Moers. . Ende Juli meldete Thomas Schlütter aus Moers seinem Vermieter Vivawest, dass er im Waschbecken und der Toilette kein Wasser mehr hatte. Ein Installateur rückte aus, stellte fest, dass er nicht helfen konnte und dann hörte Thomas Schlütter erstmal nichts mehr. Dafür nahm der Gestank im Bad stetig zu.
Meine Güte, was hat Thomas Schlütter diesen Moment herbeigesehnt. Endlich wieder Wasser. Fließendes Wasser. Fehlt es in der Küche, kann man sicher eine Weile improvisieren. Aber bei dem Meerbecker blieb das Wasser im Waschbecken des Badezimmers weg – und schlimmer noch: in der Toilette. Drei Monate musste der Mieter des Wohnungsunternehmens Vivawest im Klo seiner Wohnung mit dem Eimer hinterherspülen.
Ob Zufall oder nicht – wenige Tage nach dem Besuch der Redaktion in Schlütters Wohnung an der Straße „Auf dem Hügel“ hat Vivawest den Schaden reparieren lassen, so dass der 31-Jährige Waschbecken und Toilette wieder normal nutzen kann. Aber er fragt sich, warum er darauf drei Monate warten musste. „Zuerst ließ der Wasserdruck nach“, berichtet er. „Nach ein paar Tagen war das Wasser ganz weg.“ Fünf Tage nach seiner Meldung, am 4. August, erschien zwar ein Mitarbeiter im Auftrag der Vivawest. Er entfernte Fliesen, öffnete Rohre – und stellte fest, dass er das Problem nicht lösen konnte, sondern die Leitungen komplett erneuert werden mussten.
Geöffnetes Abflussrohr verursachte Gestank in der Wohnung
Nach solch einer Diagnose hatte Thomas Schlütter schnelles Handeln erwartet. Tatsächlich aber vergingen zwei Wochen, bis am 21. August eine Fachfirma beauftragt wurde. Dabei wurde die Situation in der Wohnung immer unzumutbarer, denn der Vivawest-Entsandte hatte auch das Abflussrohr geöffnet: „Überall war Gestank“, schildert Schlütter. „Wenn ich morgens ins Bad kam, war mir erst mal schlecht.“ Eine ganze Batterie Duftflaschen versprühte er. Obendrein war ihm die Situation peinlich, wenn sein kleiner Sohn ein Wochenende bei ihm verbrachte.
Immer wieder mahnte er die Reparatur an, doch geholfen wurde nicht. Noch komplizierter wurde es, weil ein Nachbar den Handwerkern den notwendigen Zugang zu seiner Wohnung verweigerte. In Absprache mit dem Mieterschutzbund kündigte Schlütter dann eine Mietminderung an und zog für August, September und Oktober jeweils 15 Prozent ab. Vivawest reagierte darauf mit Mahnschreiben. Repariert wurde der Schaden erst Anfang dieser Woche.
Schon mehrfach Klagen von Mietern eingegangen
SPD-Ratsfrau Anja Reutlinger hält die schleppende Bearbeitung nicht für einen Zufall. Bei ihr sind mehrfach Klagen von Mietern gelandet, die lange auf Reparaturen warten müssen. Die meisten Anrufer landeten über ein Callcenter bei der Vivawest-Tochter RHZ, die für Kleinstreparaturen zuständig ist. Ob und wann die RHZ die Aufträge erledigt, werde nicht kontrolliert, so Reutlinger.
Der „Fall Schüttler“ ist der Vivawest peinlich. Der Mieter sei „unverhältnismäßig beeinträchtigt“ worden, so eine Sprecherin gegenüber der Redaktion. Vivawest sei seinem „Anspruch an Kundenorientierung und -zufriedenheit nicht gerecht geworden“. Mit Thomas Schlütter werde man sich wegen eines angemessenen Ausgleichs in Verbindung setzen – „über die Mietminderung hinaus“.