Kreis Wesel. Die Menschen im Kreis Wesel werden immer älter. Pflegeberater betonen, wie wichtig die frühzeitige Beratung ist - auch für die Angehörigen.

„Soweit ist es noch nicht“ – diesen kleinen Satz höre sie oft, sagt Melanie Segerath, Pflegeberaterin bei der Stadt Dinslaken. Kaum einer wird sich gerne damit beschäftigen, wie es im Alter sein wird oder möchte daran denken, dass die Eltern oder der Partner plötzlich nicht mehr allein zurecht kommen. „Viele Sorgen können wir sicherlich schon nehmen, wir freuen uns, wenn die Menschen frühzeitig zu uns kommen“, betont Segerath daher wie wichtig es ist, dass sich Senioren sowie Angehörige rechtzeitig und präventiv informieren. Beratung und Anlaufstellen gibt es dafür in jeder Kommune des Kreises – wohnortnah, kostenlos, unabhängig und vertraulich lauten hier die Schlagwörter.

Diese trägerunabhängige Pflegeberatung im Kreis habe sich neu aufgestellt, sei jetzt personell, qualitativ und finanziell ausgeweitet worden, wie Kreisdirektor Ralf Berensmeier bei einem Pressegespräch im Kreishaus erläutert.

Landrat: „Uns ist es wichtig, in allen Kommunen zu sein“

Die zuständigen Berater seien geschulte Fachkräfte, hätten etwa eine Pflegefachausbildung absolviert, seien zuvor im sozialen Bereich tätig gewesen. Ralf Tebest, der die kommunale Pflegeberatung im Kreis organisiert, führt das bereits bestehende Angebot an und betont: „Wir sehen uns nicht in Konkurrenz zu anderen Angeboten.“ Wichtig seien Vernetzung und Zusammenarbeit.

Bekannterweise vergreist der Kreis zunehmend: Ein drängendes Thema also, wie Landrat Ingo Brohl anhand von Zahlen verdeutlicht. „Zum Stichtag 15. Dezember 2021 waren rund 40.000 Menschen pflegebedürftig. Wir sind verhältnismäßig ein sehr alter Kreis.“ Inzwischen dürften es bereits mehr sein. Das Thema werde von privaten Anbietern sowie Wohlfahrtsverbänden schon sehr gut bearbeitet, sagt der Landrat. Es sei wichtig, dass es ein breites Netzwerk für die Menschen gibt – damit ihnen möglichst niederschwellig und bedarfsgerecht geholfen werden kann. „Uns ist es wichtig, in allen Kommunen zu sein.“

Von links: Ralf Tebest (Fachdienst Hilfe in besonderen Lebenslagen), Kreisdirektor Ralf Berensmeier, Martina Matenaers (Pflegeberatung Kreis Wesel), Landrat Ingo Brohl und Melanie Segerath (Pflegeberatung Stadt Dinslaken).
Von links: Ralf Tebest (Fachdienst Hilfe in besonderen Lebenslagen), Kreisdirektor Ralf Berensmeier, Martina Matenaers (Pflegeberatung Kreis Wesel), Landrat Ingo Brohl und Melanie Segerath (Pflegeberatung Stadt Dinslaken). © Kreis Wesel

In Moers, Dinslaken und Wesel gebe es dafür je eine Stelle, in den kleineren Kommunen je eine halbe, anteilig würden Personalkosten vom Kreis übernommen. „Wir arbeiten als Team“, sagt Ralf Tebest, der mit seinen Kolleginnen und Kollegen dafür sorgen will, dass die Pflegeberatung möglichst einheitlich in den Kommunen erfolgt. So gebe es auch gemeinsame Fallbesprechungen.

Anlaufstellen, Hilfe bei Anträgen, Beratung auch zu Hause

Zusammen den Bedarf der Ratsuchenden herausfinden, Möglichkeiten und Anlaufstellen aufzeigen, Unterstützung planen, bei Anträgen helfen – unter anderem darum geht es konkret, sowohl telefonisch, in den Beratungsstellen, aber auch bei den Menschen zuhause: „Wir machen uns auch vor Ort ein Bild von der Situation“, sagt Martina Matenaers, Pflegeberaterin für Hamminkeln und Schermbeck bei der Fachstelle des Kreises. Barrierefreiheit, Hausnotruf, Hilfsmittel: Die geschulten Augen sehen dort einfach noch mal mehr und können den Ratsuchenden Hinweise geben. Diese sollten sich nicht scheuen, Hilfe anzunehmen. Matenaers hat festgestellt: „Viele betrachten das noch als Almosen.“

Die Menschen wollen so lange wie möglich zuhause bleiben. Das sei auch das Ziel, so der Landrat. Auch mit Blick auf die Kapazitäten. „Pflegende Angehörige sind der wichtigste Pflegedienst, wenn wir sie nicht hätten, hätten wir ein Problem“, sagt auch Ralf Berensmeier Nach wie vor gebe es einen großen Bedarf bei der Tages- und Kurzzeitpflege. Denn die pflegenden Angehörigen schultern noch oft viel zu viel allein, wissen nicht genau, wo und von wem sie Unterstützung bekommen. „Sie rutschen in ein Hamsterrad, sind plötzlich überfordert“, sagt Brohl – eben auch für sie ist die Pflegeberatung daher wichtig.

Pflegeberatung im Kreis Wesel: Hier gibt es Infos

  • Pflege- und Hilfebedürftigkeit kann Menschen jedes Alters betreffen und unterschiedliche Gründe haben, insbesondere Krankheiten und Behinderungen. Für all diese Menschen und ihre Angehörigen sei die Pflegeberatung da.
  • Informationen und Anlaufstellen gibt es auf der Internetseite der Kreisverwaltung Wesel (www.pflege-kreis-wesel.de) sowie bei den Pflegeberatungen und Seniorenbüros in den Rathäusern und bei den Kommunen.