Kreis Wesel.

Zehn Jahre Römer-Lippe-Route, ein mehr als 400 Kilometer langer Radweg von Xanten nach Detmold, das ist für die Ruhr Tourismus Gesellschaft Erfolgsgeschichte und aktuelle Herausforderung zugleich. Geschäftsführer Axel Biermann nannte dem Ausschuss für Wirtschaft, Beteiligungen und Regionalentwicklung die Erfolge: Engagierte Partner in den Kommunen, aber auch private, unterstützten das Projekt, die eingeschlafene „Römerroute“ mit neuem Leben zu erwecken. 2013 ging es los, 2016 begann das Vorhaben, die Route barrierefrei zu gestalten. Das sei nicht komplett gelungen, aber eine interaktive Plattform informiert die Radtouristen über eventuelle Hindernisse, zudem sind viele Hotels an der Strecke barrierefrei geworden. Dafür gab es 2020 den Deutschen Fahrradpreis.

Digitale Erlebnisse waren nicht besonders gefragt

Weniger zufrieden zeigt sich die Ruhr Tourismus mit ihrem Pilotprojekt einer digitalen Erlebnisinszenierung: Wer die Codes an entlang der Strecke postierten Pfosten einscannt, kann beispielsweise das Römerlager vor sich sehen, das es an dieser Stelle einmal gab. Im Ergebnis habe sich herausgestellt, dass die meisten Leute einfach Fahrrad fahren wollen, die Hälfte nutzte das Angebot nicht. Dafür war es aber zu kostspielig, Animation und Unterhaltung seien teuer.

In der Coronazeit habe die Route die anliegenden Hotels ein wenig durch die Krise getragen: Geschäftsreisende blieben aus, Aktivtouristen hingegen kamen, sie radelten und wanderten. Die Erfolgsgeschichte in Zahlen: 2014 zeigt die Statistik 49.000 Übernachtungen, davon 10.500 Radreisende entlang der Strecke. 2022 waren es 75.300 Übernachtungen, darunter 17.000 Radlerinnen und Radler.

Regionaler Kümmerer ist gefragt, um die Strecke attraktiv zu halten

Doch es gibt auch Schatten in der Bilanz der Römer Lippe Route. Seit der Lippeverband sich vor drei Jahren aus dem Routenmanagement zurückgezogen hat, der Verband sieht das nicht als seine Kernaufgabe, fehle ein regionaler Kümmerer, so Biermann. Drittanbieter seien zu teuer und inzwischen sehe man der Strecke die mangelnde Fürsorge an: Schilder fehlten beispielsweise mitunter. Anders als früher seien auch die Kommunen nicht mehr so engagiert. Die hatten auf dem „kleinen Dienstweg“ häufig kleinere Reparaturen, Schlaglöcher etwa, durch ihre Bauhöfe erledigen lassen. Auch das Engagement der Privaten, Hoteliers beispielsweise, sei ermüdet. Neues Ziel soll daher die Zertifizierung der Strecke durch den ADFC als Qualitätsroute sein, Biermann erhofft sich dadurch neue Motivation.

Ein Stück des Radwegs führt am Wesel-Datteln-Kanal entlang.
Ein Stück des Radwegs führt am Wesel-Datteln-Kanal entlang. © NRZ | Florian Langhoff

Und es gibt ein Geldproblem: Seit rund drei Jahren lege die Ruhr Tourismus, die für die rund 290 Streckenkilometer auf RVR-Gebiet zuständig ist, zwischen 20.000 und 30.000 Euro drauf. Somit ist eine Erhöhung der Umlage um 50 Prozent vorgesehen. Ein weiteres Ziel ist es, dass sich die Hotels an der Strecke das Zertifikat „Bed and Bike“ erarbeiten. Unter dem Strich möchte die Ruhr Tourismus mit dem Radweg zurück zur Qualität, die er einmal hatte.