Kreis Wesel. Wegen des hohen Dieselpreises befürchten viele Taxiunternehmen im Kreis Wesel das Aus. Die Kreisverwaltung ist bereit, die Gebühren zu erhöhen.

Erst im November gab es eine neue Gebührenordnung für Taxis im Kreis Wesel. Doch jetzt stehen die Unternehmen mit dem Rücken zur Wand – explodierende Dieselpreise machen einen auskömmlichen Betrieb aktuell unmöglich. Mit einem Hilferuf haben sich die Taxiunternehmer nun an den Kreistag gewandt: „Mit den momentan gültigen Taxentarifen ist es für jeden Unternehmer unmöglich, seinen Taxibetrieb wirtschaftlich zu betreiben“, schreiben Peter Schellen von Taxi Mewis in Neukirchen-Vluyn und Michael Dickmann, Taxi-Service Dickmann in Voerde für die Taxiunternehmen im Kreis.

Theoretisch müssten damit alle Genehmigungen entzogen werden, so sieht es das Gesetz vor, wenn das örtliche Taxengewerbe in seiner Funktionsfähigkeit bedroht ist. Sie bitten um schnelles Handeln: „Wir brauchen einen Energiekostenzuschlag von zehn Prozent zum Fahrpreis oder einen Zuschlag von 1,50 Euro pro Fahrt. Dieser Zuschlag würde nicht einmal die gesamten Mehrkosten decken, sondern lediglich einen Teil“, heißt es in dem Brief.

Neue Gebührenordnung bleibt in der Schublade - warten auf den Bund

Der Kreis kann die Not der Taxiunternehmer, durch Corona ohnehin gebeutelt, nachvollziehen, hat aber die bereits vorbereitete Erhöhung der Tarife dem Kreisausschuss noch nicht zum Beschluss vorgelegt: Landrat Ingo Brohl will abwarten, ob der Bund seine am 24. März veröffentlichten Maßnahmen jetzt umsetzt. Unter anderem ist eine Absenkung der Energiesteuer auf Kraftstoff für drei Monate angekündigt, Benzin um 30 Cent, Diesel um 14 Cent.

Geschieht das nicht, wird der Kreis Wesel den neuen Taxitarif per Dringlichkeitsentscheidung in Kraft setzen, so Brohl. Die dazu bereits angehörten kreisangehörigen Städte und Gemeinden, die Industrie- und Handelskammer Duisburg, die Gewerbeaufsicht, die Fachgewerkschaften und auch die Verkehrsverbände haben keine Bedenken dagegen erhoben.

Nach dem Fahrgasteinbruch durch Corona ringen die Taxi-Unternehmer nun mit den hohen Dieselpreisen.
Nach dem Fahrgasteinbruch durch Corona ringen die Taxi-Unternehmer nun mit den hohen Dieselpreisen. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Taxifahren würde nach dem neuen Tarif teurer

Kommt der neue Tarif, sieht er so aus: Die Grundgebühr steigt von 4,50 Euro auf 5 Euro in der Zeit der Pandemie mit Maskenschutz, danach von 4,20 auf 4,50 Euro. Der gefahrene Kilometer wird wochentags von 6 bis 23 Uhr um zehn Cent teurer und kostet dann 2,40 Euro, nachts und an Feiertagen 2,60 Euro, das ist ebenfalls eine Anhebung um zehn Cent.

Die Taxiunternehmer rechnen ihre Kostensteigerung vor. Demnach schluckt ein Taxi rund 7,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Bei einem Preis von 2,30 Euro pro Liter sind das 18 Cent pro Kilometer. Neben Personalkosten (60 bis 65 Prozent), Versicherung, Steuer, Reparaturen und Verschleiß (25 bis 30 Prozent) liegt der Energiekostenanteil bei zehn Prozent, so die Unternehmer. Beim aktuellen Tarif dürfte nach ihrer Rechnung der Energieanteil bei 23 Cent liegen, tatsächlich sei er aber auf 50 Cent gestiegen. „Das heißt, dass mittlerweile der Energieanteil bei über 25 Prozent des gesamten Tarifs liegt.“ Bei diesen Zahlen sei ein Taxibetrieb nicht mehr wirtschaftlich.