Kreis Wesel. Alter bringt auch Enttäuschungen und Verluste mit sich. Viele Senioren macht das psychisch krank: die Bilanz der Kreis Weseler Fachberater.

Menschen im Kreis Wesel werden immer älter und zunehmend haben Seniorinnen und Senioren mit psychischen Problemen zu kämpfen.

Ältere Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen und ihre Angehörigen finden im Kreis Wesel Hilfe bei den gerontopsychiatrischen Fachberatungsstellen – angesiedelt bei den beiden Krankenhäusern mit einer psychiatrischen Abteilung: St. Vinzenz in Dinslaken und St. Nikolaus in Rheinberg. Hinzu kommen die Beratungsstellen, die sich ausschließlich mit Demenz befassen, rechtsrheinisch bei der Caritas für die Dekanate Dinslaken und Wesel angesiedelt, linksrheinisch bei der Grafschafter Diakonie, Diakonisches Werk Kirchenkreis Moers. Die Beratung ist kostenlos. Jetzt liegt der Arbeitsbericht für die Jahre 2019 bis 2021 dem Fachausschuss des Kreises vor – es gab viel zu tun.

Corona bremste die Arbeit aus, erhöhte aber die Nachfrage

Zunächst hieß es, mit Covid umzugehen: Beratungen gab es zeitweise nur telefonisch, die fünf Gesprächskreise des Caritasverbandes für die Dekanate Dinslaken und Wesel fielen aus. Das Café Vertellekes, ein Kontaktangebot der Grafschafter Diakonie Moers, wurde 2020 eingestellt - Corona machte die Arbeit unmöglich.

1230 Menschen suchten 2019 eine Fachberatungsstelle auf, 2020 waren 1266, im vergangenen Jahr 1287 – der Bedarf steigt stetig, vor allem im Bereich der gerontopsychiatrischen Fachberatung, die an die Krankenhäuser angebunden ist. Laut Bilanz nehmen Patienten häufig während ihres stationären Aufhaltes bereits den Kontakt auf, das fällt leichter als aus eigener Kraft eine Beratungsstelle aufzusuchen.

Demenz ist zunehmend ein Thema hochbetagter Menschen, wie der Altersschnitt der Demenzberatungsstellen zeigt: Der Anteil der 81- bis 90-Jährigen lag 2017 noch bei 46 Prozent, 2021 waren es bereits 54 Prozent.

Hilfe beim Umgang mit der Pflegeversicherung – viele haben keine Pflegegruppe

Mehr als die Hälfte der Neuzugänge, gerade bei der gerontopsychiatrischen Fachberatung, haben keinen Pflegegrad. Nicht, weil der ihnen nicht zustünde, so der Arbeitsbericht. Die Beraterinnen und Berater unterstützen diese Menschen – Hilfsbedürftige sollen die Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, die ihnen zusteht.

Ältere Menschen, so die Fachberater, sind häufiger und länger krank, leiden oft unter mehreren körperlichen und psychischen Problemen. Im Alter kann vieles krank machen: kritische Lebensereignisse, meist Verluste. Der Bericht nennt den Austritt aus dem Berufsleben, finanzielle Einschränkungen, den Tod nahestehender Personen. Die Diagnosen sind vielfältig, typische Klientinnen und Klienten gebe es in keiner der Beratungsstellen, so ein Fazit. Eine Herausforderung der Arbeit ist es, allein lebenden Menschen ein ambulantes Hilfsangebot zu unterbreiten. Obwohl sie kaum Hilfe aus ihrem Umfeld bekommen, soll ihnen das Heim erspart bleiben.

Prognose: Der Bedarf wird steigen, die Angebote müssen ausgebaut werden

Der demografische Wandel, so die Prognose, wird einen Ausbau der Unterstützungsangebote vor der Haustür erforderlich machen: Die Gesellschaft wird älter, Tages- und Kurzzeitpflegeangebote müssen ausgebaut werden. „Auch stationäre Einrichtungen mit geschützten oder geschlossenen Bereichen werden mehr und mehr nachgefragt werden“, heißt es im Arbeitsbericht.