Kreis Wesel. Klimawandel, Digitalisierung, Energiekrise: Volker Kraska muss als neuer Chef des Wasserwirtschaftsverbandes viele Punkte anpacken.
Als Karl-Heinz Brandt vor 17 Jahren sein Amt als Vorstand der Linksniederrheinischen Entwässerungs-Genossenschaft (Lineg) angetreten hat, da gab es noch keine Smartphones, der Klimawandel wurde in erster Linie in Experten-Kreisen diskutiert – und von einem russischen Angriffskrieg konnte schon gar keine Rede sein. Nun geht Brandt in den Ruhestand und gibt seine Aufgaben an Volker Kraska weiter, der bisherige Co-Vorstand übernimmt die Chefrolle bei der Lineg ab 1. Oktober.
„Es gibt sicher einfachere Zeiten, um so ein Amt zu übernehmen. Aber ich habe da richtig Bock drauf und freue mich auf die Aufgaben“, sagt der 59-Jährige, der bereits im April von der Genossenschaftsversammlung gewählt wurde.
In der Tat sind die Herausforderungen für den Wasserwirtschaftsverband groß: Dass die Folgen des Klimawandels immer sichtbarer werden, hat nicht zuletzt dieser Dürre-Sommer gezeigt, der August gehört zu den trockensten Monat am linken Niederrhein seitdem die Lineg die Wetterdaten erfasst. Zudem steckt der Verband mitten in einem Digitalisierungsprozess, hinzu kommt die Energiekrise mit ihren Auswirkungen – denn die Pumpanlagen und Klärwerke benötigen massiv viel Strom.
Kraska – der in Gelsenkirchen geboren wurde, aber seit seiner Kindheit in Moers lebt – ist seit 2009 bei der Genossenschaft beschäftigt, seit 2016 als Stellvertreter von Karl-Heinz Brandt. Zuvor war der Ingenieur lange im Bergbau tätig – Über- und Untertage. Als Student fuhr er sogar auf Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort ein, neben dem ehemaligen Bergwerksgelände befindet sich die Verwaltung der Lineg. „Ich bin zwar im Ruhrgebiet geboren, fühle mich aber als Nieder-rheiner“, sagt Kraska über sich.
Was der neue Lineg-Chef zum Klimawandel sagt
Der neue Vorstandschef, der für fünf Jahre gewählt ist, will die genannten Herausforderungen in der Linie seines Vorgängers angehen. „Wir müssen den Wandel kontinuierlich fortsetzen“, sagt Kraska. Stichwort Digitalisierung: Derzeit laufen im Verbandsgebiet erste Modellprojekte, wie sich die Pumpanlage digital vernetzen lassen, um effektiver zu arbeiten. Auch die Renaturierung von Gewässern im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie wird ein zentrales Thema bleiben. Zudem sollen Kooperationen mit Schulen weiter verstärkt werden, nicht zuletzt stehen Verbesserungen der internen Abläufe an. Beim Thema Klimawandel ist für Kraska klar: „Die Tendenz ist deutlich. Wir haben längere Trockenperioden oder heftigere Regenfälle. Das hat sich in den letzten Jahren noch mal verstärkter gezeigt.“ Die Aufgaben seien hochkomplex.
Mit ihren rund 310 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin sieht sich die Lineg gut aufgestellt, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Zwar sei der Aufwand, um an neues Personal zu kommen, zuletzt deutlich gestiegen, bisher gelinge es aber noch, geeignete Leute an den linken Niederrhein zu bekommen.