Kreis Wesel. Die Arbeitsbelastung im Gesundheitsamt des Kreises Wesel ist hoch, der Aufwand für die täglichen Meldungen der Corona-Zahlen kaum zu schaffen.

Es gab Zeiten in dieser Pandemie, als bei einem Inzidenzwert von 100 Verschärfungen in Kraft traten. Ein paar Infektionswellen weiter liegt dieser Wert, der die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern angibt, stabil jenseits von 1000 – in NRW wie auch im Kreis Wesel. Doch bilden diese Zahlen die Pandemielage überhaupt noch ab?

„Wir haben die tagesscharfe Erfassung der aktuellen Infektionszahlen bis Dienstag noch vollumfänglich leisten können“, sagt Landrat Ingo Brohl auf Nachfrage dieser Redaktion. „Jetzt ist das, wie offenbar in den meisten Städten und Kreisen, nicht mehr tagesaktuell möglich.“ Die aktuellen Inzidenzwerte seien deshalb nicht mehr wirklich aussagekräftig.

Kritik am aktuellen Meldeverfahren der Gesundheitsämter wird laut

Seit Wochen ächzen die Gesundheitsämter unter den hohen Infektionszahlen und der Omikron-Welle. Durch das Infektionsschutzgesetz seien sie verpflichtet, umfangreiche Angaben sämtlicher positiv getesteten Personen und deren Kontaktpersonen zu erheben und zu melden, heißt es in einer Mitteilung des Landkreistages Nordrhein-Westfalen.

Der kommunale Spitzenverband der 31 Kreise des Landes mit rund elf Millionen Einwohnern warnt daher vor einer Überlastung und fordert eine massive Reduzierung des Verwaltungsaufwands. „Die Aufgaben der Gesundheitsämter müssen stärker auf die aktive Pandemiebekämpfung, etwa auf den Schutz der vulnerablen Bevölkerungsgruppen vor Ort ausgerichtet werden“, wird der Präsident des Landkreistages, Thomas Hendele, zitiert.

Seinem Ärger über die Belastung des Gesundheitsamts hat in diesen Tagen etwa auch der Euskirchener Landrat Markus Ramers (SPD) Luft gemacht. Zu viel Zeit werde für die Erfassung und Meldungen von Testergebnissen, zu wenig für die Beratung der Menschen und den Infektionsschutz verwendet, sagte er bei WDR 5. Er kritisiert, das Gesundheitsamt werde zu einer „Außenstelle des Statistischen Landesamtes“.

„Die Lage ist personalwirtschaftlich sehr angespannt“, sagt der Kreis Weseler Landrat Ingo Brohl zur aktuellen Belastung im Gesundheitsamt durch die Corona-Pandemie.
„Die Lage ist personalwirtschaftlich sehr angespannt“, sagt der Kreis Weseler Landrat Ingo Brohl zur aktuellen Belastung im Gesundheitsamt durch die Corona-Pandemie. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Für Ingo Brohl sei diese Kritik durchaus nachvollziehbar. „Insbesondere bei der Meldung der Testergebnisse stehen Aufwand und Mehrwert beispielsweise für die Lagebeurteilung inzwischen in keinem Verhältnis mehr zueinander“, befindet der Kreis Weseler Landrat.

Einrichtungsbezogene Impfpflicht: Zusätzlicher Aufwand für Gesundheitsamt

Schon seit einiger Zeit konzentriert sich das Gesundheitsamt auf die Kontaktnachverfolgung bei den vulnerablen Personengruppen, wird von Kräften der Bundeswehr verstärkt und durch befristet eingestelltes Personal, wie Michael Maas, Vorstandsmitglied im Bereich Gesundheit im Kreis Wesel kürzlich erläutert hat.

„Die Lage ist personalwirtschaftlich extrem angespannt“, heißt es auch von Landrat Ingo Brohl. Er verweist auch auf den zusätzlichen administrativen Aufwand, der auf das Gesundheitsamt mit der Einführung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht Mitte März zukommt. Dieser müsse sich in klaren Grenzen bewegen. Brohl fordert einen einheitlichen Standard: „Hier ist der Bund in Abstimmung mit dem Land gefordert, um maximale Rechtssicherheit zu gewährleisten und die Gesundheitsämter und weiteren Verwaltungseinrichtungen nicht völlig zu überlasten.“

Info: Viele Anrufe im Servicecenter des Kreises

  • Das Informationsbedürfnis ist aktuell groß. Aufgrund der hohen Corona-Fallzahlen sei das Anrufaufkommen beim Kreis gestiegen, heißt es aus der Pressestelle. Vieles werde vom Servicecenter beantwortet, sobald es um Detailfragen ginge, komme das Gesundheitsamt wieder ins Spiel.
  • Das Servicecenter des Kreises hat vor der Pandemie pro Monat zwischen 15.000 und 20.000 Anrufen verzeichnet, im Dezember 2021 waren es 42.000. In diesem Januar erreichten das Servicecenter 83.000 Anrufe. Absoluter Spitzenwert war der April 2021 mit 143.00 Anrufen. Gestiegene Nachfragen gehen vor allem mit neuen Regeln oder Verordnungen einher, heißt es.
  • Was Betroffene bei einem positiven Coronatest tun müssen – dazu beantwortet der Kreis auf seiner Homepage die wichtigsten Fragen: https://kreis-wesel.de/de/themen/hinweise-zur-haeuslichen-quarantaene/