Kreis Wesel. Norbert Schulz-Wemhoff tritt für die SPD im Kreis Wesel bei der Europawahl an. Dabei treibt ihn auch seine eigene Lebensgeschichte an.
Lebensgeschichten formen Träume. Bei Norbert Schulz-Wemhoff war es der Traum zu reisen. Eine Sehnsucht, die er in der DDR, Frankfurt/Oder, nicht stillen konnte. Es sei denn, es ging Richtung Osten. „Im Englischunterricht konnte ich mit dem Finger nur über den Stadtplan von London fahren, mit dem Wissen, es nie dorthin zu schaffen.“ 1989 fiel die Mauer und Norbert Schulz-Wemhoff öffnete sich Europa in bislang nicht geahnten Ausmaßen. Er reiste, sammelte Eindrücke auf Eindrücke, die im Laufe der Jahre zur Summe seines politischen Leitbildes wurden, in dessen Zentrum Freiheit und Demokratie stehen. Das betont er. 2002 kam er nach Wesel, 2003 trat er in die SPD ein, seit 2020 ist er Mitglied im Stadtrat Wesel. Nun soll der nächste Schritt folgen: Norbert Schulz-Wemhoff will ins Europäische Parlament.
SPD-Europakandidat für den Kreis Wesel: Norbert Schulz-Wemhoff
Ob es funktioniert, ist unsicher. Die Europawahl am 9. Juni dieses Jahres ist in Deutschland eine Verhältniswahl. Das heißt, die Kandidaten ziehen nicht über das Wahlergebnis in ihrem Wahlkreis, sondern über einen Listenplatz proportional zu den deutschlandweit erhaltenen Wählerstimmen ins Parlament ein. Die SPD-Liste wird in diesem Monat beschlossen, Spitzenkandidatin ist Katarina Barley. Dass er ganz hinten landet, glaubt Norbert Schulz-Wemhoff nicht, „eher in der MItte“.
Mit der Unterstützung des SPD-Kreisverbandes kann er unterdessen zur Gänze rechnen. „Mit vollem Votum“ sei Schulz-Wemhoff im vergangenen September gewählt worden, sagt der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Kreisverbands und Chef der Kreistagsfraktion, Peter Paic. Er sieht den Kandidaten als geeignet an, dem Rechtsruck in Europa etwas entgegenzusetzen. „Das Stützen der Demokratie und der Verfassung“, so Paic müsse die Hauptaufgabe sein. Die Vorgänge in Potsdam erfüllten ihn mit Grausen. Das Treffen, bei dem Rechtsradikale im Beisein von Mitgliedern der AfD und der Werteunion über die Aussiedlung von Menschen mit Migrationshintergrund unabhängig ihrer Staatsangehörigkeit schwadronierten, wie das Recherchezentrum Correctiv offengelegt hat, habe auch ihn entsetzt, sagt Schulz-Wemhoff.
„Wir müssen die europäische Gemeinschaft wieder stärken“, sagt Schulz-Wemhoff. Die Frage müsse lauten, „wie wir wieder zusammenfinden“ und man ein Europa schaffe, von dem die Menschen profitierten. Nur mit konstruktiver Politik könne man den Rechtspopulisten etwas entgegensetzen. Dazu müsse man aber auch das Einstimmigkeitsprinzip im EU-Parlament auflösen, so der Europa-Kandidat. Es könne nicht sein, dass Vorhaben scheiterten, weil ein Mitglied dagegen stimme, obwohl alle anderen dafür seien, so der SPD-Europakandidat, der alle großen Themen wie Sicherheit, Klimaschutz, Landwirtschaft und Finanzen anreißt, seine Schwerpunkte aber klar im Sozialen und Kulturellen sieht. Unter anderem wolle er sich dafür einsetzen, dass das ungleich verteilte Vermögen gerecht umverteilt werde. Ob er die Chance erhält, seine Vorstellungen umzusetzen, wird sich im Juni zeigen.