Niederrhein. . In der Region werden Hochsitze zerstört. Bisher sind 60 Straftaten angezeigt worden. Die Jäger haben eine Vermutung, wer dahinterstecken könnte.
Die Serie der Sachbeschädigungen reißt nicht ab: Seit dem Frühjahr werden in Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn, Issum, aber auch in Baerl und anderen Stadtteilen von Duisburg sowie im Kreis Kleve jagdliche Einrichtungen, also Hochsitze und Leitern, zerstört. Mittlerweile sind es rund 60 Straftaten, die bei der Polizei angezeigt wurden. Die Kreisjägerschaften vermuten dahinter eine kriminelle Gruppierung, die mit professionellem Werkzeug ausgerüstet ist. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Duisburg alle Strafanzeigen zu einem großen Ermittlungsverfahren zusammengefasst.
Schaden geht in die Tausende
„Bei mir steht keine einzige Kanzel mehr“, berichtete kürzlich ein Revierinhaber aus Kamp-Lintfort. Bei ihm geht der Schaden in die Tausende. Ein Jäger aus Moers-Kohlenhuck ist ebenso betroffen: Ein Erdsitz wurde angesägt, eine fahrbare Kanzel ebenfalls angesägt und umgestoßen, ein Sitz in 1,50 Meter lange Stücke zersägt. „Die kommen mit dem Auto ran, zwischen 23 und 3 Uhr“, ist der Moerser Revierinhaber überzeugt; es seien Akkusägen zum Einsatz gekommen: „Das ist kein Dummer-Jungen-Streich, das ist flächendeckend. Das sind Gruppen, die wissen genau, wo die Leitern stehen.“
Der Jagdaufseher eines Reviers an der Moers-Duisburger Stadtgrenze erzählt von einem Fall, bei dem es nicht nur um Sachbeschädigung ging: Als ein Jäger eine Kanzel besteigen wollte, deren Pfosten aus alten Telefonmasten bestanden, wäre es fast zu einem schlimmen Unfall gekommen. Erst als er auf den letzten Sprossen der Leiter stand bemerkte er, dass die ganze Konstruktion stark wackelte: Die Masten waren zwar durchgesägt, die Kanzel aber nicht umgestürzt worden. Für den Jagdaufseher wurde mit dieser Tat die Grenze zur versuchten Körperverletzung überschritten.
Jetzt kommt auch Brandstiftung dazu
Das sieht Alfred Nimphius, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Wesel, ebenso. Er leistete Vorarbeit für die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, setzte sich mit Revierpächtern in Verbindung, dokumentierte die Schäden, fasste alles zusammen. Die jagdlichen Einrichtungen wurde umgestürzt, an- oder komplett zersägt, oder – wie zuletzt in Issum – in Brand gesteckt. Nun kommt auch noch Brandstiftung zu den Delikten hinzu, die Oberstaatsanwalt Stefan Müller von der Duisburger Staatsanwaltschaft zu einem großen Ermittlungsverfahren zusammengefasst hat.
Den Einwohnerinnen und Einwohnern von Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn ist Stefan Müller kein Unbekannter: Bis vor einigen Jahren war er bei der Staatsanwaltschaft Moers zuständig für Kapitaldelikte wie Mord und Brandstiftung, jetzt leitet er in Duisburg die Ermittlungen in Sachen Clan-Kriminalität.
Werkzeug im Wald gefunden
Dank der Mithilfe der Revierinhaber hat der Oberstaatsanwalt Ermittlungsansätze: In einem Wald wurde, versteckt in einem Gebüsch, Werkzeug gefunden; ein Jäger sah aus einem Waldstück, in dem es keinen Weg gibt, zwei Männer kommen, die dort definitiv nichts zu suchen hatten; und das Kennzeichen eines Autos, das mutmaßlich den Hochsitz-Vandalen zuzuordnen ist, wurde notiert.
Doch die Serie der Straftaten reißt nicht ab, allein der Sachschaden liegt mittlerweile bei über 30.000 Euro. Die Jäger überlegen nun, eine Belohnung für die Ergreifung der Täter auszusetzen.
Unbekannte zerstören Hochsitze von Jägern