Kreis Wesel. Der Lehrkräftemangel im Kreis Wesel setzt sich fort. 54 Stellen sind noch unbesetzt. Für Förder- und Realschulen gab es gar keine Bewerbungen.

Die Personallage an den Schulen im Kreis Wesel bleibt auch im neuen Schuljahr 2022/23 angespannt. Kurz vor Ende der Sommerferien sind noch viele Lehrerstellen frei und werden es vorerst auch bleiben. Die Bezirksregierung konnte von 114 ausgeschriebenen Stellen im Kreis bislang nur 60 besetzen.

Die Quote von rund 54 Prozent ist besser als in den vergangenen zwei Jahren zum selben Zeitpunkt, allerdings ist der Personalmangel über die acht Schulformen sehr ungleich verteilt. Einzig die Berufskollegs im Kreis Wesel kommen bei sechs ausgeschriebenen Stellen auf eine Besetzungsquote von 100 Prozent. Und während die ausgeschrieben Gymnasialstellen zu 75 Prozent und die Stellen an den Grundschulen zu 74 Prozent besetzt werden konnten, haben die Förder- und Realschulen im Kreis Wesel Probleme. In beiden Schulformen liegt die Quote bei 0 Prozent.

An Förderschulen und Realschulen im Kreis Wesel gibt es bei Lehrkräften kein Interesse

Weder für eine der sieben ausgeschriebenen Stellen an Förderschulen noch eine der neun Stellen an Realschulen konnte eine Lehrkraft gefunden werden. Die Chancen, dass sich das schnell ändert, sind gering. Laut Bezirksregierung gibt es zu beiden Schulformen derzeit keine offenen Verfahren, die doch noch zur Besetzung einer der Stellen führen könnten.

Das kann sich laut Bezirksregierung theoretisch noch ändern. Denn neben Schulanfang und Beginn des zweiten Halbjahres können Lehramtsanwärterinnen und- anwärter auch zum 1. Mai und 1. November eingestellt werden, da sie zum 31. Oktober und 30. April ihr Referendariat beenden. Bei geeigneten Bewerbungen sei eine Einstellung aber auch außerhalb dieser gesetzten Zeiten möglich, so eine Sprecherin der Bezirksregierung. Der Personalmangel im Schuldienst sei nach wie vor eine Herausforderung, so die Sprecherin.

„Grundsätzlich ist die Bezirksregierung bestrebt, eine gute Lehrerversorgung an allen Schulen im Kreis Wesel sicherzustellen“, sagt die Sprecherin. „Hierfür wurde und wird kontinuierlich an der Gewinnung von Lehrkräften gearbeitet.“ Die Schulaufsicht stehe dazu in ständigem Kontakt mit allen Schulen, um bei der Umsetzung aller erforderlichen und möglichen Maßnahmen zu beraten und zu unterstützen. Unter anderem mit Vertretungslehrkräften. Auch mit Abordnungen und Versetzungen werde gearbeitet. Zahlen dazu konnte die Bezirksregierung nicht nennen.

Für die Gewerkschaft Erziehung- und Wissenschaft (GEW) ist der Lehrkräftemangel gerade an den Förder- und Realschulen kein Wunder, abgesehen von den grundsätzlichen Nachwuchsproblemen. Es sei deutlich erkennbar, dass Lehrkräftemangel dort besonders hoch sei, wo schlechter bezahlt werde – an Grundschulen und im Sekundar-I-Bereich. „Ein Punkt, um den Lehrkräftemangel dort zu verringern, ist: gleiches Geld für gleichwertige Arbeit“, sagt die GEW-Landesvorsitzende, Ayla Celik. Darauf habe man seit Jahren hingewiesen. Insofern sei die Ankündigung der Landesregierung, unabhängig von der Schulform eine gleiche Eingangsbesoldung von A13 umzusetzen, ein gewerkschaftlicher Erfolg.

Neben der Bezahlung spiele die Ausstattung der Schulen eine große Rolle, so Celik weiter. Auch da zögen unter anderem Realschulen häufig den Kürzeren. Doch das dürfe nicht so bleiben: „Kinder und Jugendliche müssen gleiche Bildungschancen haben – unabhängig von der Postleitzahl oder dem Elternhaus.“ Dazu müsse die Landesregierung den Sozialindex dringend überarbeiten, der für die gerechte Verteilung der finanziellen Ressourcen sorgen soll.

„Wir müssen mehr Mittel in das System bringen und alle Schulen in herausfordernden Lagen bestmöglich ausstatten“, sagt Ayla Celik. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, werden sich auch mehr Lehrkräfte für diese Stellen finden.“

>>>Quote hat sich verbessert<<<
Ein Grund für die Probleme bei den Stellenbesetzungen ist der grundsätzliche Mangel an Nachwuchskräften. Einer steigenden Zahl von Stellen steht demnach eine geringe Zahl von Lehramts-Absolventinnen und -Absolventen entgegen.

Allerdings hat sich die Quote im Kreis Wesel im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren stark verbessert. 2020 konnte die Bezirksregierung lediglichrund 33 Prozent der ausgeschriebenen Stellen zum neuen Schuljahr besetzen, 2021 waren es 38 Prozent.

Genaue Zahlen für die einzelnen Kommunen und über die gesamte Personalausstattung aller Schulen, inklusive der Lehrkräfte, die in den Ruhestand gehen, konnte die Bezirksregierung nicht liefern. Belastbarere Daten werde es erst ab der 37. Kalenderwoche geben.