Kreis Wesel. Seit Jahren sinkt die Zahl der Apotheken – auch im Kreis Wesel. Im vergangenen Jahr gab es aber zumindest hier eine überraschende Entwicklung.

Im Kreis Wesel gibt es aktuell 91 Apotheken (Stand Dezember 2023). Während drei neue Filialen in Moers und Wesel eröffnet wurden, schlossen wiederum zwei andere. Die Pharmazie-Branche kämpft deutschlandweit gegen das eigene Aussterben an. Die Zahl der Apotheken im Bezirk Nordrhein sinke seit 1999, der Trend halte damit seit 24 Jahren an, heißt es von der zuständigen Apothekerkammer.

Welche Folgen hat der Apotheken-Rückgang im Kreis Wesel?

„Zu geringe Honorierung, zu viel Bürokratie, nicht enden wollende Lieferengpässe, ein sich immer mehr verschärfender Fachkräftemangel – das alles macht es den Inhaberinnen und Inhabern schwer“, resümiert Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein beim Blick auf die jüngste Statistik.

Bis Ende 2013 hatte der Kreis Wesel 107 Apotheken, 2018 waren es nur noch 93. Immer weniger Apotheken, das bedeutet in der Konsequenz mehr Nacht- und Notdienste für die verbliebenen. Gerade in ländlichen Regionen werden die Wege für Patienten damit immer weiter. Zumindest im vergangenen Jahr war die Entwicklung hier im Kreis aber positiv.

Drei Apotheken eröffnen und zwei schließen im Kreis Wesel

Im Kreis Wesel haben die folgenden Apotheken in den vergangenen Monaten neu eröffnet:

  • Adler Apotheke im Gewerbepark (Moers)
  • Wesel Apotheke (Wesel)
  • Apotheke am EVK (Wesel)

Geschlossen haben:

  • Apotheke am Neumarkt (Moers)
  • Apotheke am Wittenberg (Wesel)

Auch, wenn der Trend dahin geht, dass die Apotheken immer mehr aussterben, ist nicht jede Schließung darauf zurückzuführen. Die Apotheke am Neumarkt in Moers ist seit Mitte November 2023 geschlossen. Ihre Mitarbeiter seien, laut eigenen Angaben, bei der Adler Apotheke in Moers untergekommen, jedoch nicht dauerhaft. Der Grund für die Schließung der Filiale am Neumarkt sei der, dass sie ab Februar dieses Jahres, am Bethanien Krankenhaus in Moers neu eröffnen wollen.

Proteste sollen 2024 intensiviert werden

Mit dem Apotheken-Sterben habe das nichts zu tun, bezeugt eine Mitarbeiterin der Neumarkt Apotheke, die nicht namentlich genannt werden möchte. Doch wie sieht es bei den anderen Filialen aus? „Ein Umzug ist ein Sonderfall“, sagt Nils Hagedorn, Pressesprecher der Apotheken in Wesel. In den meisten Fällen sei der Grund für die Schließungen, dass kein Nachfolger für die Apotheken gefunden werde. „Rund ein Drittel der Inhaberinnen und Inhaber öffentlicher Apotheken in Nordrhein ist 60 Jahre oder älter“, so die Apothekerkammer.

Nachwuchs sei schwer zu finden, denn: Nach Abzug der Fixkosten bleibe Inhaberinnen und Inhabern oft kaum mehr übrig als Angestellten, heißt es von der Apothekerkammer. „Deshalb muss endlich mehr Geld ins System, um die wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Medikamenten zu stabilisieren“, so Präsident der Apothekerkammer. Das Honorar, das Apotheken heute erhalten, entspreche dem von vor 20 Jahren. Diese Vergütung ist gesetzlich geregelt. „Sichere Zukunftsplanung ist so für junge Kollegen kaum möglich“, ergänzt Hoffmann.

„Angesichts der seit langem angespannten Lage ist damit zu rechnen, dass die Apotheken ihre Proteste in diesem Jahr weiter intensivieren werden“, heißt es von der Kammer. Im Juni und November vergangenen Jahres hatten sie jeweils an einem Mittwoch geschlossen, um zu demonstrieren.