Moers. . Ende März schlossen der 70-Jährige und Ehefrau Ruza die legendäre Unionsklause. Nun eröffnet das Ehepaar das Restaurant gegenüber vom Rathaus.

Ive Mikelic, dienstältester Wirt in Moers, ist nur kurz außer Dienst gewesen. Gut sechs Wochen nach der Schließung seiner Unionsklause ist der 70-Jährige zurück in der Gastronomie. Am morgigen Donnerstag eröffnet er sein neues Restaurant: die Trotzburg.

Ive Mikelic und seine Frau Ruza genießen in der Grafenstadt eine Art Legenden-Status. Vier Jahrzehnte stiegen die Gäste die Treppe ins Untergeschoss des Hauses an der Uerdinger Straße hinab, wo das aus Kroatien stammende Ehepaar bürgerliche Balkan-Küche servierte, viel Fisch, dazu Gerichte der Saison. Mehr als 90 Prozent ihrer Gäste waren Stammkunden, mit den meisten sind sie per Du. „Bei uns verkehrte die Stadtprominenz“, sagt Ive Mikelic. „Viele sind eher Freunde als Kunden.“

Ein paar Jahre will er noch

Als die Geschichte der Unionsklause Anfang 2018 auf ihren 40. Geburtstag und dann auch auf ihr Ende zusteuerte, war das Restaurant wochenlang Abend für Abend ausgebucht. „Es war ein schöner, rührender Abschied“, so Ive Mikelic. „Sogar Tränen sind geflossen.“ Das Happy End eines langen Berufslebens, also. Eigentlich.

Warum lässt sich Ive dennoch auf das Wagnis eines Neuanfangs ein – zumal in seinem Alter und zumal in einer Branche, die ihre Protagonisten nicht zuletzt körperlich fordert? Sicher, sagt Mikelic, es sei eine schwere Entscheidung gewesen. Aber nach der Schließung der Unionsklause hatte er das Gefühl, dass das noch nicht alles gewesen sein konnte: „Wissen Sie, das ging mir zu schnell, ich wollte noch nicht aufhören. Außerdem bin ich körperlich und geistig auf der Höhe. Ein paar Jahre will ich noch.“ Klingt irgendwie passend zum Namen des neuen Restaurants.

Die Trotzburg ist in einem top Zustand

Mehrere leer stehende Gastronomiebetriebe haben sich Ruza und Ive Mikelic angeschaut. Den Zuschlag erhielt die vor mehr als einem halben Jahr geschlossene Trotzburg gegenüber vom Rathaus. „Wir müssen fast nichts investieren. Küche, Lager- und Kühlräume, die Theke, die Einrichtung – alles ist in einem top Zustand“, erklärt Ive Mikelic. Ihm kommt auch entgegen, dass er den Pachtvertrag jährlich kündigen kann.

Weshalb die Mikelics trotzdem nicht sofort ja gesagt haben, liegt an der Größe des Restaurants. Ihre ehemalige Gaststätte hatte 50 Plätze, in der Trotzburg gibt es mehr als doppelt so viele – selbst für zwei so erfahrene Gastronome ist das eine Umstellung.

Das alte Team ist wieder zusammen

Doch Ive Mikelic ist zuversichtlich, weil das bewährte Team weitermacht: Seine frühere Köchin kommt wieder an Bord, die beiden Beiköchinnen ebenfalls, Ruza und er selbst übernehmen Service und Theke, diesen Bereich verstärkt außerdem eine neue Kellnerin. Darüber hinaus ist es dem Ehepaar wichtig, ein Dankeschön an die Hauseigentümer loszuwerden: „Marion und Jürgen Dirksen sind immer für uns da, wenn mal Not am Mann ist“, sagt Ruza.

Neu ist der Mittagstisch, kleine Menüs bis 10 Euro soll es in der Trotzburg geben. Bei der Karte setzen die Mikelics auf Bewährtes: Bürgerliche Balkanküche, Fisch, Saison-Gerichte. Ab Donnerstag serviert die Trotzburg Spargel.