Kreis Wesel. Der Kreis Wesel möchte eine umfassende Initiative für höhere Recyclingquoten im Hochbau gründen. Dazu sucht er auch den Kontakt zu Hochschulen.

Die politische Bereitschaft, im Kreis Wesel eine breit angelegte, fundierte und zukunftsweisende Initiative für Recyclingbaustoffe zu gründen, ist groß. Das zeigte die Resonanz der Mitglieder des Umwelt- und Planungsausschusses am Dienstagabend auf den Antrag, den CDU und Grüne gestellt hatten. Darin fordern sie die Kreisverwaltung auf, ein Konzept für eine „Recyclinginitiative Niederrhein“ zu erstellen, mit der neue Betriebe angesiedelt sowie Kooperationen mit Fachhochschulen und Universitäten geschlossen werden, um Recyclingbaustoffe auch verstärkt im Hochbau einzusetzen. Dadurch soll vor allem die Kiesabbaumenge im Kreis Wesel reduziert werden.

„Wir müssen sehen, dass wir die Recyclingquoten nach oben bringen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Arnd Cappell-Höpken. Dass es damit allein nicht getan ist, weiß auch Cappell-Höpken. Gerade im Hochbau werden andere Baustoff-Anforderungen hinsichtlich der Qualität verlangt als im Tiefbau. Dort wird Recyclingmaterial bereits umfangreich eingesetzt. „Wollen wir hoch hinaus, wird es teurer“, sagte der Ausschussvorsitzende Udo Bovenkerk (CDU) griffig (siehe Box). Insofern gebe es dicke Bretter zu bohren, so Bovenkerk weiter, der hinsichtlich einer Recyclinginitiative forderte, „bahnbrechend tätig zu werden“. Man müsse eine Initiative mit großer Strahlkraft schaffen, sagte der Vorsitzende.

Große Initiative soll den Kreis Wesel zum Zentrum für Baustoff-Recycling machen

Wie teuer eine solche Strahlkraft womöglich wird, konnte und wollte die Kreisverwaltung am Dienstag nicht sagen. Einen Schnellschuss könne man sich gerade in einer Frage dieser Tragweite nicht leisten, sagte das zuständige Verwaltungsvorstandsmitglied, Helmut Czichy, und bat um Verständnis. Zunächst müsse man Kontakte zu Hochschulen und Experten knüpfen, damit man wisse, „welche Hebel man alle ziehen muss“, um eine Recyclinginitiative dieser Größenordnung auf den Weg zu bringen.

Deshalb werde man auch bis zum Kreistag am Donnerstag, 31. März, keine Kostenaufstellung präsentieren können, so Czichy, der sich aber freute. „Ich bin dankbar für diesen Antrag.“ Auch er sei sich im Klaren darüber, „dass der am meisten gebeutelte Kreis auch die größte Expertise bereithalten muss“. Man werde sich bestimmt unterjährig darüber unterhalten, was finanziell auf den Kreis zukomme, sagte Czichy.

Die anderen Fraktionen und Mitglieder im Umwelt- und Planungsausschuss unterstützen den Vorstoß für eine Recyclinginitiative im Kreis Wesel grundsätzlich. Heinrich Heselmann von der SPD merkte indes an, dass weder bei den Kosten noch bei den Recyclingquoten zumindest ein gewisser Rahmen gesteckt worden sei. Es müsse „noch mehr Fleisch an die Rippen“, sagte Heselmann auf NRZ-Nachfrage. „Aber vom Grundsatz her sind wir absolut dafür.“

Einen Beschluss für die Recyclinginitiative fasste der Umwelt- und Planungsausschuss nicht, sondern schob die Entscheidung in den Kreistag. Den ersten Schritt in Richtung Initiative machten die Ausschussmitglieder dennoch.

>>> Wo bereits Recyclingbaustoffe eingesetzt werden<<<<<<
Im Umwelt- und Planungsausschuss gab Helmut Czichy auf FDP-Antrag einen Überblick über die eingesetzten Recyclingsbaustoffe (RC) bei den großen Berufsschul-Bauprojekten im Kreis: in Moers und in Dinslaken.

Während in Moers durch die frühen Planungen RC-Material ausschließlich als Tragschichten für Straßen, Wege und Parkplätze verwendet wird, setzt die Verwaltung beim Berufsschulcampus in Dinslaken den Kreistagsbeschluss zum nachhaltigen Bauen um. Dies umfasst unter anderem den Bau der neuen 4-Fach-Turnhalle. Bei der Verwendung von Recyclingbaustoffen geht die Verwaltung derzeit von Mehrkosten in Höhe von 15 Prozent gegenüber normalem Beton aus.

Grundsätzlich gelte: Da, wo der Einsatz von RC-Material möglich und betriebswirtschaftlich geboten sei, werde es verwendet. Allerdings sei die Bereitstellung von RC-Beton in großen Mengen eine große Herausforderung, weil die Lieferwege nicht länger als 90 Minuten sein dürften und es derzeit nur wenige Anbieter gebe.