Düsseldorf. Stadt Düsseldorf und Kleiderkammern müssen viele gesammelte Kleidungsstücke wegschmeißen. Oftmals finden sie „nur noch Lappen“ in den Säcken.
Der Schrank ist voll, doch die Hälfte der Klamotten entweder nicht mehr, trifft nicht mehr den Geschmack oder soll einfach aus anderen Gründen weg. Viele Düsseldorfer nutzen dafür Altkleider-Container und Kleiderkammern, um ihre alten Klamotten loszuwerden. Doch oftmals sind die Waren schon zu kaputt, zu verschließen – und müssen doch noch weggeworfen werden.
Größere Mengen an Altkleidern
Nur rund 57 Prozent der Sammelware aus rund 600 Düsseldorfer Containern der Awista können als Kleiderstücke weiter verkauft, „überwiegend nach Osteuropa, den Mittleren Osten, Mittelasien sowie der afrikanische Kontinent“, sagt ein Stadtsprecher. Weitere 29 Prozent gehen als Reißware in die Produktion von Malervließ, Putzlappen oder Schalldämm-Material. Rund 14 Prozent der Sammelware eignet sich nicht für eine weitere Aufarbeitung und wird zum Beispiel in Müllverbrennungsanlagen entsorgt, so der Sprecher weiter.
Neben der schlechten Qualität verursachen Fehlbefüllungen etwa durch Hausmüll, Hausrat oder Renovierungsabfälle die Wiederverwendbarkeit von Kleidungsstücken.
Gleichzeitig steigt die Altkleidermenge bei den Containern der Awista seit Jahren an – von 1697 Tonnen in 2010 auf 2961 Tonnen im Jahr 2020. Als Grund dafür nennt der Stadtsprecher die „Fast fashion“, also dass die Kollektionen schnell und trendbezogen auf den Markt sollen, aber zu niedrigen Preisen produziert werden.
„Nur noch Lappen“ in den Sammlungen
Ein Problem, dass Annemarie Schneeloch nur allzu gut kennt. Sie gehört zum Team der Kleiderkammer der katholischen Kirche Derendorf/Pempelfort. Besser bekannt als „Jacke wie Hose“. „Wir bekommen leider viel unnützes Zeug. Die Klamotten werden nicht mal gewaschen“, so Schneeloch. Wegen Corona müssen die Mitarbeiter die Kleidung an der frischen Luft auspacken und dann noch einmal in Kisten sortieren. Oft finden sie dabei „nur noch Lappen“. „Es gibt nur noch billig, billig, billig - und das sieht man in der Qualität. Markensachen sieht man kaum noch“, so Schneeloch weiter.
Zum Beginn der Kleiderkammer, als sie noch im Dritte-Welt-Kreis der Pfarrei St. Rochus war, sei das anders gewesen. Jetzt kommen die Klamotten mit Müll – neulich mussten Schneeloch und ihre Kollegen eine ganze Sammlung wegwerfen. In den Beuteln waren schon die Motten.
Manche „Lappen“, die hier nicht mehr verkauft werden können, werden auch ins Ausland, nach Afrika transportiert. Doch der Transport ist teuer. „Wir wissen nicht, ob zukünftig noch Sachen transportiert werden können.“
Bei der Kleiderkammer wartet man zudem noch auf Spenden. „Früher waren wir tagelang damit beschäftigt, die Kleidung zu sortieren. Heute brauchen da zwei Mitarbeiter eine Stunde für.“
Vom Hersteller für eine Saison produziert
Bei den Fair Häusern in Düsseldorf, die von Renatec, einer Tochtergesellschaft der Diakonie, betrieben werden, kommt es auf die Spender an, wie die Qualität der Kleidung ist, so Sprecher Siegfried Herrmann. Bei Privatpersonen werden die Spenden oftmals persönlich entgegen genommen. „Da sind aber häufig schon sehr verwaschene, durchgetragene Stücke dabei“, so Herrmann. Die Kleidung wird dann gar nicht erst angenommen. „Die Kunden der Fair Häuser haben schon Ansprüche an die Qualität – und wir sind auch keine Müllentsorger“, so Siegfried Herrmann weiter. Auffällig bei der Kleidung sei, dass sie oftmals „vom Hersteller für eine Saison produziert wurde – und vom Verbraucher dann auch nach einer Saison weggeworfen wird“. Dabei sei Nachhaltigkeit sehr wichtig. „Viele Stücke können aber auch nicht mehr recycelt werden, da sie aus Kunstfasern bestehen. Da kann man nichts machen.“
Qualitätsmäßig anders sieht es indes bei den Firmenspenden aus. „Das ist da quasi Neuware mit Defiziten, die dem Käufer aber nicht auffallen, etwa wenn an der Gesäßtasche nur eine statt zwei Nähten ist.“
Auch bei den zwei Düsseldorfer Oxfam Shops werden Spenden direkt von den Mitarbeitern entgegen genommen, so Sprecherin Andrea Frey. So wird nur hochwertige Ware entgegen genommen. Dieser Qualitätsanspruch sei den meisten Leuten, die dort Sachen abgeben, aber auch bekannt, so Frey.