Kreis Wesel. Energiewende, Fachkräftemangel und Klimafolgeanpassungen sind die großen Themen der Lineg. Welche Projekte sie aktuell in Planung hat.
„Wir geben etwa zehn Prozent unseres Budgets für Energie aus und gelten damit als energieintensives Unternehmen“, sagt Volker Kraska, Vorstand der Linksniederrheinischen Entwässerungs-Genossenschaft (Lineg) mit Hauptsitz in Kamp-Lintfort. Ziel ist es daher, „so viel Strom wie möglich selbst zu erzeugen, auf klimafreundlichem Weg“. Die Energiewende ist neben dem Fachkräftemangel und den Anpassungen an die Klimawandelfolgen weiter eines der Kernthemen der Lineg, wie der Vorstandsvorsitzende bei einem Pressegespräch zum Rück- und Ausblick betont.
Ein Schwerpunkt liege beim Thema Photovoltaik (PV). Zwei Solaranlagen, auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes in Kamp-Lintfort sowie auf dem der Vorflutpumpanlage Hakenfeld in Duisburg, sind nun in Betrieb. In Planung befinden sich Solarfaltdächer auf der Kläranlage in Xanten, in NRW wäre das die erste Anlage dieser Art, so Kraska. „Wir wollen schneller sein als Düsseldorf.“ Außerdem gebe es Gespräche zu einer PV-Anlage mit der Möglichkeit zur landwirtschaftlichen Nutzung in Alpen-Veen.
Folgen des Klimawandels: Was die Lineg plant
Doch nicht nur mit Strom-, auch mit Wärmegewinnung beschäftigt sich die Lineg derzeit. „Man meint es nicht, aber Abwasser ist warm“, verweist Kraska auf den sichtbaren Dampf aus Kanälen in der kalten Jahreszeit, hierin stecke jede Menge Energie. Zu einer möglichen Wärmenutzung aus dem Abwasser habe es für die Kläranlage Moers-Gerdt sowie für die Anlage in Xanten Potenzialanalysen gegeben. Das Ergebnis: In Moers könnte man 6000 Haushalte versorgen, in Xanten 80 Prozent des eigenen Wärmebedarfs decken. Die Betonung liegt auf „könnte“, denn das ist noch Zukunftsmusik: „Das können wir nicht allein, wir brauchen Partner.“ Man sei mit der Enni in Moers sowie den Stadtwerken Kamp-Lintfort im Gespräch.
Klar ist: Auch, wenn es in diesem Jahr mehr geregnet hat als im langjährigen Mittel, man müsse sich weiter mit den Folgen des Klimawandels befassen“, sagt Kraska. Neben dem Ausbau der regenerativen Energien nennt er hier auch den naturnahen Umbau der Gewässer. Erste Arbeiten am Moersbach im Freizeit- und Schlosspark seien abgeschlossen, weitere Abschnitte sind geplant. Außerdem auf der Agenda hat die Lineg den Rückbau des Altrheins in Rheinberg, den Rückbau der PAV Alte Landstraße und denGewässerausbau der Fossa.
Lineg-Vorstand: Abfall und Abwasser „nicht so sexy“
Ebenfalls bleibt der Fachkräftemangel Thema und Herausforderung: Bis 2037 müssten 131 Mitarbeitende ersetzt werden, zeigt der Vorstandsvorsitzende auf. Gerade im technischen Bereich tue man sich schwerer als in der Vergangenheit. „Es gibt einzelne Engpässe.“ Abfall und Abwasser, weiß der Vorstandsvorsitzende, „sind nicht so sexy“. Doch es handele sich um interessante und zukunftsfähige Jobs, die gebraucht würden, betont er. Vor allem mit den Aspekten Umwelt und Nachhaltigkeit wolle man punkten.
Es sei ein schwieriges Jahr gewesen, blickt Kraska auf die andauernden Herausforderungen, unter anderem die Folgen von Pandemie und Ukraine-Krieg. Trotzdem sei es erfreulich planmäßig gelaufen. Die EU plane, die kommunale Abwasserrichtlinie zu überarbeiten. „Die flächendeckende vierte Reinigungsstufe wird kommen“, ist sich Kraska sicher. Auch damit muss sich die Lineg beschäftigen.