Kreis Wesel. Weniger Ruhephase, mehr Gelegenheit zu stechen: Zecken können mitunter gefährliche Krankheiten übertragen. Was ein Apotheker aus dem Kreis rät.

Zecken sind nicht nur lästig. Bekannterweise können sie mitunter gefährliche Krankheiten wie die Borreliose – das Risiko besteht deutschlandweit, betont das Robert-Koch-Institut (RKI) – oder die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Das RKI weist zu Letzterem – laut Apothekerverband kann es zur Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute kommen – die entsprechenden Risikogebiete aus. Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen bestehe die Gefahr für eine FSME-Infektion, heißt es dazu. Es gibt aber auch weitere einzelne Risikogebiete. Erstmals in diesem Jahr hat das RKI mit Solingen auch eine Region in Nordrhein-Westfalen zum FSME-Risikogebiet erklärt. Das Risikogebiet werde immer größer, sagt Lukas Heuking, Sprecher der Apotheker in Dinslaken.

Wie sich Revierförster aus dem Kreis Wesel schützen

Und offenbar rückt das Risiko auch näher, wenn der Kreis Wesel in diesem Jahr auch noch keine Fälle mit dem meldepflichtigen FSME-Virus verzeichnet hat. Klaus Kretschmer, Geschäftsführer der Biologischen Station im Kreis Wesel, sind allerdings Fälle aus dem angrenzenden Raum Bottrop bekannt, er glaubt, dass auch in dieser Region das Risiko zunimmt. „Tiere kennen keine Kreisgrenzen“, sagt er. Kretschmer verweist als Grund dafür auf die längere Vegetationsperiode. Im letzten Winter habe es kaum Frost gegeben, die Tiere seien inzwischen deutlich früher und damit auch länger im Jahr aktiv. Umso mehr steige die Gefahr, gestochen zu werden und sich zu infizieren. Während Zecken Kälte aber auch extreme Trockenheit nicht mögen, bevorzugten sie eher eine „eine gewisse Luftfeuchtigkeit und Halbschatten“, erläutert Kretschmer.

Von Berufswegen her gefährdet, von einer Zecke gestochen zu werden, sind die Mitarbeitenden in den Wäldern im Kreisgebiet, wie etwa Revierförster Christoph Erkens, der für die Leucht zuständig ist. „Wir schützen uns mit Zeckenspray“, sagt er. Ansonsten sei es gut, möglichst lange Kleidung zu tragen, auch Gamaschen seien hilfreich, da sie die offene Stellen von Schuh zu Hose verschließen. Erkens hat bereits vor zwei Monaten vermehrt Zecken wahrgenommen. Seiner Erfahrung nach tauchen die Tiere gerne an Waldrändern mit hohem Gras und niedrigeren Sträuchern oder etwa Farn auf. Gemähte Wiesen seien eher weniger eine Gefahr, sagt der Förster.

Wichtig: Körper gut auf Stiche kontrollieren

„Repellentien“ lautet so ein Begriff, den der Dinslakener Apotheker Heuking zum Schutz vor Zecken erwähnt. Gemeint sind Cremes und Lotionen, die regelmäßig auf Hautstellen gesprüht werden sollten, die nicht durch Kleidung geschützt sind. Neben Zecken vertreiben sie auch Mücken, Bremsen oder Fliegen. Wichtig, vor allem auch für Kinder gilt: abends entkleiden und gut am Körper kontrollieren, ob sich nicht ein Tier festgebissen hat. Ist das doch der Fall, muss die Zecke zügig und restlos entfernt und die Stelle desinfiziert werden, so Heuking.

Praktisch seien Zeckenkarten, ähnlich wie Scheckkarten, die mit einer schiebenden Bewegung die Zecke entfernen. Alternativ seien auch Pinzetten das Mittel der Wahl. Auf keinen Fall sollte Öl oder Alkohol aufgetragen werden, um die Zecke zu töten. „Damit wird das Tier nur enorm gestresst.“ Es spucke dann Speichel aus, dieser kann Infektionserreger enthalten Anschließend sollte die Stelle täglich kontrolliert werden, sagt Heuking. Bilde sich ein roter Ring oder Kreis (Hinweis auf Borreliose), bekomme man Fieber oder Gliederschmerzen, „dann kämpft der Körper an“, dann sollte man direkt zum Arzt.

FSME-Infektion: Impfung hilft - Letzter Fall im Kreis Wesel 2015

  • Laut Angaben des RKI wird ein Kreis neu als FSME-Risikogebiet definiert, wenn es in den vergangenen fünf Jahren mehr als eine Erkrankung pro 100.000 Einwohner gab. Ebenfalls betrachtet wird die angrenzende Region. Das RKI hat 2015 eine Infektion im Kreis Wesel verzeichnet, die Person war den Angaben zufolge geimpft.
  • Auch der Apothekerverband verweist auf die Impfung, die einen wirksamen Schutz vor FSME biete: „Bereits nach zwei Impfungen, die man im Zeitraum von ein bis drei Monaten durchführen kann, besteht ein bis zu 98-prozentiger Schutz vor FSME. Für einen vollen und länger anhaltenden Impfschutz sind drei Impfungen erforderlich.“
  • Zecken können darüber hinaus auch Borreliose übertragen. Infos zu Zeckenstichen und Infektionen gibt es hier: www.rki.de/borreliose