Kreis Wesel. Das Aus von Abellio und bauliche Maßnahmen sorgen für Einschränkungen im Bahnverkehr am Niederrhein. Das sind die Reaktionen aus dem Kreis Wesel.
Für Pendlerinnen und Pendler, die zwischen Oberhausen, Dinslaken und Wesel mit der Bahn unterwegs sind, wird es in den kommenden Wochen ungemütlich: Nach dem Aus von Abellio wird der Fahrplan vorübergehend ausgedünnt, der Wechsel zu Vias und der DB Regio muss organisiert, das Personal umgeschult werden. Fest steht bereits, dass der RE 49 vom 10. Januar bis 27. Februar entfällt. Das betrifft die Strecke zwischen Wuppertal und Wesel und damit auch Pendler aus dem Kreis Wesel. Zudem sind in den nächsten Monaten zahlreiche Baumaßnahmen geplant.
Dass es auf den ehemaligen Abellio-Linien chaotisch wird, sei zu erwarten gewesen, sagt Lothar Ebbers, Pressesprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn. Er begrüßt aber den „Übergangsfahrplan“. Es sei wichtig, dass das Angebot geplant runtergefahren werde, sonst verunsichere das die Fahrgäste nur.
Wiedereröffnung der Strecke zwischen Wesel und Bocholt: „doppelte Belastung“
Ebbers ist sich nicht sicher, ob schon absehbar ist, wie viele der ehemaligen Abellio-Mitarbeitenden zum neuen Unternehmen wechselten, rechnet aber mit einer hohen Quote. Der Vorteil: Sie kennen die Strecken – das ist auch für die Linie des RE 19 mit dem Grenzübertritt in die Niederlande hilfreich. Ebbers, der die Strecke des RE 19 als seine „Stammlinie“ bezeichnet, verweist auf die Bedeutung des grenzübergreifenden Bahnverkehrs. „Das ist eine Errungenschaft, auf die ich nicht mehr verzichten will.“ Angesichts des Abellio-Aus und der Umstrukturierungen in den kommenden Wochen blickt Ebbers skeptisch auf die für 1. Februar geplante Wiedereröffnung der Strecke zwischen Wesel und Bocholt. „Das wäre eine doppelte Belastung“, so der Bahn-Experte.
CDU und SPD im Kreistag trennen klar die Ursachen für die anstehenden Probleme. Da ist einerseits die Abellio-Pleite. „Abellio hat uns immer wieder versichert, dass sie den Verkehr bis zum 31. Januar aufrecht erhalten können“, sagt CDU-Fraktionschef Frank Berger, der auch in den Gremien des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr vertreten ist. „Jetzt ist ihnen der Atem ausgegangen.“ Die Folge sind Einschränkungen. Anders beurteilt Berger die Baustellenfrage: „Es wird die Infrastruktur gebaut, die wir immer gefordert haben. Man kann nicht eine bessere Infrastruktur fordern und jammern, wenn es Baustellen gibt.“ Oberleitungen, Gleise und Signalanlagen müssten erneuert werden, „wir haben an der RB31 gesehen, dass die Infrastruktur aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts stammte. Wir fahren auf hundert Jahre alter Infrastruktur...“
Beer: „Insolvenz zeigt, dass die Privatisierung Probleme mit sich bringt“
„Die Insolvenz zeigt, dass die Privatisierung Probleme mit sich bringt“, sagt Doris Beer, verkehrspolitische Sprecherin der SPD im Kreistag. Langfristig müssten in der gewollten Verkehrswende auch neue Formen gefunden werden, „kurzfristig müssen wir wohl in den sauren Apfel beißen“.
Zu den Reduzierungen durch den Übergang zu Vias kommen die die monatelangen Behinderungen durch Baustellen. „Wir brauchen die Baustellen, um den Bahnverkehr im Niederrhein-Netz zu modernisieren“, sagt Beer. „Wichtig ist, dass der Schienenersatzverkehr funktioniert, er muss zuverlässig, barrierefrei und sicher sein. Das war bei der Cölve-Brücke unterirdisch“, urteilt die Sozialdemokratin mit Blick auf die Baustelle zwischen Moers und Duisburg. Sie kündigt eine Initiative der SPD im Weseler Kreistag dazu an.