Kreis Wesel. Studie der Bertelsmann-Stiftung: Warum die VBE-Vorsitzende im Kreis Wesel ausgerechnet an Grundschulen massive Probleme und Belastung sieht.
Ist der Lehrermangel an Grundschulen doch nicht so eklatant wie befürchtet? Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung soll es schon in wenigen Jahren einen Überschuss an Lehrpersonal an Grundschulen geben. Als Grund wird die seit 2022 sinkende Geburtenzahl genannt. „Wir haben kräftig gelacht“, sagt Angelika Vogel, Vorsitzende im Verband Bildung und Erziehung (VBE) im Kreis Wesel, zu dieser Nachricht.
Ganz besonders die Grundschulen seien vom Mangel betroffen. Auf dem Papier sehe das immer schön aus, was dort nicht stehe: Wie viele Lehrkräfte seien schwanger oder langzeiterkrankt? Der VBE NRW hat noch am Donnerstag auf die Studie geantwortet: „In Nordrhein-Westfalen wird Angaben des Ministeriums für Schule und Bildung (MSB) zufolge allerdings erst ab dem Schuljahr 2036/37 eine Entspannung eintreten“, heißt es in einer Mitteilung. Die Belastung sei ganz speziell an Grundschulen „außerordentlich hoch“, so Vogel. Sie verweist auf weiter offene Leitungsstellen, zudem müssten Lehrerinnen und Lehrer zusätzlich zur Arbeit Seiten- und Quereinsteiger betreuen.
Auch Digitalisierung und Künstliche Intellgenz sind Herausforderungen
Der VBE im Kreis Wesel macht den Lehrkräftemangel auch mit Blick auf die Herausforderungen des neuen Jahres unter anderem zum Thema. Und appelliert in einer Pressemitteilung für eine nachhaltige Bildungspolitik, die nicht auf Kosten von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern geht.
Neben dem Lehrkräftemangel sieht der VBE im Kreis eine weitere Herausforderung zu Beginn des neuen Jahres in der Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) in Schulen. Die rasant fortschreitende KI-Entwicklung, wie durch Experten betont, erfordere eine schnelle Anpassung des Bildungssystems, heißt es in einer weiteren Mitteilung. Daniel Weber, Digital-Experte des VBE Solingen zeigt auf: „Der fehlende klare Kurs und die ungewisse Zukunft eines möglichen Digitalpakts 2.0 behindern aktuell die flächendeckende Integration von digitalen Lehrmethoden. Der Bund und das Land müssen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und die Kommunen auskömmlich und verlässlich unterstützen.“
VBE-Vorsitzende im Kreis Wesel: „Wir brauchen multiprofessionelle Teams“
Desweiteren werde der Startchancen-Plan von 20 Milliarden Euro als wichtiges schulpolitisches Vorhaben betrachtet. Der VBE Wesel weist darauf hin, dass die konkreten Auswirkungen jedoch erst im kommenden Schuljahr spürbar sein werden. Dieses Programm, das nach einem Sozialindex verteilt wird, könne einen positiven Einfluss auf das Ungleichgewicht im Bildungsbereich haben, indem es die finanzielle Unterstützung dort hinlenke, wo sie am dringendsten gebraucht werde.
Vogel weist zur Erläuterung auf heterogene Klassen hin, „das haben wir eigentlich überall“, auch im Kreis Wesel. Als Beispiel nennt sie Klassen, in denen Kinder aus der Ukraine lernen, genauso Kinder mit einem Förderbedarf oder Sitzengebliebene, sie sind mitunter unterschiedlich alt, brauchen in verschiedenen Bereichen Unterstützung, lernen aber zusammen in einem Klassenraum. „Wir brauchen multiprofessionelle Teams“, betont Vogel. Doch die dafür vorgesehenen Kräfte leisteten ad hoc Vertretungsunterricht, hier kommt wieder der Lehrermangel ins Spiel. „Das wird zur Normalität. Die Bildungschancen verwirkt man damit.“ Zudem fehle es in Brennpunktschulen an allen Ecken und Enden. (acf)