Moers. . Am 11. Oktober 1968 wurde die legendäre Kneipe an der Weygoldstraße eröffnet. Den 50. Geburtstag feiert sie mit Musik, Theater und Treffen.

Die Röhre verbindet. 50 Jahre alt wird die Kneipe an der Weygoldstraße, und wenn sie ihren Geburtstag feiert, kommen viele Moerser und Ex-Moerser zum Gratulieren, Klönen und zum Erinnern an früher, als noch alles Röhre war. Zwei der ganz frühen Gäste sorgen an einem Abend der geplanten Festwoche, die dieser lebenden Kneipenlegende zweifellos gebührt, sogar für die Musik.

Als Reiner Lindemann und Burkhard Hennen die Röhre am 11. Oktober 1968, einem Freitag, eröffneten, war der heutige Wirt noch gar nicht geboren. Claudius Albustin ist erst 46 Jahre alt. Freilich hat diese Gaststätte auch ihn geprägt wie kaum etwas anderes. Die Hälfte seines Lebens hat der gebürtige Moerser beruflich mit ihr zu tun. 1995 begann er hier als DJ, ein Jahr später wurde er Kellner. 2007 übernahm Albustin als Wirt die Röhre – viel höher kann man in Moers kaum steigen. Jetzt bereitet er die Geburtstagswoche vor.

Examensprüfung in der Kneipe

Sie beginnt mit einer Examensprüfung, bei der – auf den ersten Blick erstaunlich genug – alkoholhaltige Kaltgetränke zugelassen sind. Tatsächlich muss Jens Lammert, Sprössling einer bekannten Moerser Musikerfamilie, zum Abschluss seines Musikstudiums drei Konzerte spielen. Eines davon findet am Montag, 8. Oktober, in der Röhre statt. Beginn der Prüfung ist um 20 Uhr.

Einen Tag später, am 9. Oktober, ist – neben dem normalen Kneipenbetrieb – Kellner-Treffen. Claudius Albustin hat einige Ehemalige benachrichtigen können, er setzt außerdem darauf, dass es sich unter ihnen „irgendwie rumspricht“. Auch annähernd kann er nicht sagen, wie viele Frauen und Männer im Laufe von fünf Jahrzehnten in der Röhre bedient haben. „Mal schauen, wer noch zapfen und Milchkaffee machen kann“, schmunzelt der Wirt.

Theo Lingen, die deutsche Revolution und die Röhre

Am Mittwoch, 10. Oktober, gratuliert eine Abordnung des Schlosstheaters mit einer Spezialversion seiner seit acht Jahren laufenden Hörsturz-Reihe: Die Schauspieler Matthias Heße und Patrick Dollas zappen sich auf dem „unglaublichen Hörsturz-History-Channel“ durch allerlei Gedenktage und Jubiläen wie den 40. Todestag von Theo Lingen oder das Scheitern der deutschen Revolution vor hundert Jahren – 50 Jahre Röhre nicht zu vergessen!

Am Donnerstag, 11. Oktober, also dem Jahrestag, soll es eher ruhig zugehen. Albustin rechnet mit vielen alten Röhrianern, die – selbst in die Jahre gekommen – „beim Bier quatschen und in Erinnerungen schwelgen wollen“, so der Wirt. Turbulenter wird es vermutlich am darauffolgenden Freitag, 12. Oktober, zugehen, wenn die Kneipe zur „Alten-Säcke-Party“ lädt.

Der Sound aus den 70ern

Horst „Jabbel“ Jablonski und Helmut Hahnel haben Musik aus den 70er Jahren zusammengestellt, jener Zeit also, in der sie als Jugendliche die Kneipe besuchten. Unter dem Titel „Röhrenklang“ werden unter anderem Cream, die Doors, Blindfaith, MC5 und Dr. John zu hören sein, allerdings auch Stücke, „bei denen ich damals schon erschrocken bin“, wie Helmut Hahnel sagt. Aber sie wurden in den 70ern gespielt und gehören deshalb zur historischen Wahrheit. Insgesamt, so flachst Hahnel, gehe es an dem Abend musikalisch in fünf Stunden „from Kö to Kaschmir“.

Den Abschluss der Geburtstagswoche bildet am Samstag, 13. Oktober, die Party „Audio totale“. Claudius Albustin rechnet dann mit jüngerem Publikum, im Keller wird dann aktuelle Musik gespielt.

Über die vielen Gäste, die dann Richtung Wände starren, muss man sich übrigens nicht wundern. Sie gucken bloß in die Vergangenheit. Claudius Albustin hat eine große Kiste mit Erinnerungsstücken: Plakate, Karten, Fotos, Zeitungsartikel, Flyer und vieles mehr. All das will er rahmen und anlässlich des Jubiläums ausstellen.