Kreis Wesel. In den Niederlanden ist die Blauzungenkrankheit ausgebrochen, Landwirte im Kreis Wesel erinnern sich an 2006. Was diese Krankheit bedeutet.

„Der Hals der Tiere schwillt an, sie bekommen keine Luft, grauenvoll“, erinnert sich Maik Dünow aus Voerde an das Jahr 2006, als viele seiner Schafe der Blauzungenkrankheit zum Opfer fielen. Man stehe machtlos daneben, könne den Tieren nicht helfen. Auch Rinder von Johannes Leuchtenberg aus Neukirchen-Vluyn waren damals betroffen, mussten teilweise eingeschläfert werden. „Die Tiere fangen an, weniger zu essen, können irgendwann nicht mehr aufstehen“, so der Kreisbauernvorsitzende, „es dauert, bis sich der Bestand erholt.“

Kreis Wesel: Von aktueller Erkrankung scheinen vor allem Schafe betroffen zu sein

Wenn laut Veterinäramt aktuell auch noch kein Fall in Deutschland oder NRW bekannt ist, so blicken Landwirte im Kreis mit großer Sorge in die Niederlande: Wie berichtet, ist dort die Blauzungenkrankheit, eine anzeigepflichtige Tierseuche, bei Schafen und Rindern ausgebrochen. Übertragen wird die Infektion durch eine infizierte Mückenart, die sogenannten Gnitzen. Zuletzt sorgte die Impfung dafür, dass die Erkrankung zurückgedrängt werden konnte. Doch das große Problem ist nun: Für den im Nachbarland grassierenden Serotyp 3 gibt es noch keinen Impfstoff.

„Empfänglich für das Virus sind Schafe, Ziegen, Rinder und Wildwiederkäuer“, erläutert der Kreis Wesel auf Nachfrage. Der Verlauf der Infektion könne symptomlos sein, aber bei Vorliegen einer schweren Allgemeinerkrankung sogar bis zum Verenden des infizierten Tieres führen. „Bei dem aktuell in den Niederlanden vorkommenden Serotyp 3 scheinen Schafe stärker betroffen zu sein“, heißt es. Die Schwere der Erkrankung könne je nach Tierart variieren. Die namensgebende Verfärbung der Zunge ist laut Friedrich-Löffler-Institut (FLI) sehr selten, sei nur noch bei bestimmten Schafrassen zu erwarten.

Auswirkungen beim Fleischkonsum? Experten geben Entwarnung

Inwiefern kann die Erkrankung eine Gefahr für den Menschen darstellen, etwa beim Verzehr von Fleisch eines infizierten Tieres? Hier geben die Experten Entwarnung: „Menschen sind für das Virus nicht empfänglich, so wäre auch der Verzehr des Fleisches von infizierten Tieren ungefährlich“, so der Kreis, das aber auch darauf hinweist, dass „Fleisch von Tieren mit Fieber und einer schweren Allgemeininfektion allerdings grundsätzlich nicht für den menschlichen Verzehr geeignet“ ist.

Es bleiben die Folgen für die Landwirtschaft in Form von Tierverlusten oder Produktionseinbrüchen, wie es aus der Pressestelle der Landwirtschaftskammer NRW heißt. Trete die Erkrankung auch hier auf, führe das zu Auflagen und Beschränkungen für den Tierverkehr, so der Kreis Wesel.

Krankheitsbild der Blauzungenkrankheit ähnele der Maul- und Klauenseucheinfektion

Das Veterinäramt im Kreis setzt auf Früherkennung: Tierhalter sind aufgerufen, ihre Bestände sorgfältig zu beobachten und Auffälligkeiten zu melden. Das Krankheitsbild der Blauzungenkrankheit ähnele der Maul- und Klauenseucheinfektion, könne somit verwechselt werden, daher seien alle Beteiligten bei einschlägigen Symptomen „in höchster Alarmbereitschaft“. Da es weder einen Impfstoff noch eine Behandlungsmöglichkeit für erkrankte Tiere gebe, bleibt Haltern lediglich die Abwehr der Mücke, etwa durch den Einsatz von Repellentien, also entsprechend abweisenden Substanzen.

Doch das ist den Landwirten zufolge schwierig: „Wir können uns schlecht davor schützen“, sagt Leuchtenberg, der hofft, dass schnell ein Impfstoff gefunden wird. Und sie bauen darauf, dass die Witterung mitspielt, damit die Mücken, welche die Krankheit übertragen, sich nicht so stark verbreiten. „Mir wäre lieber, es wäre kälter“, sagt Dünow, der fürchtet, dass sich das Problem verschärfen könnte. Für die Landwirtschaft wäre das natürlich katastrophal.

Geflügelpest: Kreisbauernvorsitzender sieht Landesregierung in der Pflicht

  • Neben der Blauzungenkrankheit beschäftigt die Landwirte im Kreis Wesel weiter die Geflügelpest, „inzwischen das ganze Jahr über“, so Johannes Leuchtenberg. Früher seien es nur die Gänse gewesen, die am Niederrhein überwinterten, wenn viele Tiere im Stall waren, sie seien dann aber wieder weggeflogen.
  • Wasservögel wie Grau-, Nil- und Kanadagans seien nun das ganze Jahr über da und hielten die Pest im Land. Die Bestände müssten dezimiert werden, so Leuchtenberg, das Umweltministerium müsse helfen. Außerdem sei zu hoffen, dass die Schweinehalter von der Schweinepest verschont blieben.