Kreis Wesel. Um den Kreis Wesel und seine Kommunen zu vermarkten, gibt es viele verschiedene Stellen. Gibt es überhaupt genug Geld für so viele Förderer?

Die erfolgreiche Vermarktung eines Landkreises ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Aus diesem Grund setzt der Kreis Wesel gleich auf mehrere Wirtschaftsförderungen. Eine kleine Vorstellung davon bekamen kürzlich die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses, in dem sie über die Arbeit der „Standort Niederrhein GmbH“ und „Regionalagentur Niederrhein“ informiert wurden – und zunächst einmal nicht mehr erfuhren als bereits ein Jahr zuvor.

Dass Standort Niederrhein vor allem für die Netzwerkarbeit und einer publikumswirksamen Präsentation aller Niederrhein-Kreise auf Messen und Veranstaltungen zuständig ist, habe man bereits im vergangenen Jahr vorgestellt bekommen, kritisierte FDP-Fraktionschef Rudolf Kretz-Manteuffel. Was er vermisste, waren konkrete Ergebnisse der Gesellschaft mit Standort in Neuss. „Mir fehlen die Zahlen.“

Zahlen könne man kaum liefern, sagte Standort-Niederrhein-Chef Bertram Gaiser. Erstmal, weil die Arbeit eher darin bestehe, den ersten Kontakt zwischen interessierten Investoren und Landkreisen zu vermitteln. Das zweite Problem sei der Flächenmangel. Man habe regelmäßig Anfragen für zusammenhängende und sofort freie Flächen von mehr als 30 Hektar, die stünden aber nicht zur Verfügung.

Zu viele Köche für die Wirtschaftsförderung? Das sagt der Kreis Wesel

Grünen-Fraktionschef Hubert Kück stellte die Frage, inwiefern „zu viele Köche nicht den Brei verderben“, angesichts der Entwicklungsagentur Wirtschaft (EAW), Standort Niederrhein, der Regionalagentur sowie Niederrhein-Tourismus und den zahlreichen anderen Agenturen in den jeweiligen Kommunen sowie die Wirtschaftsförderung „Wir4“ für Moers, Rheinberg, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn.

Als „viele Player für zu wenig Fördertöpfe“ bewertete Kück die Sammlung wirtschaftlicher Kompetenz im Kreis Wesel. Was EAW-Leiter Michael Düchting anders sieht. Im Zusammenspiel mit allen Wirtschaftsförderungen bestehe eine klare Aufgabenteilung. Überschneidungen und Doppelarbeit ergäben sich daher nicht. Die EAW beispielsweise übernehme das überregionale Flächen Marketing für die Kommunen, ebenso die Gründer- und Fördermittelberatung oder die Entwicklung und das Management kreisweiter Unternehmensnetzwerke. Die Kommunen selbst kümmerten sich vorrangig um die lokalen Unternehmen, Neuansiedlungen und die wirtschaftsnahe Infrastruktur vor Ort.

Für Themen, wie das überregionale und bundesweite Standortmarketing kooperiere man insbesondere mit Standort Niederrhein und präsentiere sich gemeinsam auf Messen und Kongressen. „Wenn wir zum Beispiel auf die Expo Real nach München gehen, eine der weltweit größten Immobilienmessen, macht es wenig Sinn, sich als Kreis alleine darzustellen. Hier müssen wir mit der attraktiven Region Niederrhein um Investoren kämpfen, um genug Aufmerksamkeit zu bekommen“, sagt Düchting.

Wirtschaftsförderer Michael Düchting: „Arbeit haben wir alle genug“

Die Regionalagentur Niederrhein mit Sitz in Duisburg kümmere sich vor allem um die Umsetzung der EU- kofinanzierten Landes- und Arbeitsmarktpolitik, etwa hinsichtlich der Fachkräftesicherung und der Ausbildungsförderung. Niederrhein Tourismus wiederum sei für das gemeinsame überregionale Tourismus-Marketing der Gesellschafter, also der Kreise Wesel, Kleve, Viersen und Heinsberg, verantwortlich.

Eine transparente und abgestimmte Aufgabenteilung sei wichtig, um sich nicht ins Gehege zu kommen, sagt Michael Düchting. Deshalb habe man bereits mit Gründung der EAW sowie Übernahme der Tourismuskoordinierung die beiden Arbeitskreise „Wirtschaftsförderung“ und „Tourismus“ auf Kreisebene eingerichtet, in denen man sich mit allen 13 Kommunen abstimme.

„Arbeit haben wir alle gemeinsam genug“, sagt der EAW-Leiter. Viel mehr als mögliche Kompetenzüberschneidungen seien der Personalmangel und häufig fehlende Eigenmittel auf allen Ebenen oft ein Problem. „So hätten wir uns gerne gemeinsam noch stärker an EU- Förderaufrufen beteiligt, zum Beispiel um grenzüberschreitende oder auch Projekte zur Tourismus- und Innovationsförderung, vor allem auch in Kooperation mit der Hochschule Rhein-Waal, auf den Weg zu bringen.“