Kreis Wesel. Ist die Corona-Pandemie etwa vorbei? Der Kreis Wesel berichtet jedenfalls ab dieser Woche nicht mehr täglich über die Zahlen dazu. Die Gründe.

Zur täglichen Routine dieser Redaktion gehört seit mehr als zwei Jahren der Blick in die Mitteilung des Kreisgesundheitsamtes über die aktuellen Corona-Zahlen: In welcher Stadt oder Gemeinde gab es die meisten Neuinfektionen? Wie ist die Lage in den Krankenhäusern? Klettert die Sieben-Tage-Inzidenz nach unten oder oben? Jeden Mittag beantwortete die Verwaltung diese Fragen in einer Pressemitteilung und auf ihrer Internetseite – in der Regel so zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk, von manchen technischen Störungen mal abgesehen. An diesem Montag blieb das Postfach leer.

Denn der Kreis Wesel hat mit Beginn dieser Woche seine tägliche Meldung über die Corona-Daten eingestellt. Die Verwaltung informiert die Öffentlichkeit jetzt nur noch freitags darüber, wie sich die Zahlen entwickelt haben – darin werden die Neuinfektionen, die Zahl der Genesenen und die Todesfälle auch weiterhin nach Kommunen aufgeschlüsselt. Zudem soll über die Entwicklungen in den Kliniken im wöchentlichen Vergleich berichtet werden. Wer sich hingegen täglich über die kreisweiten Fallzahlen oder die aktuelle Inzidenz informieren möchte, den verweist die Verwaltung auf die im Internet abrufbaren Auswertungen des Landeszentrums Gesundheit (LZG) und des Robert-Koch-Institutes.

Das Gesundheitsamt in Wesel und die Pressestelle, die für die Veröffentlichung der entsprechenden Mitteilung zuständig ist, folgen damit dem Vorbild anderer Behörden, wie etwa dem benachbarten Kreis Recklinghausen oder dem Kreis Mettmann – dort gibt es schon seit einiger Zeit nur noch wöchentliche Informationen über die kommunale Corona-Lage.

Corona im Kreis Wesel: Verwaltung meldet Daten weiterhin

Ist die Pandemie also damit vorbei, quasi behördlich abgesegnet von den Kreisverwaltungen im Land? So sei es natürlich nicht, wie Kreissprecherin Anja Schulte betont. Viel mehr hat die Behörde nach Wegen gesucht, wie sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsamt entlasten kann. „Das ist ein kleiner Beitrag, wie wir im Gesundheitsamt etwas gegen das Corona-Übermaß machen können“, sagt Schulte.

Die Logik dahinter ist eindeutig: Wer nicht mehr täglich Daten aufbereiten muss, sondern nur noch einmal in der Woche, der spart Zeit – und kann sie für andere Aufgaben einbringen, die sonst liegen bleiben. Allerdings stellt die Verwaltung die Erfassung der Corona-Daten nicht plötzlich ein, die aktuellen Fallzahlen werden weiterhin täglich an die übergeordneten Behörden übermittelt.

Kreisverwaltung Wesel: Die Inzidenz verliert an Bedeutung

Aus Sicht der Verwaltung noch ein Argument für die Einstellung der tägliche Infos an die Öffentlichkeit: „Die Inzidenz verliert an Bedeutung“, sagt Kreissprecherin Schulte. Die Zeiten, in denen der Wert eines Kreises noch über die Strenge der Schutz-Maßnahmen entschieden hat, liegen gut ein Jahr zurück – Stichwort: Corona-Notbremse. Angesichts von weitreichenden Lockerungen, scheint der Blick auf die reinen Zahlen ohnehin bei immer mehr Menschen in den Hintergrund zu rücken – wer kennt schon noch den aktuellen Sieben-Tage-Wert im Kreis Wesel?

Eine Antwort auf diese Frage bekommt man nun nicht mehr direkt beim Kreis: Am Dienstag liegt die Inzidenz bei 771,8, das Robert-Koch-Institut hat 624 Neuinfektionen registriert. Zum Vergleich: Ihren Höchststand erreichte die Inzidenz im Kreis Wesel nach Angaben des Landeszentrums für Gesundheit Anfang Februar mit 1858,5 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche.