Kreis Wesel. Sommer ist auch Mückenzeit: Welche Bereiche bevorzugen die oft lästigen Insekten im Kreis Wesel? Und was begünstigt ihre Ausbreitung?

Wenn es draußen warm wird, hört man es plötzlich überall summen und brummen. Oder liegt es vielleicht einfach daran, dass wir nun vermehrt draußen sitzen? Für Experten wie Klaus Kretschmer von der Biologischen Station im Kreis Wesel, der sich schwerpunktmäßig mit Insekten beschäftigt, ist es das ganze Jahr über normal, zu beobachten, was in der Natur so kreucht und fleucht. Wie ist es zum Beispiel mit den für den Menschen doch oft eher lästigen Mücken? Wie wirkt sich die aktuelle Wetterlage auf ihre Verbreitung aus?

Genaue Daten gibt es bei der Biologischen Station nicht. Momentan sei das aber nicht so dramatisch, gibt Klaus Kretschmer seinen Eindruck wieder. Er war kürzlich in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs, da habe er viel mehr Mücken wahrgenommen als hier. „Wir hatten am Niederrhein schon schlimmere Jahre.“ Der Geschäftsführer der Biologischen Station verweist etwa auf das Jahr 2016, als extreme Regenfälle für das Hochwasser an der Issel verantwortlich waren. „Da stand das Wasser sehr lang und dann wurde es warm“, so Kretschmer – und genau das sind ideale Voraussetzungen für Mücken. Es ist also stark von der Entwicklung des Wetters in den kommenden Wochen abhängig, wie sich die Zahl der Mücken entwickelt: „Es könnten schon mehr werden.“

Behälter im Garten sind bei Mücken beliebt

Die hier üblicherweise bekannten Stechmücken haben laut Kretschmer eine kurze Entwicklungsphase: zwei bis vier Tage als Ei, ein bis drei Wochen als Larve, die Puppe benötigt zwei bis vier Tage ehe sie schlüpft – Wärme beschleunige diesen Prozess: „Sie verwandeln sich vollständig wie Schmetterlinge“, erläutert Kretschmer. Vor allem kleinere Gewässer seien für die Mücken interessant, es müsse gar nicht viel regnen. Kretschmer weist auf auf Behältnisse wie die Vogeltränke, Gießkanne oder Regentonne hin, die im Sommer im Garten meist mit noch wenig Wasser stehen bleiben und daher beliebt dafür sind, dass die Mücken dort ihre Eier auf der Wasseroberfläche ablegen. Kretschmer empfiehlt daher solche Behälter im Garten austrocknen zu lassen, wenn man verhindern will, dass sie viele Mücken anziehen. Und natürlich immer hilfreich: das Mückennetz als Schutz.

Mücken seien gerne da, wo es feucht ist, bevorzugten halbschattige Bereiche – welche das im Kreis Wesel zum Beispiel sind? Etwa in moorartiger Landschaft wie im Diersfordter Wald oder dem Dämmerwald, so Kretschmer. Baggerseen oder Rheinufer seien derweil nicht so beliebte Stellen für die Insekten, „die vielen Fische dort sind natürliche Feinde“, sagt Kretschmer. Anders sei es etwa bei den Altrheinarmen, sie seien nicht so tief, oft stehende Gewässer.

Wasserflächen in Regentonnen: Hier finden Mücken ideale Voraussetzungen, um sich zu vermehren.
Wasserflächen in Regentonnen: Hier finden Mücken ideale Voraussetzungen, um sich zu vermehren. © AOK | AOK

Im Bereich der Bislicher Insel sei ihm zuletzt auch nicht aufgefallen, dass es vermehrt Mücken gebe, so auch der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) im Kreis, Peter Malzbender. „Ich bin froh über jedes Insekt, das fliegt“, betont er. Denn es fehlt bekanntlich an Insekten – und somit an Vogelfutter. Zuletzt hatten sich einige Gartenbesitzer an den Nabu gewandt, weil viele Meisenjungen verstorben waren.

So steht es um Wespen, Bienen, Schmetterlinge und Co.

Wie sieht es derzeit mit anderen Insekten in der Natur aus? „Wespen haben ab Juli ihre Hochphase“, sagt Peter Malzbender. Wer dann etwa Nester am Haus beobachtet, kann sich an die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Wesel wenden.

Wenn die Wespen aufkommen, endet derweil das Bienenjahr – „es dauert von April bis zur Sommersonnenwende“, sagt Carsten Cebulla vom Imkerverein Moers. „Jetzt bereiten sich die Bienen auf den Winter vor.“ Bislang sei es ein gutes Bienenjahr gewesen, so der Imker. Anders als das vergangenen am Niederrhein, „zur falschen Zeit das falsche Wetter“, so Cebulla. Das habe sich auf die Honigproduktion ausgewirkt.

Schmetterlinge können bekannterweise nicht stechen – und sind schön zu beobachten. Laut Klaus Kretschmer gebe es sie das ganz Jahr über. Viele lassen sich laut Malzbender ab dem kommenden Monat entdecken – dann etwa auch in der Naturarena Bislich. Dort gibt es unter anderem einen Schmetterlingsgarten.