Kreis Wesel. Arbeiten zum Mindestlohn - das soll bald in den Hotels und Gaststätten des Kreises Geschichte sein. Die NGG erläutert den neuen Tarifvertrag.
Für Köchinnen, Kellner und Hotelangestellte hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gute Nachrichten: Von Mai an sollen die Löhne auf mindestens 12,50 Euro die Stunde in der unteren Tarifgruppe ansteigen - laut Gewerkschaft ist das ein Plus von 28 Prozent. Viele Ungelernte, erläutert NGG-Regionalchef Karim Peters, arbeiten bislang zum Mindestlohn, egal wie lange sie bereits in einem Betrieb sind - der liegt aktuell bei 9,82 Euro. Ab Mai erhalten sie 12,50 Euro, wer länger als viereinhalb Jahre in einem Betrieb ist, hat Anspruch auf 14 Euro. Das betrifft die unterste von zehn Tarifgruppen.
Viele Fachkräfte haben in der Pandemie der Branche den Rücken gekehrt
Wer eine Ausbildung hat, kommt künftig nach dem ersten Berufsjahr auf ein Plus von 17 Prozent. Nach viereinhalb Jahren steigt auch hier der Lohn an. „Das ist ein großer Wurf“, sagt der NGG-Regionalchef. Dass der möglich wurde, ist nicht zuletzt dem geänderten Arbeitsmarkt geschuldet: Es fehlen Fachkräfte. „Allein in NRW haben sich in den vergangenen zwei Jahren 20.000 Beschäftigte aus der Branche verabschiedet“, darin seien Teilzeiter und Minijobberinnen noch nicht eingerechnet. Das mache sich auch im Kreis Wesel deutlich bemerkbar. Als Hauptgrund nennt die Gewerkschaft die Kurzarbeit, die für hohe Lohneinbußen gesorgt habe.
„Die Corona-Pandemie hat das Gastgewerbe so hart getroffen wie kaum eine andere Branche. Mit dem kräftigen Lohn-Plus haben die Beschäftigten nach Lockdown und Kurzarbeit nun endlich wieder eine Perspektive“, sagt Peters. Der neuen Tarifvertrag, auf den sich die NGG und der Arbeitgeberverband Dehoga geeinigt haben, sieht eine weitere Lohnerhöhung von Mai kommenden Jahres an vor.
Treue zur Branche wird gesondert vergütet
Auch der Nachwuchs der Branche profitiert: Die Azubi-Vergütungen erhöhen sich zum August um bis zu 33 Prozent. „Außerdem zahlt sich die Treue zur Branche mehr aus. Bereits nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit steigt das Einkommen stark“, erklärt der Geschäftsführer der NGG-Region Nordrhein. Durch die Lohnerhöhungen werde die Arbeit an Theke und Tresen deutlich attraktiver. Darin sieht er einen wichtiger Beitrag gegen den Fachkräftemangel. „Mit dem starken Einkommensplus gibt es jetzt Licht am Ende des Tunnels. Besonders dann, wenn Cafés, Restaurants, Hotels und Pensionen bald wieder in den Normalbetrieb schalten können – stark sinkende Corona-Zahlen vorausgesetzt“, sagt Peters. Im Kreis Wesel gibt es laut NGG 6400 Beschäftigte in 620 Hotels und Gaststätten.