Kreis Wesel. Im vergangenen Jahr wurden sieben Geldautomaten im Kreis Wesel gesprengt. Die Polizei spricht von einer latenten Gefahr und fordert ein Umdenken.

Die Gefahr für Unbeteiligte ist riesig, der Sachschaden immens und die Beute oftmals groß: Die gezielten Sprengungen von Geldautomaten stellen schon länger ein großes Problem dar.

Im vergangenen Jahr jagten Täter allein im Kreis Wesel sieben Automaten von verschiedenen Geldinstituten in die Luft und verschwanden mit teils hohen Bargeldsummen. In allen Fällen hinterließen sie zerstörte Bankfilialen oder Foyers und nahmen dabei die Gefährdung unbeteiligter Passanten oder Anwohner in Kauf.

Gesprengte Geldautomaten im Kreis Wesel: Was Landrat und Polizei fordern

Kreispolizei und Landrat gehen nicht davon aus, dass diese Straftaten weniger werden, auch wenn es 2022 zwei Sprengungen weniger gegeben hat als noch ein Jahr zuvor. Solange so viel Bargeld im Umlauf sei wie bislang, werde es auch weiterhin solche Sprengungen geben, sagten Polizeidirektor Rüdiger Kunst und Landrat Ingo Brohl bei der Vorstellung der Kriminalitätsentwicklung.

„Wir sitzen da auf einem Pulverfass“, sagte Kunst fast sinnbildlich und lieferte im Anschluss auch den Lösungsansatz: „Je weniger Bargeld im Umlauf ist, desto weniger Probleme haben wir in dem Bereich.“

Wie groß diese Probleme tatsächlich sind, wollte der Polizeidirektor nicht im Detail darlegen, um kein Interesse bei Nachahmern zu wecken. Wie hoch die Beutesummen seien, werde er nicht sagen, so Kunst, aber die Sachschäden lägen nicht selten bei „mehreren 100.000 Euro“.

Auch Landrat Ingo Brohl forderte einen anderen Umgang mit Bargeld und führte als Beispiel skandinavische Länder an, in denen Münzen und Scheine kaum noch eine Rolle spielen, weil fast ausschließlich mit Karte bezahlt wird. Dahin müsse man auch hier kommen, so der Landrat. „Wir brauchen eine neue gesellschaftliche Diskussion über den generellen Umgang mit Bargeld.“

Zahlreiche Banken sind bereits dazu übergegangen, ihre Automaten nicht 24 Stunden am Tag zugänglich zu machen, sondern die Foyers mit Geldautomaten ab 23 Uhr zu schließen. Dennoch bekommen Täter, die oftmals aus den Niederlanden kommen, noch immer ausreichend Möglichkeiten.

Brohl warnte Bürgerinnen und Bürger in diesen Fällen, nicht einzuschreiten oder die Täter anzusprechen, wenn sie eine solche Tat beobachten sollten. Polizei verständigen und sich sonst zurückhalten, laute die Devise. „Man sollte nicht vergessen, dass es sich um Schwerverbrecher handelt“, so Brohl. „Eigensicherung ist da oberstes Gebot.“