Kreis Wesel. Die Barmer schlüsselt Krankheitsbilder und -häufigkeiten nach Regionen auf. Manche Krankheiten sind im Kreis Wesel häufiger als im Bundesschnitt.

In vielen Bereichen ist die Bevölkerung des Kreises Wesel gesünder als der Bundesdurchschnitt. Das geht aus einem riesigen Datensatz hervor, den die Krankenkasse Barmer nach Auswertung ihrer Versichertendaten angelegt hat. Rund neun Millionen Versicherte hat die Krankenkasse – anhand ihrer Daten aus dem Jahr 2020 hat die Barmer den Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung hochgerechnet, für jede kreisfreie Stadt und jeden Landkreis aufgeschlüsselt und unter dem Titel „Morbiditäts- und Sozialatlas“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Atlas listet für insgesamt 35 Krankheitsbilder auf, wie oft sie im Landkreis oder der Großstadt auftreten und wie stark welche Altersgruppe, welches Geschlecht und Menschen abhängig von Bildung und Einkommen betroffen sind.

Demnach sind die Menschen im Kreis Wesel in einigen Bereichen deutlich gesünder als der bundesdeutsche Durchschnitt. Zum Beispiel liegen die Erkrankungshäufigkeiten durch Drogen- oder Alkoholmissbrauch rund 18 Prozent unter dem Bundesschnitt, bei Adipositas mit Krankheitsbezug sind es 21 Prozent, bei Depressionen sieben Prozent. Auch die Zahl der Demenzerkrankungen liegt unter der bundesweiten Häufungsrate, und zwar 14 Prozent. Die Sterblichkeit im Kreis Wesel liegt vier Prozent unter dem Bundesschnitt.

Auch im Kreis Wesel gilt: Je reicher, desto gesünder

Allerdings bewegt sich der Kreis Wesel bei manchen Erkrankungen ebenso recht deutlich über dem Bundesschnitt. So lagen die Brustkrebserkrankungen neun Prozent über dem bundesweiten Wert, genauso wie Lungenerkrankungen. Auch gastrointestinale Erkrankungen, also Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, kamen im Kreis Wesel häufiger vor – um acht Prozent lag die Rate hier höher als im Bundesdurchschnitt. Bei den Herzerkrankungen liegt der Kreis unterdessen im bundesweiten Schnitt.

Der Barmer-Morbiditäts- und Sozialatlas stellt auch einen Zusammenhang zwischen Krankheit und eigenen Lebensumständen her. Vereinfacht gesagt: je reicher, desto gesünder. Unter Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und Lungenerkrankungen etwa leiden vor allem Sozialhilfeempfänger und Menschen im Rentenbezug, von Depressionen sind wiederum besonders Empfangende von Sozialleistungen betroffen.

Was der Atlas nicht beantwortet, ist die Frage nach den Ursachen für die teilweise großen regionalen Unterschiede. Ob in manchen Bereichen mehr diagnostiziert wird, weil die Ärzteversorgung in einer Stadt oder einem Kreis höher ist, oder ob die Erhöhung in einzelnen Bereichen ein Spiegelbild der Demografie eines Ortes ist, kann die Barmer noch nicht belastbar beantworten.

Allerdings sieht die Krankenkasse den Atlas nach eigener Aussage als Auftakt und möchte sich auch um die Ursachenforschung kümmern und den Datenwust zu einem gesundheitspolitischen Analyseinstrument weiterentwickeln, das eine Grundlage dafür bildet, die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen in den jeweiligen Regionen zu verbessern.

>>> Hintergrund zum Morbiditätsatlas<<<
Der Morbiditäts- und Sozialatlas wurde durch das Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (Bifg) erstellt. „Es versteht sich als Kompetenzzentrum für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung und untersucht insbesondere Fragen der Gesundheitsversorgung, der Finanzierung und der Versicherungssysteme“, heißt es in der Einleitung zur Dokumentation des umfangreichen Werkes.

Für den Morbiditäts- und Sozialatlas seien die Routinedaten der Barmer unter Einbeziehung von soziodemografischen Faktoren, Regionalität und Morbidität auf die Gesamtbevölkerung Deutschlands hochgerechnet worden. Demnach werden die Häufigkeiten verschiedener Krankheiten sowohl regional verteilt als auch für verschiedene soziodemografische Merkmale dargestellt. „Durch die Auswahl von Alters- und Geschlechtsgruppen kann dabei eine Vielzahl von Fragestellungen untersucht werden“, heißt es in der Erklärung weiter.

Der Morbiditäts- und Sozialatlas ist im Internet unter der Adresse www.bifg.de/atlas zu finden.