Kreis Wesel. Der Ruf nach einer Corona-Strategie für Herbst und Winter wird laut. Der Kreis hat mit Blick auf das Personal im Gesundheitsamt einiges gelernt.

Kein Pandemie-Jahr ist wie das andere: Während die Menschen 2021 noch recht unbesorgt mit Blick auf die Infektionslage die Sommer-Monate genießen konnten, steigt die Zahl der neuen Corona-Fälle nun auch im Kreis Wesel kontinuierlich an. In der vergangenen Woche ist die Sieben-Tage-Inzidenz über 700 geklettert, vor einem Jahr lag sie zu diesem Zeitpunkt noch unter 10. Dann kam zum Winter das böse Erwachen.

Und genau das soll dieses Jahr nicht wieder passieren. An vielen Stellen wird daher die Forderung nach einer Strategie für Herbst und Winter laut. Auch Dr. Franz-Joachim Weyers, der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Kreis Wesel, wünschte sich kürzlich ein von langer Hand geplantes Konzept, damit die Ärzte auch Reaktionszeit haben. Man dürfe nicht kopflos in die kalte Jahreszeit gehen.

Auch der Kreis Wesel wünscht sich, ebenso wie die Bundesländer, eine „rechtzeitige Festlegung allgemeingültiger Regeln, die im Verlauf weniger Änderungen erfahren“, heißt es auf Nachfrage aus der Pressestelle. „Damit wäre eine rechtzeitige Vorbereitung und verlässliche Pandemiearbeit möglich.“ Das bezieht vor allem auch die Arbeit des Gesundheitsamts mit ein, denn die Mitarbeitenden waren vor allem zu Beginn des Jahres durch die Masse an Infektionsfällen stark belastet.

Gesundheitsamt des Kreises Wesel kümmert sich nicht nur um die Pandemie

Wie stellt sich die Situation dort dar? Derzeit arbeiten im Gesundheitsamt laut Angaben des Kreises 135 Personen, die neben ihren Pflichtaufgaben auch mit der weiteren Pandemiebewältigung beschäftigt sind. Das reine Stamm-Personal reichte aber in den vergangenen Infektionswellen nicht aus, es brauchte zusätzliche Kräfte. Neben der Bundeswehr unterstützten auch Mitarbeitende aus anderen Vorstandsbereichen des Kreises.

Im Februar hat Landrat Ingo Brohl im Interview mit unserer Redaktion diesen Pool von Mitarbeitenden erwähnt, mit dem das Gesundheitsamt flexibel auf Lagen reagieren könne.

„Sollte sich die Lage weiter verschärfen, wird das Gesundheitsamt wieder auf Kräfte aus dem Pool zurückgreifen müssen“, schreibt die Pressestelle. Der genaue Einsatz bestimme sich aus den entsprechenden Anforderungen, mit hoher Wahrscheinlichkeit gehe es aber um Aufgaben der Datenerfassung. Die Möglichkeit dieser flexiblen und bedarfsbezogenen Unterstützung sei sehr wichtig, um eine dauerhafte Überlastung des Stammpersonals im Gesundheitsamt zu vermeiden, so der Kreis.

Corona-Zahlen werden derzeit nicht tagesaktuell gemeldet

Aktuell meldet das Kreis-Gesundheitsamt – wie andere Kommunen auch – keine Fallzahlen über das Wochenende, um die Mitarbeitenden dort zu entlasten. Aktuell sei nicht geplant, das wieder aufzunehmen. „Sollten sich die Regelungen auf Bundes- oder Landesebene ändern, wird die sich die Arbeit des Gesundheitsamtes daran ausrichten“, heißt es dazu. Auch bestehe immer die Möglichkeit, die täglichen Fallzahlen wieder zu veröffentlichen, aktuell sei das aber ebenfalls nicht geplant, auch hier beobachte der Kreis die Lage. Derzeit veröffentlicht die Verwaltung nur einmal pro Woche die wichtigsten Corona-Daten und verweist ansonsten an das Robert-Koch-Institut.

Auch der Corona-Krisenstab wurde inzwischen aufgelöst, weiterhin gibt es aber noch eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Steuerung der Pandemiebewältigung sowie dem Impfgeschehen beschäftigt, sie trifft sich alle zwei Wochen. Der Kreis will die Impfstellen in Moers sowie in Wesel weiter aufrechterhalten, sie werden aber regelmäßig auf mögliche Einsparpotenziale überprüft – so wurden zuletzt etwa die Öffnungszeiten der Impfstelle an der Niederrheinhalle angepasst. Die Finanzierung sei bis Jahresende zugesichert. Auch die mobilen Angebote soll es weiter geben.