Kreis Wesel. So viel Wasserrettung am Sonntag auf dem Rhein – das weckte Aufmerksamkeit. Der Kreis Wesel und die DLRG hatten einen Grund für diese Aktion.
Es ist heiß, die Menschen suchen nach Abkühlung – und der Rhein sieht am Sonntagmittag so friedlich aus. Er ist jedoch alles andere als das, wissen die Rettungsschwimmer der DLRG. „Der Rhein ist nicht für ein Erfrischungsbad geeignet. Es würde ja auch niemand seine Sonnenliege auf der Autobahn aufstellen“, sagt Arne Pauly, DLRG-Bezirksleiter im Kreis Wesel.
Damit diese Botschaft bei den Menschen ankommt, haben Kreis Wesel und DLRG sich zusammengetan. Sie stellen Schilder entlang des Rheins auf, die per Piktogramm und in verschiedenen Sprachen vor der Gefahr warnen. Außerdem wird es Poster in den Rheinanliegerkommunen geben. Zum Auftakt der Kampagne gab es jetzt ein Treffen am Rhein: Rettungsschwimmer aller neun Kreis-Weseler Ortsvereine waren gekommen, außerdem Vertreter der Kommunen und des Kreises.
„Es geht nicht nur ums Schwimmen im Rhein. Auch das bloße Stehen ist vor allem für kleine Menschen gefährlich“, sagte Landrat Ingo Brohl. Ob Schilder etwas bringen? „Wenn wir nur ein Leben gerettet haben, hat es sich bereits gelohnt“, so Brohl, obwohl das nie nachweisbar wäre. Rheinbergs Bürgermeister Dietmar Heyde betonte die Wichtigkeit der Aktion, zumal: „Mit der Schwimmfähigkeit der Kinder und Jugendlichen steht es nicht erst seit Corona nicht zum Besten.“
„Kinder werden vom Wasser magisch angezogen“, warnte auch Dezernentin Nicole Johann aus Voerde, „beim Rhein handelt es sich aber um eine Hauptwasserstraße, selbst gute Schwimmer haben hier kaum eine Chance“ und Kollege Klaus Schütz aus Wesel mahnte, dass der Flachwasserbereich besondere Gefahren mit sich bringe. Alle kommunalen Vertreter dankten der DLRG, Xantens Bürgermeister Thomas Görtz brachte es, an die Retterinnen und Retter gerichtet, so auf den Punkt: „Es ist gut, wenn man Sie hat, noch besser ist es, wenn man Sie nicht braucht.“
Gefahren im Rhein: Eltern spielen unbekümmert mit den Kindern am Wasser
Um die Macht des Rheins zu demonstrieren, baten am Sonntag sieben DLRG-Boote die Gäste zu einer Fahrt bei Wesel. Die Flotte weckte Aufmerksamkeit einige Menschen filmten sie von der Rheinbrücke aus. Ist etwas passiert? Nein, noch nicht – und das soll auch so bleiben: Die Aktiven der DLRG und der Kreis Wesel wollten auf die Gefahren des Flusses aufmerksam machen.
Ist das überhaupt notwendig? „Gestern Morgen habe ich einen Vater mit zwei kleinen Kindern am Ufer gesehen“, berichtet ein junger DLRG-Schwimmer unterwegs kopfschüttelnd. Vorbeifahrende Schiffe sorgen für enormen Wellengang, diese Wellen treffen auch aufs Ufer – und manchen dort völlig unvorbereitet. 30 Einsätze mit dem Stichwort „Personen im Rhein“ oder „Havarie auf dem Rhein“ hat Arno Hoffacker, Leiter der Kreisleitstelle Wesel, seit 2020 verzeichnet. Im Corona-Sommer 2021 waren es mit zwölf Einsätzen besonders viele. Die DLRG patrouilliert nicht entlang des Flusses, „die Leute glauben dann, wir würden über sie wachen“, sagt einer, „sie fühlen sich sicher“. Das können die Rettungsschwimmer aber nicht. Niemand kann das, wenn der Sog eines Schiffes einmal seine volle Wirkung entfaltet hat.