Kamp-Lintfort. . Neuer Regionalplan soll es möglich machen. Insgesamt geht es um die Größe von 230 Fußballfeldern. Der Bürgermeister ist darüber stinksauer.

Bürgermeister Christoph Landscheidt ist stinksauer: Nicht nur droht eine länger als geplant andauernde Auskiesung an den bestehenden Flächen im Rossenrayer Feld, nein, der Regionalverband Ruhr (RVR) plant auch eine Neuaufstellung des Regionalplans, nach dem die Auskiesungsfläche im Niephauser Feld erweitert werden soll, im Wickrather Feld ein riesiges Areal zur Kiesgewinnung entstehen sowie in der Leucht eine Fläche zur Trockenauskiesung bereitgestellt werden soll. Darüber hinaus gibt es ein Reserve-Feld an der Xantener Straße. Der Bürgermeister sieht sich seiner Planungshoheit beschränkt. Nicht zuletzt, was das Gewerbegebiet Kamperbrück angeht. Und: „Es gibt anscheinend keine Verlässlichkeit.“ Das Wickrather Feld war schon vor zehn Jahren im Gespräch, dann aber raus aus den Planungen.

Einknicken vor der Lobby

Die Landesplanung knicke vor der Kies-Lobby ein, behauptet Landscheidt.

Hier soll abgegraben werden.
Hier soll abgegraben werden. © hh

Man versuche in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, man tue der Umwelt Gutes: „Aber das ist so nicht richtig. Wir brauchen keine Baggerseen mehr“, erklärt Landscheidt. Ja, es gebe zwar Vorzeige-Seen wie den Auesee in Wesel oder den Xantener Nord- und Südsee. „Aber wer soll denn das bezahlen? Solche Seen müssten bewirtschaftet werden.“

Und wie verlässlich Verabredungen mit der Kies-Industrie seien, habe die Stadt Kamp-Lintfort leidvoll erfahren müssen. Schon seit 2017 sollte eigentlich im Rossenrayer Feld ein See mit umlaufendem Weg entstanden sein, ein Strand, eine Badeinsel und ein Bouleplatz. An der Stelle wird immer noch gebaggert. Da, wo Frika Kies gewinnt, wird es womöglich noch bis 2030 oder darüber hinaus weiter gehen. „Salami-Taktik“ nennt Landscheidt das. Auch mit Blick auf die Erweiterung im Niep­hauser Feld.

Ratsbeschluss gegen neue Auskiesungsflächen

Was den Bürgermeister am meisten ärgert ist, dass die Stadt so gut wie keine Handhabe gegen Landesentwicklungs- oder Regionalplan habe. Man werde informiert. Fertig. Juristisch gehe gar nichts. „Und dass dann etwa ein Landwirt, der gutes Geld für seine Flächen von der Industrie bekommt, mitzieht, kann ich verstehen“, räumt Landscheidt ein. Da helfe auch der Ratsbeschluss nicht, dass die Stadt Kamp-Lintfort keine weiteren Gewinnungsflächen mehr auf dem Stadtgebiet haben wolle. 290 Hektar gibt es schon. „Das sind 5 Prozent des Stadtgebiets.“

Dass die Planungen so aussehen, habe man zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nur der intensiven Recherche der Planungsamtsleiterin Monika Fraling zu verdanken. Offiziell wäre der RVR erst im zweiten Halbjahr an die Stadt herangetreten.

Schulterschluss mit der Bürgerinitiative

Es gehe nun darum, den Schulterschluss mit den Bürgern, insbesondere mit der Bürgerinitiative zu suchen, die sich gegen Kies und für den Erhalt des Wickrather Felds einsetzt. Nicht zuletzt deshalb, weil sie erhebliche Lärmbelästigung fürchten. Ansonsten könne man nur an die Landtagsabgeordneten appellieren.

René Schneider, SPD-MdL, teilte just am Freitag Mittag mit, dass er die IG Dachsbruch (Wickrather Feld) kommende Woche besuchen und die Auswirkungen des geänderten Landesentwicklungsplanes erörtern werde.