Kreis Wesel. Die Aktion „Stadt, Land, zu Fuß“ setzt den Fokus auf Fußgänger im Kreis Wesel. Doch wer setzt sich eigentlich für die Belange von Fußgängern ein?
Beim Stadtradeln haben Teilnehmende aus dem Kreis Wesel in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt. Wie viele Kilometer die Menschen im Kreis hingegen zu Fuß schaffen werden, wird sich noch zeigen: bei der Aktion „Stadt, Land, zu Fuß“ vom 1. bis 21. November. Wie beim Stadtradeln können sich die Menschen im Kreis Wesel anmelden und Buch über ihre gelaufenen Kilometer führen. Am Ende wird zusammengezählt und verglichen – der Kreis oder die Stadt mit den meisten Kilometern im Verhältnis zu den Einwohnern gewinnt.
Initiator der deutschlandweiten Gesundheitsaktion ist der Ostfriese Edzard Wirtjes aus Leer, der für die Bewegung an der frischen Luft werben will. Das sei im Herbst und Winter besonders wichtig für das Immunsystem und die allgemeine Gesundheit: „Bei Kälte, Nässe, Wind und Dunkelheit rauszugehen zählt doppelt! Und ist auch gut für die Seele“, heißt es auf der Internetseite, auf der man sich auch registrieren kann. Ob Laufen, Wandern, Spazieren, Walken – wie die Kilometer zurückgelegt werden ist egal.
Wie geht es den Fußgängerinnen und Fußgängern im Kreis Wesel?
Für die Verkehrsteilnehmer im Auto und auf dem Fahrrad gibt es viele Aktionen und Lobbyarbeit, für Fußgänger sieht es da anders aus. Das bestätigt auch die Verkehrswacht Kreis Wesel, bei der Fußgänger nicht wirklich im Fokus sind, außer wenn es um Schulwege geht.
„Das Problem ist: Fußgänger verstehen sich nicht immer direkt als Verkehrsteilnehmer“, erklärt Peter Struben vom Verein „Fuss e.V.“ NRW. Der Verein setzt sich mit vielen Ortsgruppen und auch Fußgängerbeauftragten in größeren Städten für die Belange der Fußgänger ein. Denn Mobilitätsbeauftragte denken den Fußverkehr oft nicht ausreichend mit, sagt Struben. Im Kreis Wesel gibt es von dem Verein bislang noch keine Ortsgruppe. Interessierte können sich aber gerne melden, wirbt Struben.
Forderungen des „Fuss e.V.“ sind unter anderem mehr verkehrsberuhigte Bereiche, mehr Querungshilfen über Straßen und vor allem barrierefreie Fußwegenetze. Um konkrete Verbesserungsansätze in den Städten und Gemeinden zu finden, führt der „Fuss e.V.“ unter anderem „Fußverkehr-Checks“ durch.
Barrierefreiheit ist ein großes Thema für den Fußverkehr
Auch Horst Vöge vom VdK erklärt: „Fußgänger sind im Verkehr das letzte Glied in der Kette.“ Nach dem Krieg wurde zunächst die autogerechte Stadt fokussiert und seit etwa 20 Jahren werde auch die fahrradfreundliche Stadt fokussiert. Fußgänger bleiben bislang immer etwas außen vor, wobei dies sich in den letzten Jahren durch neue Verkehrskonzepte auch etwas verbessert habe, erklärt Vöge.
Beim VdK stehe vor allem auch die Barrierefreiheit für Fußgänger im Fokus. „Häufig sind die Fußwege noch zu schmal, Autos oder E-Roller stehen im Weg, oder bei Baustellen wird als erstes der Fußweg verengt oder ganz gesperrt“, so der Vdk-Vorsitzende im Kreis Wesel. Zudem falle ihm auf, dass einige Ampelphasen deutlich zu kurz sind für viele Fußgänger. Die Aktion „Stadt, Land, zu Fuß“ befürwortet Horst Vöge daher sehr: „Jede Aktion, die bei der Politik und Verwaltung für Aufmerksamkeit sorgt ist hervorragend.“
„Stadt, Land, zu Fuß“: Diese Gruppen machen im Kreis Wesel mit
Für die Aktion haben sich im Kreis Wesel schon einige Gruppen registriert. Mit 287 Laufenden (Stand 26. Oktober) die meisten im Vergleich zu den anderen teilnehmende zehn Kreisen und Städten. Eine der teilnehmenden Gruppen ist beispielsweise der Sauerländische Gebirgsverein Dinslaken. Für den etwa 100 Mitglieder starken Verein mit Mitgliedern aus dem ganzen Kreisgebiet ist die Beteiligung „selbstverständlich“.
Die Aktion motiviere einmal mehr Wandern zu gehen und bringe Aufmerksamkeit, teilte der Verein auf Anfrage der Redaktion mit. „Für uns steht sowohl das gemeinschaftliche Erlebnis der Natur als auch die Förderung der Fitness und Gesundheit im Mittelpunkt“, erklärt Heribert Prang aus dem erweiterten Vorstand.
Auch der Ausdauersportverein HADI aus Wesel wird begeistert bei „Stadt, Land, zu Fuß“ mitmachen. „Die Aktion motiviert und erreicht hoffentlich viele Menschen“, heißt es vom Verein auf Anfrage. Dabei könne man auch ganz nebenbei die schönen Gegenden im Kreis Wesel entdecken, rund um die Baggerseen und Wälder.
Für den Fußgänger-Verkehr im Kreis könne laut des Vereinvorstand Christopher Kloß noch einiges getan werden. Generell sei es gut, wenn es klar abgegrenzte Wege für Fußgänger, Fahrräder und Autos gibt und dabei komplizierte Wegeführungen vermieden werden. Darüber hinaus sei es wünschenswert dem KfZ Flächen im Innenstadtbereich zu entziehen, um mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Ein Vorschlag des Vereins, um Parkplätze zu vermeiden: „Parkmöglichkeiten mit Mobilstationen am Stadtrand“.
Sicherheit von Fußgängern im Kreis Wesel
Die Polizei im Kreis Wesel teilt auf Anfrage mit, dass es in den vergangenen Jahren bei Unfällen mit der Beteiligung von Fußgängern keine wirklichen Auffälligkeiten gab. 2020 gab es 118 Unfälle, 134 Unfälle 2021 und in diesem Jahr sind es bislang 105 Unfälle mit Fußgängern. Die Polizei kläre immer wieder über die Gefahren mit Präventionsmaßnahmen auf, wie beispielsweise der Aktion „Sicherheit durch Sichtbarkeit“.