Kamp-Lintfort. . Der Hoogenhof im Kamp-Lintforter Ortsteil Saalhoff hat eine lange Tradition und ist bis heute dörflicher Treffpunkt der Saalhoffer.
- Der Hoogenhof hat eine lange Tradition
- Er ist bis heute auch Treffpunkt der Saalhoffer
- Familie Baaken bewirtschaftet ihn als Pferdepension
Für Christian Baaken ging der vorherige Tag sehr spät zu Ende. „Sie müssen entschuldigen, aber wir haben bis 5 Uhr in der Frühe das Heu eingefahren“, sagt der 32-jährige Herr auf dem Hoogen-Hof. Kein Wunder, dass ihm das Grübeln, in welchem Verwandtschaftsgrad genau er zu seinem Urahn Kurförster Johannes Hoogen steht, etwas schwer fällt. Der denkmalgeschützte Hof auf der Xantener Straße am Fuße der Leucht gehört zu den ältesten Höfen in Kamp-Lintfort. Für die Saalhoffer ist der alte Herrenhof aus fränkischer Zeit heute noch immer ein Zentrum des dörflichen Zusammenlebens. Nicht zuletzt, weil sich die 300 Jahre alte St. Michaels-Kapelle auf seinem Grund befindet.
Im Innenhof kreuzen halsbrecherisch Schwalben, aus den Boxen im alten Stallgebäude wiehert es zuweilen. Unter dem großen Baum vor der Haustür versucht das jüngste Mitglied der Familie, die zehn Tage alte Lenya, auf dem Schoß von Mutter Tina ein schnelles Nickerchen. Momentaufnahmen auf einem Bauernhof im Sommer 2016. Ein bisschen, als wäre die Zeit stehengeblieben.
Niemand kennt das Alter genau
Wie alt der Hoogen-Hof ist, lässt sich nicht genau datieren. Fest steht, dass er als Herrenhof einer fränkischen Siedlung erbaut wurde. Unter diesen Höfen nahm er im 17./18. Jahrhundert eine besondere Stellung ein, weil er der königliche und später kurfürstliche Forsthof war. Laut Dr. Albert Spitzner-Jahn und Hans-Dieter Dormann, die sich zum 300-jährigen Jubiläum der St. Michael-Kapelle mit der Historie des Hofes beschäftigten, kommen vier Mitglieder der Familie Hoogen (Heinrich, Franz, Johannes oder dessen Sohn Johann) anno 1716 als Bauherr der Kapelle in Frage. Johann Hoogen eröffnete 1724 im Verbindungsstück zwischen Wohnhaus und Kapelle eine Schankwirtschaft mit Brauerei, die als Keimzelle der Diebels-Brauerei gilt.
2013 übernahm Christian mit seiner Frau Tina den traditionsreichen Hof von seiner Mutter Irmgard. Der Pferdepensionsbetrieb und die Landwirtschaft sind die Standbeine des Hofes. Schon in den sechziger Jahren begann Christians Großvater Johannes Hoogen mit den ersten Pensionspferden, und auch Irmgard Baaken, geborene Hoogen, ist nach eigenem Bekunden „Pferdenärrin“.
Noch bis 1996 nahm der landwirtschaftliche Betrieb mit Milchvieh aber die Hauptrolle auf dem Hof ein. Heute stehen die Pensionspferde im Mittelpunkt und angebaut wird hauptsächlich Mais, Getreide und Futter für die Pferde. Obwohl, sagt der Hofherr, er in erster Linie mit Leib und Seele Landwirt sei.
Wenn Irmgard Baaken von ihrer Kindheit mit vier Schwestern auf dem Hof erzählt, spürt man ihren Stolz auf die Geschichte des alten Gemäuers. „Natürlich haben wir bei den Stallarbeiten oder bei der Ernte mitgeholfen. Aber wir hatten immer genügend Freizeit. Mein Vater legte viel Wert darauf, dass meine Schwestern und ich uns um unsere Pferde kümmern konnten, genauso wie um unsere Ausbildung. Klar, harte Zeiten gab es immer mal, wenn zum Beispiel die Ernte nicht gut war. Aber die schöne Zeit überwiegt. Frei zu sein ist eben ein gutes Gefühl.“
Tradition hin, Tradition her – der Denkmalschutz ist für Hofherr Christian Baaken mitunter auch eine Last: „Das fängt mit dem Dach an, das mit einem bestimmten Ziegel eingedeckt ist. Die Feldbrandsteine, die wir für die Sanierung des Giebels brauchten, kamen vor Jahren extra aus Belgien – und waren dementsprechend teuer.“ Auch die kleinen Fenster in den Stallungen sind ob des Denkmalschutzes ein Muss, „aber für die Pferdehaltung wären große Fenster einfach besser“, sagt Christian.
Ob Gottesdienst in der Kapelle, Erntedank in der Reithalle oder Fahnenschwenken beim Schützenfest auf der Wiese – für die Saalhoffer Nachbarschaft ist der Hoogen-Hof ein Ort der Zusammenkunft geblieben. Manches ändert sich nicht. Auch, wenn die Hoogen-Nachfahren mittlerweile mit Nachnamen Baaken heißen: „Baaken-Hof? Nee, das geht gar nicht“, finden Christian und seine Mutter Irmgard: „Der Hoogen-Hof ist Tradition.“