Kreis Wesel. Viele entsorgen anonym ihren Müll im Altkleidercontainer. Andere Kreis-Weseler wollen es richtig machen, sind aber unsicher. Was soll und darf?

Endlich den Kleiderschrank ausgemistet. Was davon darf in die Altkleidersammlung? „Die Leute packen alles in die Container, was durch die Klappe passt“, sagt Mike Seidel, Betriebsleiter des ASG Wesel, aus Erfahrung. Karl-Heinz Verhoeven, Vertriebschef bei der Kreis-Weseler Abfallgesellschaft, stimmt zu, von Textilsachen über Küchenabfall, mitunter schmutziger Windel bis hin zum Farbeimer sei alles dabei. Letzteres sei zu Beginn der Pandemie ein großes Problem gewesen, als die Wertstoffhöfe geschlossen waren. Herbert Hornung, Sprecher der Enni in Moers, klärt auf: „In Altkleidercontainer gehören ausschließlich noch tragbare Kleidungsstücke, Textilien wie beispielsweise Handtücher und auch Schuhe, idealerweise in einem sauberen Zustand. Sogenannte Lumpen, also nicht mehr verwendbare Textilien, Teppiche oder Federbetten dürfen nicht eingeworfen werden.“

Auf die Saison müssen die Spender übrigens nicht achten, Winterjacken und -schuhe sind auch im Sommer willkommen, „da können die Verwerter mit umgehen“, versichert Verhoeven. Verschlissenes ist heute kaum noch verwertbar – das liege am hohen Kunstfaser-Anteil.

Sauber, trocken und noch brauchbar sollten die Textilien sein

Container „bieten sich an“, um Müll anonym loszuwerden. Das bedeutet enorme Mehrarbeit und es ruiniert an sich gute Kleidung. Sauber sollten die Altkleider sein, und trocken. Vor dem gefüllten Behälter abgestellte Sachen werden oft nass und damit unbrauchbar. Ebenso wie lose eingeworfene Schuhe: Das Gegenstück verschwindet fast sicher in der Kleidermenge.

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Was geschieht mit den gesammelten Sachen? Der ASG Wesel, ein Kommunalbetrieb, der wie Dinslaken, Kamp-Lintfort, Hamminkeln und Rheinberg selbst sammelt, sortiert die Füllungen grob vor, wie Mike Seidel erläutert: Teppiche, Schlafsäcke, Hausmüll, Zerrissenes oder Verschmutztes fliegt heraus. Andere Kommunen wie Moers stellen eigene Container auf, geben das Sammeln aber in andere Hände, erläutert Verhoeven. Die Ladung der Kommunen geht an die Kreis-Weseler Abfallgesellschaft am Asdonkshof in Kamp-Lintfort, die sie an professionelle Sortierer und Verwerter in ganz Europa verkauft. Mitunter teilten sie die Ware in bis zu 200 unterschiedliche Qualitätsstufen ein und verwerteten sie entsprechend weiter, so Verhoeven.

Zerschlissene Kleidung lässt sich kaum weiterverwerten

Wie sich so eine Containerladung vermarkten lässt, erläutert Seidel anhand seiner Erfahrungen: 15 bis 18 Prozent seien Textilien guter Qualität. Sie gehen an den europäischen Second-Hand-Markt, der sehr anspruchsvoll ist. Weitere 50 Prozent wandern in den außereuropäischen Markt, gehen nach Afrika, Asien, Osteuropa. Bleiben 15 Prozent, die zu sortenreiner Rohfaser verarbeitet werden, zehn Prozent zu Putzlappen. Zwar ist jeder Container anders, die Wiederverwertungsrate aber stuft Seidel als erfreulich hoch ein. Das ist nicht überall so.

Warum nicht auch zerschlissene Sachen verarbeiten, zu Putzlappen beispielsweise? „Das war früher besser möglich als heute“, erklärt Verhoeven. Als Kleidung noch aus Baumwolle hergestellt wurde, konnte sie zudem zu Dämmstoff verarbeitet werden. Synthetische Fasern eignen sich dafür nicht.

Container gezielt aussuchen hilft dem Gebührenzahler oder den Sozialverbänden

Spielt es eine Rolle, in welchem Container die überschüssige Garderobe landet? In der Regel, geben Enni, ASG und Kreis-Weseler Abfallgesellschaft an, gehen öffentliche Standorte an kommunale Container oder an karitative Einrichtungen, DRK, Caritas und Kolpingfamilie beispielsweise. „Dennoch gibt es Kooperationen zwischen privaten Altkleidersammlern und privaten Grundstückseigentümern. In diesen Fällen stehen entsprechende Altkleidercontainer beispielsweise auf Parkplätzen an einigen Supermarktketten“, erläutert Enni-Sprecher Herbert Hornung. Die seien genau genommen eine Konkurrenz für den Gebührenzahler. Gewerbliche Sammlungen müssen dem Kreis Wesel gemeldet werden.

Wer seine Altkleider in einen karitativen Container wirft, unterstützt damit den jeweiligen Verband. Der Erlös der kommunalen Sammlungen fließt in den Gebührenhaushalt. Zudem ist der Altkleidermarkt launisch: Die kommunalen Container, in der Regel auch die karitativen, bleiben, egal wie hoch der Preis für die Verwertung gerade ist. „Das ist bei den meisten privaten Sammlern anders. Wenn sich keine ausreichenden Gewinne mehr abschöpfen lassen, sind deren Sammelcontainer oftmals genauso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen sind“, sagt Hornung.