Kaufinteressenten

Wie der InBev-Konzern am Dienstag auf Anfrage mitteilte, stehe man mit mehreren Kaufinteressenten in Kontakt. Die Gesprächspartner seien mit dem Geschäft vertraut, so dass man schnell detaillierte Verhandlungen aufnehmen könne, so eine Unternehmenssprecherin. Einen verbindlichen Zeitrahmen könne man noch nicht kommunizieren. „Uns ist sehr bewusst, dass der Verkaufsprozess für die Kollegen in den Brauereien vor Ort eine Belastung ist, an dieser Stelle gibt es nichts zu beschönigen.“

Bezüglich der Werbung bestätigt der Brauerei-Konzern indirekt die Kritik des Betriebsrates. Man agiere in einem seit Jahren rückläufigen Markt, was sich unter anderem in einem starken Preiskampf im Handel ausdrücke, heißt es in dem Schreiben an die Redaktion: „Wir können jeden Euro nur einmal ausgeben und setzen strategisch auf unsere nationalen Premiummarken Beck’s, Franziskaner sowie Corona und fokussieren uns auf profitable Segmente wie Alkoholfrei und Super Premium.“ Dennoch investiere man in die Standorte, auch in Issum, wo nicht nur Diebels, sondern auch Beck’s gebraut werde.