Kreis Wesel. Der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Wesel, Johannes Leuchtenberg, über Gloria, Gänse, Flächenfraß und seine Erwartungen an eine neue Regierung.

Politikerinnen und Politiker heben gerne die große Bedeutung der Landwirtschaft hervor. Gleichzeitig sorgen ihre Entscheidungen häufig und zunehmend dafür, dass Landwirtinnen und Landwirte ihre Arbeit unter immer schwierigeren Bedingungen und Voraussetzungen machen müssen. Damit müsse nach der Landtagswahl Schluss sein, sagt Johannes Leuchtenberg. Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Wesel, was er und seinen Kollegen von einer neuen Landesregierung erwarten. Das ist vor allem: „Klare Kante!“ Und das, so Leuchtenberg, beziehe sich auf viele Bereiche.

„Wir hoffen auf ein Landwirtschaftsministerium, das genug Mumm hat, bei Gloria durchzugreifen“, sagt Leuchtenberg mit Blick auf die Wolfsdame, die sich im Bereich Schermbeck angesiedelt hat und der gemeinsam mit ihrem Nachwuchs bereits das Etikett „Problemrudel“ anhaftet.

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„Dieses Rudel hat gelernt, Zäune zu überwinden“, sagt der Kreisvorsitzende und stellt eine in Naturschutzkreisen höchst unpopuläre Forderung: „Wenn noch mehr Schäden entstehen, müssen diese Wölfe entnommen werden.“ Heißt: Abschuss! Dabei ist der Landwirt nicht gegen die Ansiedlung von Wölfen im Kreis Wesel. Allerdings exportiere man das Problem weiter, sobald Glorias Nachwuchs den Rudel verlasse und sich auf die Suche nach neuen Revieren mache. Das müsse man verhindern.

Ein weiteres Problem seien die riesigen Schäden durch Sommergänse, so Leuchtenberg weiter. „Sie fressen die Getreidebestände weg und bekoten die Flächen anschließend.“ Kein einziges Projekt dagegen sei bislang erfolgreich gewesen. Auch da wünscht sich die Kreisbauernschaft mehr Unterstützung aus Düsseldorf.

Was denken die Landwirte über die Politik und welche Erwartungen haben sie an eine neue Landesregierung?
Was denken die Landwirte über die Politik und welche Erwartungen haben sie an eine neue Landesregierung? © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool | Lars Fröhlich

„Wir brauchen eine Landesregierung, die uns hilft“, sagt Johannes Leuchtenberg klar und deutlich, denn Hilfe habe es in den vergangenen Jahren nicht wirklich aus Düsseldorf gegeben. Vor allem beim Schutz landwirtschaftlicher Flächen.

Kreisbauernschaft Wesel fordert von einer neuen Landesregierung mehr Unterstützung

„Der Landesentwicklungsplan ist für uns eine Katastrophe.“ Anders könne man das gar nicht mehr nennen, so der Vorsitzende der Kreisbauernschaft. Der Kiesabbau, aber auch die Ausweisung von Straßen, Wohn- und Gewerbegebieten oder Ausgleichsflächen führten zu einem immensen Flächenfraß. „Landwirtschaftliche Flächen müssen geschützt werden“, sagt Johannes Leuchtenberg, nicht zuletzt angesichts der derzeitigen Versorgungsengpässe durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die sich immer weiter verschärfende Hungersnot in Afrika. Man müsse umdenken, sagt der Landwirt und stellt eine Forderung, die er selbst ziemlich ambitioniert nennt. Ziel müsse es sein, den Verbrauch von landwirtschaftlichem Ackerland und Nutzflächen bis 2030 auf Null zu senken.

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Doch wem nutzt das erhaltene Ackerland, wenn der Boden selbst problembehaftet ist? Etwa durch den Salzbergbau oder durch Strom- und Gasleitungen. Die Erdkabel von Stromleitungen zum Beispiel erwärmen den Boden laut Johannes Leuchtenberg um bis zu zwei Grad. Beim Anbau seien einige Böden dadurch wärmer als andere. „Im Sommer sind die dann ruckzuck trocken.“ Für beide Bereiche gebe es noch keine richtigen Lösungen, so Leuchtenberg, der mit Spannung auf das Ergebnis der Landtagswahl blickt.

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„Wichtig ist, dass man uns anhört und uns hilft“, sagt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Wesel erneut. Vor allem beim Wolf und beim Flächenfraß habe diese Hilfe in der vergangenen Legislaturperiode gefehlt.