Goch-Pfalzdorf. . 26 Kinder kamen in Goch am Niederrhein mit einem gehörigen Schrecken davon. Auf dem Heimweg fuhr der voll besetzte Schulbus-Anhänger über einen Bahnübergang, als sich die Halbschranke auf den Anhänger senkte. Nur weil der Busfahrer weiterfuhr, kam es nicht zu einem Zusammenstoß mit einem nahenden Zug.

Wer wo im Busanhänger gesessen hat, an dieser Frage arbeitet der Opferschutzbeauftragte der Polizei, Karl Meurs, derzeit mit den betroffenen Schülern – zeitgleich läuft der Freitagsunterricht in den Klassenräumen an der Gesamtschule Mittelkreis wie gewohnt weiter. 26 der Schüler saßen Dienstag gegen 13.35 Uhr in einem Schulbus mit Anhänger, der die Heveling-straße in Richtung Motzfeldstraße – also gen Bahnübergang – befuhr (wir berichteten).

Nicht einfach ein „Unfall mit Sachschaden“

Während der 56-jährige Schulbusfahrer den Bahnübergang passierte, so erklärt es die Polizei in ihrer Pressemeldung, „senkte sich die Halbschranke auf den Anhänger des Busses und brach ab. Der Busfahrer setzte die Polizei in Kenntnis. Personen kamen nicht zu Schaden. Der entstandene Sachschaden beträgt ca. 4.500.- Euro.“

Ganz so unaufgeregt wie die Polizeimeldung (Titel: „Verkehrsunfall mit Sachschaden“) den Vorfall schildert, ist er für die betroffenen Kinder, deren Eltern, Lehrer, die psychologischen Betreuer oder die ermittelnden Beamten aber nicht.

Schock über Schrecksekunde

Schlussendlich kam zwar kein Mensch zu Schaden, weil kein Kind einen derartigen Schrecken erlitt, dass es beim Arzt behandelt werden musste. Aber der Schock über die Schrecksekunde ist mehr als ein „Unfall mit Sachschaden“: Die im Anhänger mitfahrenden Schüler sahen den Zug auf sich zurasen. Sie saßen im Schulbusanhänger, der auf den Schienen stand und nicht weiter fuhr. Die Schranke war zwischen Bus und Anhänger hinuntergefahren, als der Bus den Bahnübergang passieren wollte. Nur weil der Busfahrer weiterfuhr, die Schranke mitriss, kam es nicht zum Zusammenstoß mit dem Zug.

Ob das Lichtsignal am Bahnübergang nicht geleuchtet hat? Ob ein Fahrer bei der anscheinend neu eingeführten, mehr Platz für Schüler bietenden Transportvariante (statt Ziehharmonika-Bus nun Bus plus Anhänger) mehr Fahrzeit für den Bahnübergang einrechnen muss, bis das komplette Gefährt auf der anderen Seite ist? Solche Fragen werden seit Dienstag ermittelt. Auch die Befragung der Schulkinder gehört dazu. „Wir sind auf einem guten Weg herauszufinden, was die Ursache war“, sagt Polizeipressesprecherin Manuela Schmickler und merkt an: „Es ist etwas, was man verändern kann.“

Harmlose Unfalldarstellung der Polizei

Das hört wohl auch der stellvertretende Schulleiter der Gesamtschule, Erich Jännert, gerne. Er und seine Kollegen hatten am Mittwochmorgen vom Unfall erfahren, als betroffene Schüler das Gespräch suchten. Von Seiten der Polizei und der Stadt standen schnell erfahrene Ansprechpartner bereit – für Kinder wie Eltern. Per Mobilnummer war Opferschützer Karl Meurs sogar am Feiertag erreichbar, wenn jemand reden wollte.

Das alle Glück hatten, ist unbestritten. Trotzdem wundern sich aufmerksame NRZ-Leser wie Marion und Klaus-Peter Barth über die harmlose Unfalldarstellung. Ihre eigenen Kinder saßen mit in dem Bus, im vorderen Teil, wo sie nicht so viel vom Ablauf mitbekamen, erzählt ihre Mutter: „Trotzdem ist klar, dass sie sich in der Zukunft auch nicht in den Anhänger setzen werden.“