Kreis Wesel. Weniger Personal und weniger Katholiken: Das Bistum Münster stellt sich für die Zukunft neu auf. Was das für die Pfarreien im Kreis Wesel heißt.
Gottes Wort findet auch im Kreis Wesel immer weniger Anklang. Neben schrumpfenden Mitgliederzahlen hat die katholische Kirche mit Personalmangel in ihren 19 Pfarreien im Kreisdekanat zu kämpfen. Das Bistum Münster arbeitet deshalb an einem zukunftsfähigen Konzept, um die Verkündung der frohen Botschaft nachhaltig zu sichern, die in den vergangenen Jahren besonders durch zahlreiche Missbrauchsskandale massiven Schaden genommen hat. Dazu sollen mehrere Pfarreien zu einem sogenannten pastoralen Raum zusammengefasst werden. Vor allem, um gemeinsame Synergien zu nutzen.
„Die Pfarreien in den pastoralen Räumen werden nicht fusionieren, sondern eigenständige Pfarreien bleiben“, betont das Bistum auf Nachfrage. „Ziel ist eine engere Zusammenarbeit innerhalb eines pastoralen Raumes, um auch angesichts sinkender Ressourcen sowohl der finanziellen Mittel, der Seelsorgenden als auch der Katholiken weiterhin das Evangelium vor Ort verkünden zu können.“
Rund 30.000 Katholikinnen und Katholiken sind zwischen 2011 und 2021 im Kreis Wesel aus der Kirche ausgeschieden. Aktuellen Zahlen zufolge hatte die Katholische Kirche Ende 2021 hier noch 195.266 Mitglieder. Die Austrittszahlen aus 2022 sind allerdings nicht eingerechnet. Laut den Amtsgerichten im Kreis sind im vergangenen Jahr 5903 Menschen aus der Kirche ausgetreten, der Großteil davon kehrte demnach der Katholischen Kirche den Rücken.
Die Prognosen des Bistums zeichnen dazu für die Zukunft ein deutliches Bild, vor allem personell. Die Zahl der Diözesanpriester etwa soll sich von 379 im Jahr 2021 auf 120 im Jahr 2040 reduzieren, die der Diakone im Hauptberuf sowie Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten soll von 600 im Jahr 2020 auf 250 im Jahr 2040 fallen.
Der personelle Druck wächst, während die Finanzkraft durch Kirchenaustritte schwindet. Dieser Negativprozess macht eine Neubetrachtung der Infrastruktur erforderlich. Wie der territoriale Zuschnitt im Kreisdekanat Wesel aussehen kann, wurde in der vergangenen Woche im Diözesanrat des Bistums Münster deutlich. Demnach sollen die 19 Pfarreien in fünf pastorale Räume aufgeteilt werden.
Neue pastorale Räume im Bistum Münster: Wie der Zuschnitt im Kreis Wesel aussehen soll
Maria Frieden und St. Mariä Himmelfahrt in Hamminkeln sollen mit St. Nikolaus in Wesel und St. Ludgerus in Schermbeck zusammenarbeiten. Einen weiteren pastoralen Raum sollen St. Viktor in Xanten mit St. Maria Magdalena in Sonsbeck, St. Ulrich in Alpen und St. Peter in Rheinberg bilden, ebenso wie St. Martinus und St. Josef in Moers mit den Pfarreien St. Josef in Kamp-Lintfort und St. Quirinus in Neukirchen-Vluyn. Den vierten pastoralen Raum sollen St. Albertus Magnus in Hünxe, St. Peter und Paul in Voerde, St. Vincentius in Dinslaken und St. Dionysius in Duisburg-Walsum besetzen. Pastoralraum Nummer Fünf im Kreisdekanat Wesel soll im Duisburger Stadtgebiet mit den Pfarreien St. Franziskus, St. Peter und St. Joseph entstehen.
Wie die Zusammenarbeit in den pastoralen Räumen genau aussieht, wird laut Bistum derzeit in 14 Themengruppen besprochen. Eine Gruppe beschäftigt sich mit der Leitungsfrage. Fest stehe, dass ein pastoraler Raum im Team geleitet werde, so das Bistum weiter. Wie dieses Team zusammengesetzt wird und wer dem Team angehört, ist jedoch noch offen. Zudem seien die Bedarfe in den unterschiedlichen pastoralen Räumen recht unterschiedlich. „Das Bistum wird hier einen Rahmen vorgeben und vor Ort wird eine passende Lösung entwickelt.“
Abgeschlossen ist der Prozess noch nicht. Im kommenden Mai möchte Bischof Felix Genn über die pastoralen Räume im Bistum Münster entscheiden.