Kreis Wesel. Dank der Feuchtigkeit wächst die Kiebitz-Population im Kreis Wesel. Die Biologische Station bittet darum, Nachweise des Vogels zu melden.

Satt gefüllte Flüsse, Bäche und Gräben, neu entstandene Pfützen, überstaute Felder: Was der Landwirtschaft im Kreis Wesel gerade viel Geduld abfordert, ist für manche Tierart ein Segen: Schnecken und Regenwürmer sind dankbar für die Nässe und so mancher unerwartete Vogel zeigt sich in der Ackerflur. Mitten im Grünland brüten plötzlich Blässhühner – eigentlich Gewässervögel par excellence. Auch der Kiebitz, Vogel des Jahres 2024, nimmt die Bedingungen offenbar dankbar an. Außerhalb der Schutzgebiete wurden bereits wesentlich mehr Kiebitze gefunden als in vergangenen Jahren. Offen ist noch, wie es in den Schutzgebieten aussieht. Trotzdem kann es im Kreis Wesel noch etliche unentdeckte Vorkommen geben.

Die Biologische Station sammelt deshalb Meldungen brütender Kiebitze im Kreisgebiet. Wer irgendwo den schwarz-weiß-grünen Vogel mit der Haube entdeckt, ist herzlich eingeladen, ihn per E-Mail zu melden an Thomas Traill unter traill@bskw.de, am besten mit einem kleinen Kartenausschnitt oder Koordinaten, die eine genaue Verortung erlauben.

Der Kiebitz war schon einmal Vogel des Jahres. 28 Jahre ist das her. Seitdem hat sich der Bestand nach Angaben der Biologischen Station in Nordrhein-Westfalen mehr als halbiert. „Trotz des nassen Jahres also höchste Zeit, mit seinem Schutz ernst zu machen“, finden die Experten der Station. Landwirtschaftliche Betriebe könnten dabei auf nassen Feldern aus der Not eine Tugend machen und gleichzeitig etwas für Kiebitz und Kasse tun. Möglich sei das zum Beispiel durch das Programm „Feldvogelinsel im Acker“. Gemeint sind damit unbewirtschaftete Bereiche von 0,5 bis 1 Hektar.

So viele Küken muss ein Kiebitzpaar großziehen

Wer auf den eigenen Flächen eine solche „Insel“ für den Kiebitz und andere Feldvögel anlegen möchte, kann je nach Feldfrucht einen Betrag zwischen 531 und 2114 Euro beim Kreis Wesel beziehungsweise der Bezirksregierung beantragen. Voraussetzung ist, dass es dort schon drei Paare Feldvögel gibt. Es müssen aber nicht allesamt Kiebitze sein. Fasan, Feldlerche, Schafstelze und andere Bodenbrüter der Ackerlandschaft zählen auch.

Laut Biologischer Station zeigen Untersuchungen, dass mithilfe des Programms die „magische Zahl“ von 0,8 erreicht werden kann. So viele Küken muss im Schnitt jedes Kiebitzpaar pro Jahr großziehen, damit der Bestand sich hält. Sind es mehr, nimmt er zu. Sind es weniger, verschwindet der Kiebitz auf lange Sicht. Außerhalb der Schutzgebiete sind es oft viel weniger, doch die Kombination aus Kiebitzinsel, Sommerung und Nässe mache auch dort das Überleben der Art möglich. Fehle einer der drei Faktoren, kann sich diese dort aus eigener Kraft nicht halten. Wer eine Fläche dank Nässe noch nicht bestellt hat und dort eine Feldvogelinsel einrichten möchte, kann sich an Bernd Finke von der Unteren Naturschutzbehörde wenden, per Mail an bernd.finke@kreis-wesel.de oder telefonisch unter 0281/2073548.