Schermbeck. Ein Geldautomat der Volksbank Schermbeck ist in der Nacht zu Mittwoch gesprengt worden. Anwohner filmten die Täter kurz nach der Sprengung.

Zwei Explosionen hintereinander haben Anwohner in Altschermbeck in der Nacht zu Mittwoch aus dem Schlaf gerissen: Automatensprenger haben zugeschlagen und einen Geldautomaten der Volksbank in der Straße Kerkerfeld zerstört. Das Gebäude, in dem sich auch zwei Wohnungen befinden, wurde durch die Detonationen stark beschädigt. Kurz nach der Tat konnten Anwohner ein Video der mutmaßlichen Tätern aufnehmen.

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Die Anwohner verließen vorsorglich unverletzt ihre Wohnungen. Vor Ort bot sich ein Bild der Verwüstung. Die Splitter der zerborstenen Scheiben und Trümmerteile sind weit geflogen, die Filiale ist massiv beschädigt worden. Das Haus ist allerdings laut Polizei nicht einsturzgefährdet, das hätten erste Untersuchungen eines Statikers ergeben. Zeugen hatten in der Nacht zwei unbekannte Täter in eine wartende dunkle Limousine einsteigen sehen, die dann mit hoher Geschwindigkeit in Richtung B58 flüchtete. Die Fahndung verlief bislang erfolglos. Nach Angaben der Polizei konnten die Täter jedoch kein Bargeld erbeuten.

Die Freiwillige Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot aus, leuchtete den Tatort aus und sperrte die Umgebung ab.
Um 8.30 Uhr am Morgen ist der Bereich um die Volksbankfiliale immer noch weiträumig abgesperrt. Der Durchgangsverkehr ist hier nicht möglich. „Das bleibt auch noch einige Stunden so“, informierte eine Beamtin vor Ort. Derzeit sind Krimimaltechniker im Einsatz, akribisch untersuchen sie das Gebäude Zentimeter für Zentimeter darauf, ob sich irgendwo noch Sprengstoff befindet.

Das benachbarte Fitnessstudio darf nicht betreten werden und auch die Büros neben und über der Filiale bleiben am Mittwoch geschlossen. Auf dem vor dem Gebäude befindlichen Parkstreifen stand ein Auto, welches in Mitleidenschaft gezogen wurde. Scheiben des Fahrzeugs sind von herumfliegenden Trümmerteilen oder durch die Druckwelle geborsten.

Chef der Volksbank Schermbeck ist am Mittwoch vor Ort

Die Arbeiten am Tatort werden voraussichtlich bis in den Mittag hinein dauern. Danach muss die Straße von den tausenden Glassplittern gereinigt werden. Es ist die zweite Sprengung von der das Bankinstitut getroffen wurde. Im April 2020 wurde der Geldautomat in der Hauptstelle an der Mittelstraße gesprengt. Über die Angabe der Beute wurden damals keine Angaben gemacht.

Volksbankvorstand Norbert Scholtholt war am Mittwochmorgen vor Ort und machte sich ein erstes Bild der Lage. „Wir sind froh, dass bis auf den Schreck niemand verletzt wurde“, berichtete Scholtholt. „Wir bitten unsere Kunden, bis auf weiteres unsere Filialen in Schermbeck und Gahlen zu benutzen. Dort läuft der Bankbetrieb wie gewohnt weiter.“ Marketingleiter Wolfgang Lensing konnte zu dem Vorgang noch keine weiteren Angaben machen. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir unsere Geldautomaten anders schützen", sagte er am Morgen. Zeugen, die Hinweise zu der Sprengung geben können, werden gebeten, sich bei der Polizei Wesel unter der Telefonnummer 0281-1070 zu melden.

Geldautomatensprenung in Schermbeck ist kein Einzefall

Die große Zerstörung durch die Sprengung ist kein Einzelfall: Erst Ende November jagten Unbekannte gleich zwei Geldautomaten gleichzeitig in Hünxe-Bruckhausen in die Luft. Die Filialen der Volksbank und der Sparkassen liegen dort direkt nebeneinander. Die Wucht der beiden Detonation riss ein Loch in die Wand zu einer Arztpraxis, Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen, bis Fachleute die Statik der Gebäude geprüft hatten. In diesem Fall flüchteten die Täter über die A3 in Richtung Holland. Vor zwei Jahren wurde das Ledigenheim in Dinslaken-Lohberg bei einer solchen Sprengung ebenfalls stark beschädigt.

Die Filiale der Volksbank in Schermbeck ist nicht einsturzgefährdet.
Die Filiale der Volksbank in Schermbeck ist nicht einsturzgefährdet. © FFS | Erwin Pottgiesser

Der Geldautomat an der Tank und Rast in Büderich ist schon vier Mal gesprengt worden. Bewohner von Gebäuden, in denen Geldautomaten stehen, machen sich zunehmend Sorgen. Das Landeskriminalamt kennt das Problem und beobachtet bei den Taten, die niederländischen Tätergruppe zugeordnet werden, eine beunruhigende Tendenz: Statt wie früher Gas wird seit einiger Zeit Sprengstoff verwendet, dadurch „entstehen regelmäßig hohe Schadensbilder an Gebäuden (...) mit unkalkulierbaren Gefahren für unbeteiligte Dritte sowie eingesetzte Kräfte.“

Splitter und Trümmerstücke erreichten eine Durchschlagskraft, denen auch massive Hauswände oder Fensterscheiben nicht standhalten, warnt das LKA auf der Homepage der Polizei NRW. Die Behörde führt nach eigenen Angaben regelmäßig Gespräche mit Sachversicherern und Betreibern der Automaten, um auf Risiken durch schwach gesicherte Automaten hinzuweisen.